Immer wieder werden neue Gesundheitskampagnen vorgestellt, die das Bewusstsein für das Problem des Übergewichts in der Bevölkerung schärfen sollen. In Fernsehspots und auf Plakaten werden wir auf die Vorteile von gesunder Ernährung und Bewegung hingewiesen. US-amerikanische Forscher sagen jetzt aber, dass solche Programme einen unerwünschten Nebeneffekt haben können: Sie können dazu verleiten, mehr zu essen!
Drei Forscher von der University of Illinois in Champaign wollten wissen, wie Aufforderungen zu mehr Bewegung und Aktivität auf unser Unterbewusstsein wirken. Eine Reihe von Testpersonen wurde mit für Gesundheitskampagnen typischen Slogans aufgefordert, aktiver zu werden und mehr Sport zu treiben. Darunter waren etwa Aussagen wie "Machen Sie einen Spaziergang!" oder "Gehen Sie ins Fitnessstudio!". Einer zweiten Gruppe von Probanden wurden Aufforderungen gezeigt, die zu mehr Kontaktfreude und Offenheit aufriefen, etwa "Freunden Sie sich mit anderen an!". Nachdem ihnen die Nachrichten gezeigt wurden, konnten die Testteilnehmer etwas essen. Bemerkenswerterweise langte die erste Gruppe hier wesentlich mehr zu: Die Personen, die zu mehr Bewegung aufgerufen wurden, aßen circa 30 Prozent mehr als die anderen. Nicht nur plakative Slogans hatten diesen Effekt: Auch der unterschwellige, beiläufige Gebrauch von Wörtern wie "aktiv" ohne konkrete Aufforderung zu mehr Aktivität sorgte dafür, dass die Probanden 20 Prozent mehr Nahrung zu sich nahmen.
Eine der Autorinnen der Studie, die Psychologin Dolores Albarracín, sagte gegenüber dem Internetdienst "Science Daily", dass die Verantwortlichen für Gesundheitskampagnen solche unliebsamen Nebenwirkungen in ihre Planung einbeziehen sollten. Albarracín sieht in den Ergebnissen ihrer Studie eine Begründung für den ihrer Meinung nach oft geringen Erfolg von derartigen staatlichen Kampagnen.