YaaCool: Herr Peter Volk, kommen Perücken wieder in Mode?
Peter Volk, Vorsitzender des BVZ: Ja, Perücken und Haarteile werden auch bei uns immer mehr als modisches Accessoire anerkannt, denn sie sind eine bequeme und praktische Lösung, wenn Abwechslung oder eine Typveränderung gefragt sind. Heute brünett, morgen blond und übermorgen rot – mit Perücken kann man jeden Trend mitmachen und jede Laune ausleben, ohne zum Farbtopf greifen zu müssen - und auch der Friseur kann das eine oder andere Mal eingespart werden.Wer trägt heutzutage Perücken?
Peter Volk: Damenperücken werden zurzeit immer noch überwiegend von Frauen getragen, die durch Krankheiten wie kreisrunder Haarausfall (Alopecia Areata), vernarbenden und androgenetischen Haarausfall und leider auch durch Chemotherapien ihre Haare verlieren.Männer greifen nach chemotherapiebedingtem Haarausfall eher selten zu Perücken. Bei Erkrankungen wie der bereits erwähnten Alopecia Areata oder sonstiger totaler Alopecia dagegen neigen auch sie dazu, künstliche Haarteile zu tragen. Bei erbanlagebedingter Alopezie ist derzeit – bedingt durch die neuen Befestigungstechniken und den unsichtbaren Haarersatz – wieder eine deutliche Zunahme bei den Männern zu verzeichnen. Der Trend geht hier eindeutig zur permanenten, das heißt zur dauerhaften Befestigung, mit der man heute (fast) alles unternehmen kann.
Was ist der Unterschied zwischen einer Perücke und einem Haarteil?
Peter Volk: Haarteile können als modisches Accessoire dienen oder zur Ergänzung der Eigenhaare beziehungsweise zum Abdecken von kahlen Stellen getragen werden. Eine Perücke dagegen ist ein Haarersatz, die den kompletten, normalerweise behaarten Bereich des Kopfes abdeckt.Welche Arten von Perücken gibt es und wo kann man diese erwerben?
Peter Volk: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen standardisiertem und individuell angefertigtem Haarersatz. Individuell angefertigten Haarersatz erhalten Sie fast ausschließlich in ausgesuchten Zweithaarpraxen beziehungsweise in Zweithaarstudios. Doch auch standardisiertes Zweithaar aus dem Kaufhaus sollte der Trägerin oder dem Träger individuell durch Schnitt und Form angepasst werden. Deshalb ist es wichtig, einen Betrieb aufzusuchen, in welchem diese Arbeiten ausgeführt werden.Woran erkennt man eine gute Perücke?
Peter Volk: Gar nicht, da man diese durch das erwähnte Anpassen nicht erkennen kann. In einer nicht repräsentativen Untersuchung wurde festgestellt, dass auf eine Perückenträgerin, welche als solche geoutet wird, mindestens noch zwei bis drei Trägerinnen kommen, die unerkannt bleiben.Perücken können aus Kunsthaar oder aus echtem Haar gefertigt werden. Was empfehlen Sie für wen?
Peter Volk: Generell gilt, je besser das Material der Haare, desto besser die Optik und desto länger die Haltbarkeit. Es ist in jedem Fall wichtig, dass ein Spezialist aus der Vielzahl der Haararten die richtige empfiehlt. Zur Auswahl stehen indisches, chinesisches und europäisches Echthaar. Außerdem gibt es die unterschiedlichsten Kunstfasern wie die immer noch am meisten zum Einsatz kommenden Standardfasern oder die zwischenzeitlich in mehreren Arten auf dem Markt befindlichen hitzebeständigen und/oder farbbeständigen Fasern. Auch Mischungen aus Echt- und Synthetikhaaren sind möglich.Es muss aber auch erwähnt werden, dass Perückenträger manchmal als solche erkannt werden, weil das Haarteil schlecht angepasst oder ungeschickt aufgesetzt wurde - und dies obwohl sie bestes Zweithaar erworben haben.
Woher stammen die Haare, die für Perücken verwendet werden?
Peter Volk: Die Kunsthaare werden in unterschiedlichen Arten von Faserherstellern produziert, Echthaare dagegen kaufen Perückenhersteller in verschiedenen Ländern wie zum Beispiel Indien und China auf. Bei Haarverlängerungen wie auch bei einer großen Anzahl von Echthaarperücken kommen zum Beispiel veredelte indische Haare zum Einsatz.Wie werden Perücken und Haarteile auf dem Kopf befestigt?
Peter Volk: Ein großer Teil der Perückenmodelle kann bei normalem Trageverhalten ohne zusätzliche Befestigung getragen werden. Wenn nun aber ungünstige Kopfformen oder sportlicher Einsatz Probleme bereiten, werden die Perücken mit speziell entwickelten, allergiegetesteten und beidseitig klebenden Klebestreifen auf der Kopfhaut gehalten. Es gibt außerdem die Möglichkeit, Perücken permanent zu befestigen.Haarteile können entweder mit Clips oder ebenfalls permanent befestigt werden. Eine dauerhafte Befestigung ist aber nur sinnvoll für Frauen, die tatsächlich künstliches Haar benötigen und voraussichtlich immer auf Perücken angewiesen sind, denn die Befestigungsmethoden belasten fast immer das eigene Haar.
Welche Methoden der permanenten Befestigung gibt es?
Peter Volk: Für Haarteile stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Beim sogenannten "Hairweaving" werden zum Beispiel um die 30 bis 40 Haarsträhnen zunächst mit Fäden verwoben, um dann mit dem Fremdhaar verknotet zu werden. Beim "Micropoint"-Verfahren geht man genauso vor, hierbei verhindert jedoch ein Klebepunkt, dass sich verknotete Haarsträhnen lösen. "MicroBellargo" bezeichnet eine Methode, bei der das Haarteil mithilfe von weichen Hülsen mit dem Eigenhaar verbunden wird. Diese Arten der Befestigung müssen alle vier bis sechs Wochen im Haarstudio erneuert werden. Eine Sitzung dauert etwa ein bis zwei Stunden.Ein anderes Verfahren dagegen ist das Verkleben oder "Vollbonding". Dafür ist es notwendig, die eigenen Haare komplett abzurasieren, um das Haarteil mit einem speziellen Hautkleber auf der Kopfhaut anzubringen. Diese Befestigung sollte alle drei bis vier Wochen erneuert werden.