Der Body-Mass-Index: BMI
Der Body-Mass-Index (Körpermasseindex) ist eine Entwicklung des belgischen Mathematikers Adolphe Quetelet, der im 19. Jahrhundert wirkte. Bedeutung gewann der BMI schließlich durch den Einsatz bei US-amerikanischen Lebensversicherern, die diese Einstufung benutzen, um Prämien für Lebensversicherungen so zu berechnen, dass zusätzliche Risiken durch Übergewicht berücksichtigt werden. Seit Anfang der 80er-Jahre wird der BMI auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet. Die jetzige BMI-Klassifikation der WHO besteht im wesentlichen seit 1995.BMI: Berechnung und Beurteilung
Um seinen persönlichen BMI zu erfahren, muss man ein wenig rechnen: Man teilt sein Gewicht durch seine Körpergröße zum Quadrat. Die Weltgesundheitsorganisation stuft BMI-Werte unter 18,5 als Untergewicht ein. Der normalgewichtige Wert erstreckt sich von 18,5 bis 24,99. Bei Werten ab 25 liegt demnach Übergewicht vor und ein BMI über 30 steht für Dickleibigkeit (Adipositas), also starkes Übergewicht.BMI der Stars und der Normalsterblichen
Die meistens Stars und Sternchen haben wie Lindsay Lohan oder Victory Beckham einen BMI unter 18, 5. Untergewicht ist immer noch schick in Hollywood. Auf einen BMI von 20 bringen es dagegen nur wenige, zum Beispiel Jennifer Lopez und Scarlett Johannson, liest man. Bei den Normalsterblichen sieht das anders aus: Nach Angaben des IOTF (International Obesity Task Force) sind weltweit mehr als 1,1 Milliarden Menschen übergewichtig, wenn man sich an den Werten des BMI orientiert. In Europa werden mehr als jeder Zweite, in den USA rund zwei Drittel, in armen Ländern wie Brasilien fast 40 Prozent der Bevölkerung laut BMI als übergewichtig eingestuft. Laut aktuellen Statistiken des Statistischen Bundesamtes (Destatis) haben im Jahr 2009 insgesamt 51 Prozent der erwachsenen Bevölkerung (60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen) in Deutschland Übergewicht. Das war zu Beginn der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts nicht viel anders, wie das Robert-Koch-Institut ermittelte. Allerdings gilt jemand mit einem BMI-Wert über 25 nicht mehr als stattlich und kräftig sondern als übergewichtig.Kritik am BMI: Körperbau bleibt unberücksichtigt
Der BMI kann jedoch bei der Betrachtung der Körpermasse nur als Richtwert dienen. Er nimmt nämlich keinerlei Rücksicht auf den Körperbau. Ein Beispiel: Menschen mit vielen Muskeln wie Bodybuilder bringen bekanntlich mehr Kilos auf die Waage und haben nach oben gezeigter Berechnungsformel einen entsprechend hohen Body-Mass-Index - selbst, wenn sie kein Gramm Fett auf den muskelbepackten Rippen haben. Der BMI kann hier also nichts darüber aussagen, ob die vorliegende Körpermasse von zuviel Fett oder (zu) vielen Muskeln herrührt, der zugehörige Mensch also Übergewicht in Form von Fett oder Muskeln mit sich rumschleppt. Das aber genau ist der entscheidende Punkt! Der leider sehr verbreitete BMI-Wert beinhaltet also eine Ergebnisverzerrung bei steigender Körpergröße und ähnlicher Statur − und ist Kritikern zufolge nur begrenzt anwendbar beziehungsweise aussagefähig. Schließlich spielt es insbesondere aus medizinischer Sicht eine Rolle, wie der Körper gebaut ist, wenn man den Gesundheitszustand als Ganzes beurteilen will. Ab einem BMI von 30 allerdings - und darin ist man sich weitgehend einig - gibt es kaum noch Zweifel daran, dass jemand krankhaft übergewichtig ist: Das mit diesem hohen BMI dokumentierte Gewicht ist defacto zu hoch und sollte reduziert werden, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Aber ehrlich, angesichts entsprechend adipöserMaße muss wohl keiner mehr deren konkreten BMI berechnen - das Ungesunde ist dann doch offensichtlich.Das Taille-Hüft-Verhältnis: THV
Bei der Beurteilung der Gesundheit beziehen sich vor allem Mediziner neben dem BMI auf das Verhältnis der Taille zur Hüfte, im Deutschen als Taille-Hüft-Verhältnis (THV) bezeichnet. Im Englischen wird von "Waist-to-Hip-Ratio" oder WtHR gesprochen.THV: Berechnung und Beurteilung
Das Taille-Hüft-Verhältnis lässt sich folgendermaßen berechnen: Der Umfang der Taille wird geteilt durch den Umfang der Hüfte; wobei die Taille in Nabelhöhe und die Hüfte an der dicksten Stelle gemessen wird. Bei Männern sollte dieser Wert idealerweise kleiner als 1,0 sein, bei Frauen kleiner als 0,85. Sitzt bei einem Menschen besonders viel Fett am Bauch - hier spricht man vom sogenannten Apfeltyp - ist der Taillenwert meist größer als der Hüftwert.
