Was ist Wellness?
Ende der 80er-Jahre schwappte ein Trend aus den USA nach Deutschland und fand seinen Weg in die Fitness-Center: Wellness (das ganzheitliche Gesundheitskonzept wird auch mit "Wohlbefinden", "gute Gesundheit" übersetzt) war in Europa angekommen. Der 1990 gegründete Deutsche Wellness Verband erklärte Wellness zur aktiven Gesundheitsstrategie, "die den Einzelnen darin unterstützt, sein Leben durch wissenschaftlich gesicherte Maßnahmen gesund und produktiv zu gestalten und damit ein zufriedenes, von chronischen Krankheiten weitgehend freies Leben zu führen." Der eigentlich aus den Angewandten Gesundheitswissenschaften stammende Begriff fand seinen Weg auch in ganz andere Bereiche.Wo findet man Wellness?
So entstanden Mitte der 90er mit der Verbindung von Wellness und Tourismus viele Wellness-Hotels, die einen damals neuen Mix aus Ferien, Sport und Kur boten und bis heute bieten. Allein dieser Bereich des "systematischen Kurzurlaubs" in Wellness-Anlagen brachte der Branche Milliarden ein. Die Medien erkannten das Phänomen und feierten es in ihren Beiträgen, wobei Wellness in der Werbung bald soweit reduziert war, dass nahezu jedem Produkt oder jeder Dienstleistung ein Wellnesseffekt zugesprochen wurde. So entdeckten die unterschiedlichsten Industriezweige schnell die Möglichkeiten des Gewinns mit dem "Verwöhnaroma", zum Beispiel im Beautybereich, der sogenannten Health-Food-Branche, in der Alternativen Medizin und Esoterik.Wie wird Wellness verstanden und genutzt?
Mittlerweile wird Wellness gängigerweise mit Entspannung, Wohlfühlen, Erholung und Gesundheit in Zusammenhang gebracht. Meist genutzte Dienstleistungen sind Sauna, Fußpflege und Massagen. Vitamin- und Mineralienpräparate, Haarkuren und Saunaaufgüsse sind die am häufigsten zu Hause verwendeten Produkte.Über die Hälfte der Deutschen würden monatlich 25 Euro für Wellness-Produkte ausgeben, sagen Statistiker. Die Meinungen zu Wellness sind trotzdem geteilt: So sehen 44 Prozent der Verbraucher hierzulande die Körperpflege und das Körpergefühl als Basis eines glücklichen Lebens an und erachten Wellness für wertvoll. Das Konzept Wellness gilt auch als wünschenswerte Gesundheitsvorsorge, wohingegen 37 Prozent der Befragten der Ansicht sind, Wellness sei ein neues Wort für etwas schon Bekanntes. 26 Prozent halten den Wirbel um Wellness für komplett überzogen. Aber immerhin: 80 Prozent der 18- bis 59-jährigen Frauen verbinden mit Wellness angenehme Gefühle.
Was wird für Wellness ausgegeben?
Aber nicht nur die positive Empfindung fließt in Richtung Wellness: Von 1994 bis zum Jahr 2000 stieg der Umsatz des Kosmetik- und Körperpflegemittel-Handels um 50 Prozent auf zehn Milliarden Euro - das sind die Zahlen für Deutschland. 2004 erzielte der Wellness-Markt in Deutschland schon 68,8 Milliarden Euro Umsatz und 2005 stolze 72,9 Milliarden Euro. Nur 2002 knickte die Wellness-Wirtschaft ein, man vermutet aufgrund der kompletten Ausschöpfung des Wellness-Begriffes in allen Bereichen des alltäglichen Lebens: Der Verbraucher war übersättigt.Woher kommt das ungebrochene Interesse an Wellness?
Marktforscher fanden heraus, dass sich die Menschen nicht nur durch gut gemachtes Marketing für Wellness anfingen zu interessieren, sondern, dass ein Bedürfnis nach Wellness schon vorhanden war und noch immer besteht.Wonach sehnen wir uns da eigentlich? Es geht um körperliche Aktivität, die Akzeptanz des eigenen Körpers, den Abbau von Stress, Selbstreflexion, auch um Naturerleben und die vielgepriesene Einheit von Körper, Seele und Geist. Grob zusammengefasst: Menschen sehnen sich nach einem glücklichen Zustand und setzen damit große Hoffnungen in Wellness-Urlaub und -produkte. Dass diese Hoffnungen auch enttäuscht werden, scheint dabei unausweichlich.