Die Attraktivitätsforschung befasst sich in erster Linie mit einer großen Frage: Welche Eigenschaften des menschlichen Körpers lassen ihn für andere schön wirken? Dass ein symmetrisches Gesicht als attraktiver empfunden wird, als ein asymmetrisches, wurde bereits mehrmals wissenschaftlich belegt. Die aktuelle Studie eines britischen Verhaltensbiologen besagt, dass auch beim Rest des Körpers Symmetrie darüber entscheiden kann, ob wir eine Person als attraktiv oder unattraktiv bewerten.
William M. Brown von der Brunel University in West London wollte zusammen mit seinen Kollegen herausfinden, wie ein Körper gebaut sein muss, um als attraktiv wahrgenommen zu werden. Zu diesem Zweck erstellten die Wissenschaftler 3D-Scans der Körper von 77 Menschen, die dann in Bezug auf Statur und Symmetrie ausgewertet wurden. Aus den Scans wurden Videos erstellt, die die Personen in einer 360-Grad-Rundumansicht zeigten. Wichtig: Der Kopf war auf den Videos nicht zu sehen, Hautfarbe und Behaarung wurden ebenfalls nicht dargestellt. So sollte gewährleistet werden, dass die Probanden später nur auf den Körperbau achten. Die Videos wurden schließlich 87 Personen gezeigt, die die dargestellten Körper auf einer Attraktivitätsskala bewerteten. Dabei urteilten die befragten Männer nur über das Aussehen von Frauen und andersherum. Die Auswertung der Fragebögen ergab schließlich, dass besonders stereotype geschlechtsspezifische Merkmale als attraktiv gelten: Männer sollten zum Beispiel möglichst breite Schultern haben, Frauen große Brüste und lange Beine. Diese Ergebnisse überraschen nicht, weil sie in ähnlichen Studien schon des Öfteren festgestellt wurden.
In Browns Forschungsprojekt wurde nun aber belegt, dass auch die Körpersymmetrie eine große Rolle in Bezug auf die Attraktivität von Menschen spielt. Die Körper von Menschen, bei denen sich der Bau der linken Körperhälfte von dem der rechten sichtbar unterschied, wurden als unattraktiv empfunden. Der Grund hierfür ist wohl wie so oft in der Evolution zu suchen: Ein Mensch mit einem gleichmäßigen, symmetrischen Körperbau soll nach Angaben der Forscher gesünder und damit besser für die Fortpflanzung geeignet wirken.
Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie in der aktuellen Ausgabe des US-Fachblatts "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America".