Die Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität München verzichtet laut einer Mitteilung als erstes Zentrum in Europa auf die klassische Methode, bei der körpereigenes Material transplantiert wird. Bisher entnahmen Chirurgen für den Brustaufbau Haut- und Fettgewebe der Patientin an Bauch, Po oder Rücken. Doch dabei entständen große Narben, erklärt Darius Dian, leitender Oberarzt der Frauenklinik München.
Das neue Verfahren dagegen gilt als sehr viel schonender. Dabei verwenden Chirurgen eine sogenannte "Strattice Reconstructive Tissue Matrix", ein steriles Gewebegerüst aus der Unterhaut von Schweinen ohne tierische Zellen oder andere Stoffe. Dieses Gewebe soll den Aufbau und die Regeneration des Brustgewebes unterstützen. Nach den bisherigen Erfahrungen zu urteilen, wird das Schweinehaut-Material nicht vom menschlichen Körper abgestoßen: "Das essenzielle biomechanische Gerüst samt Blutgefäßen hingegen bleibt in seinem natürlichen Zustand erhalten, wird vom Empfänger erkannt und von dessen Körper angenommen", heißt es in der Mitteilung der Frauenklinik München.
Jährlich sollen etwa 57.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs erkranken. Bei 15.000 Frauen müsse die Brust entfernt werden. Viele Patientinnen entscheiden sich in der Folge für den Aufbau einer neuen Brust, weil sie unter psychischen Problemen leiden oder ihr Selbstwertgefühl verlieren.
"Wir legen nach Entfernung der Drüsenkörper bei der Krebsoperation die Matrix zusammen mit einem Silikon-Implantat sofort ein", so Dian in der Mitteilung der Frauenklinik. Die optischen Resultate bezeichnet der Mediziner als hervorragend. Zudem sei bisher keine Verkapselung festgestellt worden. Eine solche Komplikation trete bei anderen Implantaten zum Brustaufbau auf, die nach einer Amputation eingesetzt würden. Infolge einer solchen Gewebeverhärtung komme es oft zu inakzeptablen optischen Ergebnissen.
Bisher wurden sechs Frauen in der Münchner Klinik mit dem neuen Verfahren behandelt - und die Erfolge seien vielversprechend, so Dian. Allerdings sei die Methode noch nicht in einer groß angelegten Studie überprüft worden. Eine solche Untersuchung werde derzeit aber in den USA durchgeführt. Das neue Verfahren zum Brustaufbau könne schon jetzt im Einzelfall angewandt werden, erklärt der Mediziner. Die Krankenkassen hätten die Kosten für die beiden jüngsten chirurgischen Eingriffe bereits übernommen.