Die Sache mit dem Abnehmen ist schon ein Thema für sich. Viele von uns kennen die deprimierende Zeit zwischen der Erkenntnis, dass man ein paar Pfunde zu viel drauf hat, den Diätplänen und schließlich dem Rückfall in alte, ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Nicht anders ergeht es Stephan Bartels. Der Hamburger Journalist gehörte mit 111 Kilogramm zu den Menschen, deren Übergewicht schon Konsequenzen für Gesundheit und Wohlbefinden mit sich bringt. Als seine Frau ihm eines Tages mitteilt, dass sie alleine zu einer Party gehen will – weil sie sich für sein Aussehen schämen würde –, wird ihm klar, dass er etwas unternehmen muss. In den darauf folgenden zwölf Monaten wagt er deshalb einen erneuten Versuch, seine Gewichtsprobleme in den Griff zu bekommen. Geschichten wie die von Bartels spielen sich wahrscheinlich täglich hundertfach in Deutschland ab. Das Besondere an seinem Fall ist jedoch, dass er seine Erlebnisse in einem Internettagebuch für die Onlineausgabe des Magazins "Stern" protokollierte. Ein Jahr lang konnten die Leser des Tagebuchs mitverfolgen, wie Bartels gegen die Widrigkeiten des Alltags und die Verlockungen des ungesunden Essens ankämpfte.
Jetzt ist das ganze in Buchform erhältlich: Auf 256 Seiten kann man mit Stephan Bartels mitfiebern, -fasten und -leiden. Vom optimistischen Start ins neue Leben über erste Teilerfolge bis hin zum Rückfall – inklusive nächtlicher Kühlschrankplünderungen – berichtet der Autor von seinen Erfahrungen. Und das wirkt echt und ungeschönt: Bartels hat mit Beleidigungen auf dem Fussballplatz zu kämpfen ("Wenn du mit deiner Wampe nicht mehr laufen kannst, dann geh doch nach Hause!") und erliegt immer wieder den Versuchungen von Chips und Schokolade. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Schilderung des Alltags und der Abnehmbemühungen des Autoren, vom täglichen Kampf gegen den inneren Schweinehund. Er versucht es unter anderem mit dem Besuch der Treffen einer bekannten Abnehm-Organisation, mit Sport und schließlich einer Ernährungsberaterin. Erfreulich ist dabei der sympathische Ton, den Bartels dabei anschlägt. Man verfolgt gerne seinen Werdegang und freut sich mit ihm über jedes verschwundene Kilo.
Richtige Hilfe dürfen Menschen, die ebenfalls abnehmen wollen, von diesem Buch jedoch nicht erwarten. Der praktische Nutzen hält sich in Grenzen, aber darin liegt auch gar nicht das Ziel des Buches. Vielmehr erkennen Diätgeplagte in Bartels einen Leidensgenossen und stellen fest, dass sie mit ihren Sorgen und ihrem gelegentlichen Einknicken vor den Versuchungen des ungesunden Essens nicht alleine sind: Selbst unter den kritischen Augen von 12.000 wöchentlichen Bloglesern, die seine Entwicklung verfolgen und kommentieren, lässt Bartels die Sportschuhe auch mal im Schrank stehen. Und trotzdem gibt es – das sei an dieser Stelle verraten – ein Happy End.
Infos: Stephan Bartels: "Der Kilo-Killer. Ein Jahr im Schlankheitswahn", Scherz-Verlag 2008, ISBN 978-3502151166, 256 Seiten, Preis: 14,90 Euro.