Grün, Gelb, Rot – die Ampelfarben als Entscheidungshilfe beim Einkauf
Die neue Ampelkarte der Verbraucherzentralen ist nicht größer als eine herkömmliche Kreditkarte und passt in jedes Portemonnaie. Denn sie soll – so ihre geistigen Väter – ständiger Begleiter der Verbraucher werden, damit diese eine Entscheidungshilfe haben, wenn es gilt, die Nährstoffe von Lebensmitteln zu bewerten, bevor diese im Einkaufswagen landen.Wer die Zutatenlisten von Lebensmitteln bereits aufmerksam studiert, weiß, dass diese häufig unleserlich klein und schwer zu beurteilen sind. Und obwohl so mancher Hersteller seine Zutaten in Bezug auf die empfohlene Menge angibt, die ein Erwachsener davon täglich zu sich nehmen sollte, ist dies nicht wirklich eine Entscheidungshilfe für oder wider den Kauf. Laut den Verbraucherzentralen sind die dabei zugrunde liegenden Portionsgrößen nämlich häufig unrealistisch gewählt oder gar irreführend. Ein Beispiel: Die Werte für Kinderprodukte sollen oft auf den Empfehlungen für Erwachsene beruhen.
Die Ampelkarte der Verbraucherzentralen listet sowohl für Lebensmittel als auch für Getränke auf, welche Anteile an
- Fett,
- gesättigten Fettsäuren,
- Zucker
- und Salz
"Verbraucher können so Zuckerbomben und Fettfallen schon im Supermarkt enttarnen", sagt Joachim Betz, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Sachsen. Der Verbraucher muss dazu die Nährwertangaben für jeweils 100 Gramm des entsprechenden Lebensmittels, die er auf dessen Verpackung findet, mit den Angaben auf dem Ampelkärtchen vergleichen. Darüber hinaus findet jeder Interessierte im Internet (siehe Link unten) eine stetig wachsende Datenbank mit Produkten und deren Nährwertanteilen.
Wo gibt’s die Ampelscheckkarte?
Wer sich die Ampelkarte zum ständigen Begleiter machen will, kann diese bundesweit in einer der Geschäftsstellen der Verbraucherzentralen abholen. Die Karte ist kostenlos. Auf Nachfrage von YaaCool antwortete die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dass der erste Schwung Ampelkarten recht schnell vergriffen gewesen sei, man wolle jetzt nachlegen. Die Verbraucherzentralen sehen ihre Ampelkarte jedoch nur als Behelfslösung – bis die Politik Nägel mit Köpfen macht: "Die Checkkarte ist eine Krücke. Damit die Verbraucher ohne Hilfsmittel durch den Konsumalltag laufen können, brauchen wir die Ampelkennzeichnung", erklärt der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Gerd Billen. "Es kann nicht sein, dass die Hersteller die Rechnerei den Verbrauchern überlassen."Hintergründe zur Ampelkennzeichnung
Am 11. Juni dieses Jahres hatten die Verbraucherschutzminister der deutschen Bundesländer gefordert, eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung in grafischer und farblich unterlegter Form einzuführen. Diese sollten demnach auf der Grundlage einer einheitlichen, verbindlichen Mengenangabe wie 100 Gramm basieren. Der Bundesrat sprach sich in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 4. Juli 2008 ebenfalls für eine solche Lösung aus."Der Vorschlag der Landesverbraucherminister und des Bundesrates ist fachlich sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich vernünftig", sagt Gerd Billen. Und: Er würde den Wünschen der Verbraucher entsprechen. Schließlich hatten diese sich in einer Umfrage des Bundesverbraucherministeriums mehrheitlich für eine farbig unterlegte Kennzeichnung ausgesprochen: So bewerteten mehr als 80 Prozent der 1.250 von Infratest-Dimap im Auftrag des Bundesernährungsministeriums Befragten Deutschen ab 14 Jahren die Ampelkennzeichnung als informativ, verständlich und übersichtlich. Ihre Forderung lautet: Ampelkennzeichnung - und zwar auf der Vorderseite der Verpackung!
Gegner der Ampelkennzeichnung argumentieren hingegen mit einer unnötigen Bevormundung, die diese für den aufgeklärten Bürger darstelle. Außerdem führen sie an, dass Pilotprojekte insofern scheiterten, als dass viele Verbraucher einen roten Punkt mit einem persönlichen Verbot gleichsetzten. Oder, dass eine Kennzeichnung mit sämtlichen Ampelfarben irreführend sei, beispielsweise, wenn Chips wegen ihres Fettgehalts einen roten, wegen ihres Salzgehalts einen gelben und wegen des Nichtvorhandenseins von Zucker einen grünen Punkt trügen.
YaaCool meint: Der mündige und informierte Verbraucher entscheidet anhand der Zutaten, die ihm der Hersteller vertrauensvoll, wohlwollend und wahrheitsgemäß mitteilt, ob er ein Produkt kauft oder es im Ladenregal lässt.
Eine sowohl optisch verbesserte Darstellung der bisher meist zu klein gedruckten und unleserlichen Inhaltsangaben als auch deren inhaltliche Aufbereitung mittels Ampelfarben wird der Verbraucher sicher begrüßen. Schließlich macht eine solche Ampelkennzeichnung das Leben leichter – auch für viele wegen ihres jungen Alters (noch) als unmündig anzusehende, jedoch häufig äußerst kaufkräftige Konsumenten. Immerhin sind es viele der Kinder und Jugendlichen hierzulande, die zu dick sind.
Und bitte, keiner behauptet, dass die Ampelkennzeichnung das Allheilmittel gegen eine bundesweite Fettleibigkeit sei. Sie kann nur ein nützliches Bausteinchen im gesamtgesellschaftlichen Programm für eine gesunde Lebensweise sein.