Wie wichtig ist die Mundhygiene?
Experten sprechen der Mundhygiene eine große Bedeutung zu: zum einen für das seelische Gleichgewicht, zum anderen für die Gesundheit des Menschen.Saubere, gesunde Zähne begleitet von einem frischen Atem sind heutzutage ein von vielen erstrebtes Schönheitsideal. Sie werden häufig mit Attributen wie Erfolg und Macht verbunden. Die Industrie und die ästhetische Medizin haben diese Entwicklung längst erkannt und bieten sowohl die entsprechenden "Putzmittel" als auch die "Putzmethoden" an, um dem Ideal möglichst entsprechen zu können.
Sind Zähne und Zahnfleisch ungepflegt, kann sich das auf die Gesundheit des ganzen Körpers auswirken, auch darin sind sich die Fachleute heute einig. Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) sagt dazu: "Die mikrobielle Plaque ist nicht nur ein lokaler oraler Reizfaktor, sondern hat auch Einfluss auf die Allgemeingesundheit." Sie kann demzufolge kardiovaskuläre (also das Herz und das Gefäßsystem betreffende) Erkrankungen, Frühgeburten, Pneumonien (Lungenentzündungen) und andere verursachen oder begünstigen.
Was geschieht im Mund, wenn sich Zahnbelag bildet?
Jeder entwickelt Zahnbelag, der übrigens auch "Plaque" oder "Biofilm" genannt wird. Dieser Vorgang dauert etwa 24 bis 48 Stunden. Der Belag selbst besteht aus mehreren Milliarden Bakterien, die einen regen Stoffwechsel betreiben: Sie verarbeiten beispielsweise isolierte Kohlenhydrate und scheiden Säuren sowie bestimmte Zellgifte aus. Viele der auf diese Weise entstehenden Substanzen sind so aggressiv, dass sie Zahnschäden (Zahnkaries ), Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder gar Knochenabbau (Parodontitis ) verursachen können.Volkskrankheit Parodontis?
Parodontitis und Karies werden häufig auch als "Volkskrankheiten" bezeichnet. Fakt ist, dass "die zunehmende Verfügbarkeit von Fluoriden, eine verbesserte zahnärztliche Vorsorge sowie Versorgung und das zunehmende Mundgesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung in den industrialisierten Ländern Westeuropas seit den 70er-Jahren zu einem kontinuierlichen Rückgang der Karies (caries decline) geführt haben. Allerdings sind die entzündlichen Veränderungen des marginalen Parodonts im Erwachsenenalter nach wie vor außerordentlich weit verbreitet." So heißt es in einer Erklärung der BZÄK.Der aktuellen Studie "Parodontitislast in Deutschland – Versuch einer Bilanzierung" zufolge (veröffentlicht in der DZZ, der Deutschen Zahnärztlichen Zeitschrift, Heft 7/2008, Seite 464 bis 472) leiden "circa 4 bis 8 Prozent der Erwachsenen zwischen 35 und 44 Jahren und circa 14 bis 22 Prozent der Senioren (65 bis 74 Jahre) an einer schweren Parodontitisform". Bei rund 40 Prozent der Durchschnittsbevölkerung dürfte demnach eine moderate Zahnbetterkrankung vorliegen.
Die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein appelliert in einer Pressemitteilung vom Februar 2009 deshalb an alle, in die tägliche Mundhygiene neben den Zähnen auch das Zahnfleisch einzubeziehen: "Gefahr droht dem Zahnhalteapparat wie übrigens der gesamten Mundgesundheit durch Gifte in nicht entfernten Zahnbelägen. Diese dringen in das Zahnfleisch ein und lösen dort Entzündungen aus. Unbehandelt dehnt sich die Entzündung aus, zieht das Bindegewebe in Mitleidenschaft, führt zu Abbauprozessen des knöchernen Kieferfaches und nicht selten sogar zu Zahnverlust. Über die Blutbahn gelangt das Bakteriengift in alle Körperregionen und kann so an anderen Organen Erkrankungen auslösen oder bestehende Krankheiten begünstigen. Angefangen bei schweren Allgemeinerkrankungen über Krankheiten der Atemwege, Verengung der Herzkranzgefäße, Verschlimmerung des Diabetes bis hin zur Frühgeburt. Selbst zwischen Untergewicht von Neugeborenen und Zahnfleischentzündungen der werdenden Mutter soll neuesten Studien zufolge ein Zusammenhang bestehen."
Lohnt sich eine professionelle Zahnreinigung?
Laut BZÄK kommt "der Prophylaxe eine zentrale Bedeutung bei der Erhaltung der Mundgesundheit zu. In kaum einem anderen Bereich der Medizin ist es so wie in der Zahnheilkunde möglich, Erkrankungen zu vermeiden, frühzeitig zu erkennen oder eine Erkrankungsverschlimmerung zu verhindern. Die gründliche und regelmäßige Reinigung der Zähne und der Wurzeloberfläche stellt zahnmedizinisch gesehen die wichtigste Vorsorgemaßnahme dar."Wer sollte sich die Zähne professionell reinigen lassen?
Auch diese Frage beantworten die Zahnärzte Deutschlands einstimmig: "Es gibt kein Lebensalter, in welchem die Prophylaxe wirkungslos ist!"Wie sollte eine professionelle Zahnreinigung ablaufen?
Die Bundeszahnärztekammer empfiehlt folgendes Vorgehen für eine prophylaktische Zahnreinigung (Quelle: zm 91, Nr. 13, 1. 7. 2001, (1548)):- Inspektion der Zähne und des Zahnfleisches mittels spezieller Maßnahmen wie Anfärben von Belägen und Prüfen, ob Zahnfleischblutungen auftreten.
- Aufklärung des Patienten über die allgemeinen Ursachen und Folgen von Karies und Parodontopathien sowie über sein individuelles Risiko, daran zu erkranken.
- Entfernung aller erreichbaren Ablagerungen, sowohl der harten (Zahnstein und Verfärbungen) als auch der weichen (Plaque) auf den Zahnoberflächen, den sichtbaren Zahnwurzeloberflächen und in den Zahnzwischenräumen mit Bürstchen, Zahnseide, Interdentalbürsten, fein belegten Sandpapierstreifen, Ultraschallinstrumenten, sogenannten Scalern, Pulverstrahlsystemen und mehr
- Politur/Glätten der Zahnkronen beziehungsweise der sichtbaren Zahnwurzeloberflächen mit Polierinstrumenten und weichen –pasten. Es gilt: An glatten Oberflächen haften weniger krankmachende Keime.
- Beratung, Unterweisung, Instruktion und Remotivation des Patienten zur häuslichen Mundhygiene mit adäquaten Mundhygienehilfsmitteln.
- Remineralisierung des Zahnschmelzes sowie Fluoridierung der Zähne.