Für die Studie (veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin "Behavioural Brain Research" 2010, 206(1):63-7) führten Wissenschaftler um Boris Suchan mit insgesamt 30 Frauen ähnlichen Alters, 15 davon magersüchtig und 15 gesund, eine Kernspintomografie durch. Dabei stellten die Forscher fest, dass die magersüchtigen Testpersonen mit einem geringeren Body-Mass-Index und weniger Gewicht auch ein geringeres Gehirnvolumen aufwiesen.
Besonders auffällig war die reduzierte Anzahl grauer Zellen jedoch in zwei Bereichen des Gehirns: Die eine der beiden Gehirnregionen ist primär für die visuelle Verarbeitung von Körperbildern zuständig, wie Forscher vor einigen Jahren herausfanden. Auch die zweite Region im oberen, hinteren Teil des Schläfenlappens steht in Verbindung mit der Verarbeitung menschlicher Körper.
"Diese Ergebnisse, die wir in dieser Studie zum ersten Mal gesehen haben, könnten eine Erklärung für das gestörte Körperbild von Anorexie-Patienten sein", erklärt Wissenschaftler Boris Suchan. Frauen mit Essstörung nehmen sich als übergewichtig wahr, obwohl sie eigentlich Untergewicht haben. Die gestörte Selbstwahrnehmung erschwert häufig eine erfolgreiche Behandlung der Magersucht.
Bisher ist jedoch noch nicht geklärt, ob die verringerte Anzahl grauer Zellen im Gehirn als Folge der Magersucht auftritt oder Ursache der Krankheit ist: "Ob es sich bei den Auffälligkeiten des Gehirns um eine Prädisposition handelt, die die Entstehung einer Essstörung begünstigt, oder um Veränderungen, die erst durch die Krankheit auftreten, müssen weitere Studien zeigen", so Suchan.