YaaCool: Frau Dr. Voigt, wir alle haben früher oder später mal eine Blase, weil uns im wahrsten Sinne des Wortes der Schuh drückt. Doch Blase ist nicht gleich Blase, oder?
Dr. Dagmar Voigt, Dermatologin in Hamburg: Nein, man muss unterscheiden, wo die Blase sitzt. Eine Blase ist ein erhabener, mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum. Diese Flüssigkeitsansammlung kann in der Epidermis oder zwischen Epidermis und Dermis liegen.Hinzu kommt, dass verschiedene Ursachen eine Blasenbildung zur Folge haben können: Zum Beispiel entstehen Blasen infolge allergischer Hautreaktionen, eines Sonnenbrandes, von Verbrennungen, von Herpesinfektionen, von Insektenstichen und es gibt blasenbildende Autoimmunerkrankungen.
Eine Blase, die aufgrund einer mechanischen Belastung auftaucht, zum Beispiel an druckexponierten Arealen, kann sich bei wiederholter mechanischer Schädigung in eine Schwiele (auch Kallus genannt) wandeln und möglicherweise einen zentralen keratotischen - aus Horn bestehenden – Pfropfen bilden, das sogenannte "Hühnerauge" (Klavus). Es gleicht einem Fremdkörper und drückt mit seinem ins Unterhautgewebe reichenden Dorn schmerzhaft auf die Unterlage.
Solche Blasen, Schwielen, "Hühneraugen" treten an mechanischen Druckstellen der Hände auf, wenn wir damit Arbeits- oder Sportgeräte oder Instrumente bedienen, zum Beispiel beim Harken oder Fegen, beim Golf, beim Rudern uns so weiter.
Die meisten kennen sicher Blasen an den Füßen …
Dr. Dagmar Voigt: Dort entsteht eine Blase, Schwiele oder ein "Hühnerauge" häufig bei engem Schuhwerk, punktueller Belastung bei ungewohnter sportlicher Betätigung und in der Umgebung von Fußsohlenwarzen.Bei punktueller Belastung an den Zehennägeln kann es zu wiederholten Blutergüssen oder sogar zur blutigen Nagellösung kommen.
Aber: Blasen und schmerzhafte Schwielen können natürlich auch an anderen Stellen mit ungewohnter oder vermehrter Belastung auftreten, zum Beispiel hinter den Ohren oder am Nasenrücken durch das Tragen einer Brille.
Wie lautet Ihr Rat: Was ist zu tun, wenn man eine Blase hat?
Dr. Dagmar Voigt: Um die Schwellung nicht zu vergrößern, empfiehlt es sich, die belastende Tätigkeit umgehend zu unterbrechen. Kleinere Blasen können in der Regel selbst behandelt werden und bedürfen keiner ärztlichen Betreuung. Nach der Heilung bleiben meist keine Narben zurück.Soll man selbst Hand anlegen und die Blase öffnen?
Dr. Dagmar Voigt: Davon ist dringend abzuraten. Geschlossene Blasen sollten nicht eröffnet werden, denn die oberste Hautschicht schützt die kleine Verletzung vor Keimen und wirkt somit wie ein natürlicher Verband. Nur bei sehr großen Blasen ist eine Entlastung der Blase angebracht. Dazu kann man nach Desinfektion der Haut die geschlossene Blase mit gereinigten Händen (!) und einer sterilen (!) Nadel öffnen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie die Blasenhaut nicht entfernen. Lediglich kleine abstehende Hautfetzen können vorsichtig mit einer Schere entfernt werden.Was halten Sie von Omas Wollfaden-Methode zur Blasenbehandlung?
Dr. Dagmar Voigt: Wer eine Nähnadel mit Wollfaden durch die Blase zieht, damit dieser die Flüssigkeit aufsaugt, riskiert Infektionen. Das sollte man lieber lassen.Was ist, wenn die Blase bereits offen ist?
Dr. Dagmar Voigt: Ist die Blase bereits geöffnet und tritt Sekret oder Blut aus, muss die Wunde zunächst desinfiziert werden, um eine Entzündung zu verhindern. Die Hautschichten sollten dabei nicht weiter geöffnet oder abgetragen werden.Werden offene Blasen nicht richtig desinfiziert oder schwellen sie ungewöhnlich stark an, kann dies eine Entzündung zur Folge haben. Bei größeren Blasen, länger andauernden Schmerzen oder eitrigen Infektionen sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Er kann die Blase mithilfe einer sterilen Nadel punktieren und so die Flüssigkeit abfließen lassen. Personen mit Durchblutungsstörungen oder Hautproblemen, beispielsweise Diabetiker, sollten vorsichtshalber auch bei kleineren Blasen einen Mediziner aufsuchen.
Welches Mittel ist zu empfehlen?
Dr. Dagmar Voigt: Ich rate, die Blase/Wunde mit einem Desinfektionsmittel zu behandeln, dessen Wirkung nicht auf Alkoholbasis beruht, denn diese Mittel tun sehr weh! Man kann beispielsweise Octenisept nehmen und die Wunde anschließend mit einem Wundschnellverband (Pflaster) verbinden. Dazu gut geeignet sind stark haftende hautfarbene Pflaster auf Textilbasis. Aber Achtung: Das Pflaster ist senkrecht(!) - nicht waagerecht - anzubringen, da sich auch der Fuß im Schuh so bewegt. Achten Sie auch darauf, das Pflaster faltenfrei aufzukleben, dann tritt die Reibung nur noch zwischen Socken und Pflaster und nicht mehr zwischen Socken und Haut auf.Und was ist mit Blasenpflastern?
Dr. Dagmar Voigt: Alternativ können Sie spezielle Blasenpflaster verwenden, die die Hautpartie wie eine zweite Haut schützen. Sie nehmen - wie eine zweite Haut - komplett den Druck von der Blase. Sie sind allerdings recht teuer. Zum Schutz können Sie diese Pflaster auch noch mit einem Tapeverband verbinden. Nasse Schutzverbände müssen allerdings regelmäßig erneuert werden. Und Druck auf die Stelle sollte in den folgenden Tagen möglichst vermieden werden.Gibt es noch andere Verhaltensregeln?
Dr. Dagmar Voigt:- Kaufen Sie neue Schuhe möglichst am Nachmittag - morgens sind die Füße häufig kleiner, abends hingegen geschwollen.
- Der Schuh sollte etwa eine Daumenbreite länger sein als der Fuß, da man diesen Platz zum Abrollen des Fußes benötigt. Bei Schuhen mit Absatz wird weniger Platz zum Abrollen benötigt.
- Schuhe sollten luftdurchlässig sein. Das ist vor allem bei Leder und atmungsaktiven Sympatex-Materialien gegeben.
- Probieren Sie stets beide Schuhe an, denn die Füße der meisten Menschen sind nicht identisch.
- Setzen Sie auf Entlastung durch richtige Fußgymnastik, um die Füße elastisch zu machen und dem Fußgewölbe Kraft zu geben: Laufen Sie beispielsweise öfter mal auf den Zehenspitzen!