Was ist ein Hamam?
Ein Hamam ist ein öffentliches Badehaus, eine Waschanstalt der etwas anderen Art. Vergleichbar ist ein Hamam mit einer Sauna oder einer Therme - doch ein Hamam kann durchaus mehr sein: In vielen orientalischen Kulturen hat der Besuch des Hamams eine besondere Bedeutung. Hier findet nicht nur die gewohnte Körperreinigung statt, hier spielt sich das pure Leben ab: Mütter sind im Hamam auf Brautsuche, hier wird musiziert, gegessen und getanzt. Fast jede Feierlichkeit hat hier ihren Auftakt und ihr erholsames Ende. Dementsprechend ist das Gebäude des Hamams häufig pompöser und dekorativer gestaltet als herkömmliche Badeanstalten hierzulande.Die Geburt des Hamams
Die Geschichte des Hamams reicht bis in die Zeit der Römer. Bei Ausgrabungen der Stadt Pompeji, die durch den Ausbruch des Vulkans Vesuv am 24. August 79 nach Christus zerstört wurde, fanden Archäologen Bäder, die einem Hamam stark ähnelten. Diese Badeanstalten befanden sich meist auf größeren Arealen und deuteten darauf hin, dass die Römer durchaus auch ihre Freizeit hier verbrachten. Schwimmbecken mit heißem und kaltem Wasser oder Dampfbäder waren vorhanden.Nach dem Einzug der Türken in östliche Provinzen des Byzantinischen Reiches, wie Anatolien, ergab sich schon bald eine Symbiose der neuen Gepflogenheiten der Asiaten mit denen der Byzantiner und Römer. Die Anerkennung des Islams bei einem großen Teil der anatolischen Bevölkerung verbreitete nicht nur neue Lebensregeln, sondern auch neue Pflichten, zum Beispiel die tägliche Reinigung.
Die Reinigungsrituale des Islams und die byzantinische Dampfbadkultur ergaben bald ein neues Konzept - das "Türkische Bad".
Der türkische Hamam wurde so populär, dass bald in jeder Stadt, ja in jeder Provinz mehrere Bäder gebaut wurden. Historischen Überlieferungen zufolge zählte man während der osmanischen Herrschaftszeit im 16. Jahrhundert in Konstantinopel (heute Istanbul) 300 öffentliche Bäder.
Der türkische Hamam und seine Besonderheiten
Ein Hamam ist ursprünglich in drei räumliche Abschnitte unterteilt:Umkleideraum
Ein gemütlich ausgestatteter Erholungs- und Umkleideraum ist der erste Ort, an dem sich die Besucher entspannen können.
Waschraum
Der eigentliche Hamam kann ebenfalls unterteilt sein. Raumtrennungen schaffen Kabinen und bieten die Möglichkeit, ein wenig privat zu bleiben. Schließlich gilt im Islam, dass man seinen Körper weder freizügig präsentiert noch zur Schau gestellte Körper beachtet. Ein großer Raum mit einer Marmorliege (göbek tasi) ist der eigentliche Hamam.
Külhan
Der Raum zum Aufwärmen, der sogenannte Külhan, wird im Volksmund auch als die "Hölle" bezeichnet. Beim Külhan handelt es sich um einen Saal aus Marmor. Unter ihm befindet sich eine Wasseranlage, die den kompletten Raum erwärmt. Vorstellen sollte man sich das so: In einem riesigen Kessel wird Wasser zum Kochen gebracht. Darüber befindet sich ein Wasserdepot, damit die Mamoreinrichtung auch durchgehend mit Dampf erhitzt wird. Unter dem Boden und auch innerhalb der Wände sind Konstruktionen, die die Erhitzung des kompletten Raumes ermöglichen.
Der Besuch eines Hamams
Der Hamam ist entweder in einen Abschnitt für Frauen und einen für Männer getrennt, oder an bestimmten Wochentagen nur für Frauen und an anderen nur für Männer geöffnet.In den Kabinen erhalten Sie ein Tuch zum Bedecken des Körpers und hölzerne Badelatschen. Legen Sie sich auf die Marmorliege und genießen Sie das Ambiente. Schädliche Stoffe werden beim Schwitzen vom Körper ausgeschüttet. Die Haut, deren Poren sich durch den warmen Dampf öffnen und die weicher wird, kann jetzt von dem Personal massiert werden. Hierdurch wird einerseits der Schmutz entfernt, abgestorbene Hautzellen werden durch das Massieren mit einem Schwamm entfernt und die Blutzirkulation wird angeregt. Man könnte sagen, Sie bekommen ein Ganzkörperpeeling. Seien Sie gewarnt: Die Massagegriffe sind nicht gerade zärtlich. Nehmen Sie die robuste Art des Masseurs oder der Masseurin aber nicht persönlich. Sie werden eventuell das Gefühl haben, jeden einzelnen Knochen zu spüren, aber nach dem letzten Schritt werden Sie sich ganz sicher besser fühlen.
Als Nächstes wird der ganze Körper mit einem Tuch und Unmengen an Seifenschaum massiert. Jetzt können sich Haut und Knochen vom Durchkneten und Peelen erholen. Nachdem Ihr "Schaumbad" beendet ist, werden Sie ein wenig erschöpft sein, aber es sei Ihnen garantiert: Sie fühlen sich nach dem Besuch des Hamams wie neugeboren und Ihre Haut wird sich samtweich anfühlen. Also nicht zimperlich sein, Erholung ist Ihnen sicher.
Worauf Sie im Hamam achten sollten
Achtung Rutschgefahr! Sie sollten sich im Hamam vorsichtig bewegen. Die Badeschuhe und das eventuell ungewohnte Tuch um den Körper können Ihre Bewegungsfreiheit einschränken und Sie könnten auf dem Marmorboden ausrutschen. Also immer nur kleine Schritte machen!Das Ausschwitzen kann natürlich gerade an kalten Wintertagen oder als Therapie bei einer Erkältung vorteilhaft sein, doch vermeiden Sie zu lange Aufenthalte in dem heißen Bad, wenn Sie Probleme mit dem Blutdruck haben. Auch sollten Sie keinen vollen Magen haben oder betrunken einen Hamam aufsuchen.