Wo sitzt der Speck? Folgen für die Gesundheit
Das Taille-Hüft-Verhältnis liefert die Antwort auf die Frage, wo die Fettdepots sitzen. Bauchbetontes Übergewicht (Apfeltyp) bedeutet nach heutigem Erkenntnisstand ein viel höheres Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden. Für das sogenannte kardiovaskuläre Risiko ist das Übergewicht weniger als solches ausschlaggebend: Vielmehr Bedeutung kommt den sogenannten Fettverteilungsmustern zu. Das innere Bauchfett (Viszeralfett) ist laut Experten sehr stoffwechselaktiv, denn es setzt sich anders zusammenen als das Fett an Hintern, Hüften und Oberschenkeln. Es produziert besonders viele Fettsäuren, die wiederum von unserer Leber in andere Fette verwandelt werden. Mit der Zunahme des inneren Bauchfetts steigt daher auch das Risiko für Folgeerkrankungen: Diabetes und Bluthochdruck sind an dieser Stelle zu nennen. Vor allem aber verändern sich die Blutfette ungünstig: Das "schlechte" LDL-Cholesterin nimmt zu und gleichzeitig nimmt das gefäßschützende "gute" HDL-Cholesterin ab. Die Folge: Ablagerungen an den Innenwänden der Arterien. Auf diese Weise verengen sich die Gefäße und die Versorgung der Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff ist eingeschränkt.
THV: Ein gesundes Maß für Attraktivität?
Das Verhältnis von Taille zu Hüfte gilt inzwischen als ein Maß für die Attraktivität einer Frau, denn laut Studien werden kulturunabhängig! Frauen mit einem Wert von 0,7 und weniger von Männern als attraktiv beurteilt. Erstmalig wurde dieser Zusammenhang übrigens 1993 von Devendra Singh, einem Psychologen aus den USA, betont, der die im Männer-Magazin "Playboy" gezeigten Fotomodelle, insbesondere die abgebildeten "Playmates des Monats" der Zeitschriftenjahrgänge 1955 bis 1990, für seine Untersuchungen nutzte und 700 Männer nach deren Attraktivität befragte. Zwischenzeitig konnten diese Befunde mit den Ergebnissen früher englischer, indischer und chinesischer Literatur ergänzt werden. Diese bewundern bei Frauen durchgehend nur schlanke Taillen, nicht aber große Taillenumfänge.
Aber Vorsicht: Das Taille-Hüft-Verhältnis ist ästhetisch betrachtet nicht konstant. Untersuchungen zeigen: Das Taille-Hüft-Verhältnis der Miss-Amerika-Siegerinnen wurde im Laufe der Jahrzehnte kleiner. Zum Vergleich: Das Taille-Hüft-Verhältnis von Playboy-Models (die den Geschmack der männlichen Zielgruppe treffen sollen) wurde größer. Und während im Mittelalter eine fülligere Taille angesagt war, stand man in Renaissance und Barock auf die typische Sanduhrfigur, die mit engem Korsett und ausladendem Reifrock noch betont wurde. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren knabenhafte Frauenfiguren gefragt und die weibliche Taille wurde durch locker fallende Kleidung kaschiert, während in den 50er-Jahren die "Wespentaille" heiß b egehrt war.
Und auch wenn die Einteilung in dünn, normal und übergewichtig durch BMI und THV so einfach scheint, geben Kritiker zu bedenken, dass die Beurteilung von Gewicht und Schönheit auch von sozialen und kulturellen Faktoren abhängt. Während hierzulande die Wohlstandsbäuche zu Waschbrettbäuchen geworden sind (antrainiert in teuren Fitnessstunden und/oder an teuren Fitnessgeräten) und eher die unteren Schichten zuviele Kilos mit sich herumtragen, gilt in anderen Länder und Kulturen eine dickere Figur als attraktives Zeichen für Wohlstand. Wichtig könnte sein, sich weniger an subjektiven Schönheitsidealen zu orientieren, sondern vor allem gesundheitliche Aspekte zu beachten.