In Deutschland sollen mehr als 600.000 Frauen an einer Essstörung erkrankt sein. Deshalb gibt es die Initiative "Leben hat Gewicht - Kampf gegen den Schlankheitswahn".
Esststörungen in Deutschland: Magersucht, Bulimie & Co. begleiten den verbreiteten Schlankheitswahn
Rund sechs Prozent aller Frauen in Deutschland sind laut dem Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (DIET) an einer Essstörung erkrankt - Tendenz steigend. Die häufigsten Formen der Essstörungen sind
MagersuchtDie Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine psychische Essstörung. Betroffene sind mit ihrer Figur unzufrieden und wollen um jeden Preis abnehmen.
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Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa)Bulimie wird auch als Ess- und Brechsucht bezeichnet. Betroffene leiden unter Fressattacken, auf die meist ein selbst herbeigeführtes Erbrechen folgt.
mehr und Fressattacken (Englisch: "Binge Eating"). Sie treten häufig als Mischformen auf und sind schwer voneinander abzugrenzen. Laut dem Gemeinnützigen Verein "Hungrig-Online" (Link siehe unten) sind bei allen chronisch gewordenen Essstörungen lebensgefährliche körperliche Schäden möglich.
Essstörungen: "Leben hat Gewicht"
Um ein Umdenken in Sachen "Schlankheitswahn" zu erreichen, gründete Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan und der Publizistin Alice Schwarzer bereits 2007 die Initiative "Leben hat Gewicht - Kampf dem Schlankheitswahn" (Link siehe unten). Ziel derselben ist es, vor allem jungen Menschen ein positives Körperbild zu vermitteln und deren Selbstwertgefühl zu stärken. Oftmals beginnt gestörtes Essverhalten als Reaktion auf Probleme in der Familie, der Schule oder Arbeit. Dazu kommt, dass sich vor allem junge Mädchen und Frauen mit einem schwachen Selbstwertgefühl zu sehr an ihren schlanken Vorbildern aus der Welt der Stars und Sternchen orientieren. Schlanksein kann dann schnell zum Synonym für Erfolg, Schönheit und Glück werden. Und da beginnt meist der Teufelskreis: Die eigene Körperwahrnehmung wird zunehmend unrealistisch, man fühlt sich permanent zu dick und das Essen wird zum Feind.
Essstörungen verhindern
"Ich finde das Thema Essstörung wichtig, weil der Schlankheitswahn heute die Sucht Nummer Eins bei den Frauen in der westlichen Welt ist", erklärt Alice Schwarzer. Seit dem Start der Initiative haben sich ihr zahlreiche Organisationen und Prominente angeschlossen. Vor allem die Mitstreiter aus der Modebranche wollen dazu beitragen, dass das Körperbild realistischer in der Medienwelt dargestellt wird. Die Vorbilder für den perfekten Körper sind meist jene, die einem täglich schön und vor allem dünn in den Medien begegnen. Um den Modelmaßen nahe zu kommen, ist vielen Frauen und jungen Mädchen jede Diät recht. Doch wann wird dabei die Grenze von bewusster Ernährung hin zur Essstörung überschritten? Laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gibt es ein eindeutiges Zeichen dafür: "Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass sie sich ständig gedanklich und emotional mit dem Thema 'Essen' beschäftigen. Aus dem existenziell notwendigen Bedürfnis des Körpers nach Nahrung entsteht ein ernsthaftes psychisches, gesundheitliches und soziales Problem."
Essstörungen erkennen
Die Auswirkungen einer Essstörung können unterschiedlichster Natur sein. Am Offensichtlichen sind sie bei Magersüchtigen oder Dicken. Aber auch scheinbar "normalgewichtige" Frauen können unter Essstörungen leiden. Welche Signale sollten ernst genommen werden, um eine Erkrankung an Magersucht, Fresssucht oder Bulimie zu verhindern? Folgende Punkte könnten ein Anzeichen für eine Essstörung sein:
- Die Gedanken kreisen permanent um das Essen und eine schnelle Gewichtsabnahme.
- Die Nahrungsaufnahme wird zwanghaft kontrolliert.
- Ständiges Wiegen wird zum Zwang.
- Unterschiedlichste Diäten werden ausprobiert und jede Kalorie gezählt.
- Der permanente Verzicht auf Essen wird von Heißhungerattacken unterbrochen.
- Essen dient nur noch zur Gewichtsregulierung.
- Eine geringe Gewichtszunahme löst Panik aus.
- Nahrung wird bewusst erbrochen oder komplett verweigert.
Essstörungen ernst nehmen
Eine Essstörung kann viele Gesichter haben und viele unterschiedliche Auswirkungen. Eines haben jedoch alle Betroffenen gemeinsam: Laut BMG sind Essstörungen immer eine psychische Erkrankung, die therapeutischer Hilfe bedarf. Für die Behandlung gibt es viele unterschiedliche Formen. Hilfestellungen dazu gibt es bei Beratungsstellen.