Das gilt demnach kulturenübergreifend und auch bei Affen. Im Fachmagazin "PLoS ONE" (Bd. 5, S. e2106) berichten die Wissenschaftler um Anthony Little (Universität in Stirling) darüber, dass die Unterscheidung zwischen männlich und weiblich den freiwilligen Testteilnehmern je leichter fiel, desto symmetrischer das zu beurteilende Gesicht war.
Für die Untersuchung hatten die Wissenschaftler mit Hilfe von Computersoftware Durchschnittsbilder afrikanischer Ureinwohner (Jäger und Sammler vom Volk der Hadza), Europäer und von Makaken-Affen erstellt: drei unterschiedliche Gesichtsmodelle, die je nach Wunsch mal mehr, mal weniger symmetrisch und jeweils in männlicher und weiblicher Ausführung waren.
Nach dem Zufallsprinzip wurden die Bilder den Versuchspersonen gezeigt und von diesen bewertet. Der Beurteilung lag das Kriterium "Welches Gesicht wirkt besonders typisch maskulin oder feminin?" zugrunde. Die Forscher fanden heraus, dass unsymmetrische Gesichter hinsichtlich des Geschlechts häufiger falsch zugeordnet werden. Frauen wurden als Männer eingeschätzt und umgekehrt. Je symmetrischer das zu beurteilende Gesicht, desto leichter fiel demnach den Testteilnehmern die geschlechtsspezifische Zuordnung.
Ein weiterer Versuch ergab, dass die Probanden Fotos von besonders symmetrischen Männergesichtern als typisch männlich einstuften – entsprechendes erbrachte der Versuch mit Frauen- und Affengesichtern.
Die Forscher ziehen das Fazit, dass die Symmetrie des Gesichts sowie die geschlechtstypischen Unterschiede zwischen Gesichtern Signale für "gute Gene" sind, in die es sich als Zugehöriger des jeweils anderen Geschlechts zu investieren lohnt. Demnach müsse ein biologischer Mechanismus existieren, der diese Eigenschaften im Laufe der Entwicklung miteinander verbindet. Schließlich könnten besonders gesunde Lebewesen Krankheiten besser überstehen – und so symmetrischere und geschlechtstypischere Gesichter ausprägen. Da die Versuchsergebnisse für die Gesichter von Affen ähnlich denen der von Menschen war, vermuten die Wissenschaftler, dass die Signalwirkung des Gesichts schon früh im Stammbaum des Menschen entwickelt worden sein muss.