Der Wissenschaftler Dirk W. Lachenmeier, Experte des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes (CVUA) Karlsruhe, hat gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Großbritannien nachgewiesen, dass die Absinth nachgesagte "psychoaktive Wirkung ein Märchen gewesen" ist.
Absinth ist ein Destillat aus Kräutern und Kräuterextrakten, unter anderem Wermut, Fenchel und grüner Anis. Sein Alkoholgehalt soll üblicherweise zwischen 45 und 75 Volumen-Prozent betragen. Traditionell trinkt man den Schnaps verdünnt mit Wasser. Der grüne Anis ist für die Farbe des Trunks verantwortlich und somit auch für den Beinamen "Grüne Fee". Gegenüber dpa sagte Lachenmaier weiter, dass "Absinth weder ein verbotenes Betäubungsmittel sei, noch zeige der Schnaps ähnliche Wirkungen wie illegale Rauschdrogen". Man sagte Absinth lange nach, er verursache Halluzinationen und epileptische Anfälle, weil in ihm ein starkes Gift steckt. Der Maler Vincent van Gogh soll unter Einfluss von Absinth sein Ohr abgeschnitten haben. Andere Künstler und Schriftsteller sollen den Schnaps in rauen Mengen getrunken haben, zum Beispiel Oscar Wilde, Edgar Alan Poe, Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec – ein Grund, warum sich um die Wirkung der "Grünen Fee" viele Legenden rankten, zum Beispiel, dass sie zu Kreativität und Höchstleistungen animiert.
In ihrem Artikel im "Journal of Agricultural and Food Chemistry" (2008; 56(9); 3073-3081) berichten Lachenmaier und Kollegen über ihre Studie zum Gehalt von Thujon: "Die Ergebnisse zeigen schlüssig, dass dessen Konzentration bisher erheblich überschätzt wurde." Während frühere Studien aus den 80ern und 90ern Thujon-Anteile von bis zu 260 Millilitern je Liter auf rein theoretischer Basis – ohne chemische Analyse – ermittelten, haben Lachenmaier und seine Teamkollegen nicht nur in neuen Versuchen mit historisch überlieferten Rezepten, sondern auch in 13 alten versiegelten Flaschen im Schnitt nur 25,4 Milligramm Thujon je Liter entdeckt.
Absinth war im 20. Jahrhundert wegen der angeblichen Gesundheitsschäden, die ein übermäßiger Genuss verursachte, in Frankreich seit 1915, in Deutschland seit 1923 und anderen europäischen Ländern sowie in den USA verboten. Seit 1998 ist der grüne Schnaps in den meisten Ländern Europas wieder erhältlich, in der Schweiz seit 2005.