Schon lange rätseln die Amerikaner darüber, was genau für den starken Anstieg von Übergewicht und Adipositas seit den 70er-Jahren verantwortlich ist. Liegt es daran, dass die US-Bürger sich nicht genug bewegen? Essen sie zu viel? Liegt es an einer Kombination dieser beiden Faktoren? Beim European Congress on Obesity, einer Konferenz zum Thema Übergewicht in Amsterdam, stellte ein australisches Forscherteam nun seine eigene Theorie vor, untermauert mit einer Studie: Die Amerikaner essen einfach wesentlich mehr als noch vor 40 Jahren, die steigende Zahl übergewichtiger Personen sei fast ausschließlich auf die Nahrungsaufnahme zurückzuführen.
Für ihre Untersuchung stellten die Forscher den Kalorienverbrauch von knapp 2.400 Personen fest, davon waren ungefähr 1.000 noch im Kindesalter. Es sollte dadurch herausgefunden werden, wie viele Kalorien im Alltag verbrannt werden. Anschließend wurden historische Daten herangezogen: Durch die Analyse von Produktions- und Importstatistiken aus den 70er- und frühen 2000er-Jahren sollte ermittelt werden, wie viele Kalorien jeweils auf den einzelnen Amerikaner entfielen. Durch die Kombination dieser Daten mit den Untersuchungen zum Kalorienverbrauch der Probanden und offiziellen Studien zur Entwicklung des Gewichts der Amerikaner konnten die Wissenschaftler schlussfolgern, dass nur die gesteigerte Energieaufnahme verantwortlich für den Anstieg des Übergewichts der US-Bevölkerung ist.
Auch eine Lösung für das Problem des epidemieartig auftretenden Übergewichts haben die Forscher: Damit die erwachsenen US-Bürger das Durchschnittsgewicht der 70er-Jahre wieder erreichen, müssten sie ihre tägliche Kalorienaufnahme einfach um 500 Kilokalorien (kcal) reduzieren. Bei Kindern beträgt dieser Wert 350 kcal. Zwar ließe sich das selbe Ergebnis auch durch Sport erzielen, jedoch sei das eher unrealistisch: Nach Berechnungen der Wissenschaftler müssten Kinder sich dann jeden Tag 150 Minuten zusätzlich bewegen, Erwachsene 110 Minuten.
Die Ergebnisse der Studie könnten politische Auswirkungen haben – schon lange debattieren Wissenschaftler und Politik darüber, wie man dem Problem des Übergewichts begegnen soll. Nach Ansicht der australischen Forscher sollte man sich also nun darauf konzentrieren, die Amerikaner dazu zu bringen, weniger zu essen.