Frühzeitiger Haarausfall ist ein verbreitetes Problem unter Männern, doch auch bei Frauen kann sich das Haar nach den Wechseljahren lichten. Die Pharma- und Kosmetikbranche hat für diesen Fall eine ganze Palette verschiedener Produkte im Angebot, die dem Haarausfall entgegen wirken oder sogar das Haarwachstum anregen sollen. Doch wirken Produkte gegen Haarausfall wirklich?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Öko-Test 2010 30 der im Handel angebotenen Mittel überprüft, darunter fünf nicht rezeptpflichtige und neun rezeptpflichtige Arzneimittel, eine ergänzend bilanzierte Diät, ein Nahrungsergänzungsmittel sowie 14 Kosmetikprodukte.
Dazu wurden für alle zu untersuchenden Mittel gegen Haarausfall Wirksamkeits- beziehungsweise Nutzenbelege gesucht. Die Hersteller von Nichtarzneimitteln bat Öko-Test, geeignete Nutzenbelege zu schicken. Darüber hinaus wurden Produkte zur äußerlichen Anwendung einer Untersuchung im Labor auf bedenkliche Substanzen unterzogen.
Das Ergebnis: Die Mehrzahl der Produkte gegen Haarausfall ist nicht zufriedenstellend. In der Kategorie der Arzneimittel konnte Öko-Test lediglich sieben rezeptpflichtige, nur für Männer zugelassene Präparate, die Finasterid enthalten, als "gut" bewerten. Der Wirkstoff hemmt laut Öko-Test ein Enzym, welches wiederum die Konzentration des Hormons Dihydrotestosteron (DHT) senkt und so zu mehr Haarwachstum führt. Allerdings müssen die Mittel dauerhaft eingenommen werden und die Wirksamkeit bei Haarverlust im Endstadium ist nicht nachgewiesen. Zudem kann es zu Nebenwirkungen wie Verlust der Libido oder Erektionsstörungen kommen. Bei Frauen dagegen wirkt Finasterid nicht und steht außerdem im Verdacht, Brustkrebs auszulösen.
Der Wirkstoff Minoxidil, der in zwei nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln enthalten ist, soll Studien zufolge bei etwa 20 bis 40 Prozent der Männer den Haarausfall stoppen – wie, das ist jedoch ungeklärt. Zudem wird der Wirkstoff mit Herz-Kreislauf-Risiken in Verbindung gebracht, die bisher nicht geklärt sind. Die Wirksamkeit anderer Substanzen wie Alfatradiol, Salicylsäure, Estradiol oder Keratin in den Präparaten stuft Öko-Test als (noch) nicht ausreichend belegt ein.
Bei den Nichtarzneimitteln hingegen kann kein einziges Produkt überzeugende Nutzenbelege liefern: So existieren bisher keine publizierten Studien, die die Wirksamkeit der in Kosmetika enthaltenen Stoffe wie Koffein, Ginseng, Vitamine, Hopfenextrakt oder Aminosäuren belegen könnten. Dafür enthalten viele der Kosmetikprodukte bedenkliche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Resorcin, das Allergien auslösen kann und möglichweise zu Leber- und Nierenschäden führt, oder die sich im Fettgewebe anreichernden polyzyklischen Moschus-Verbindungen.
Auch für das Nahrungsergänzungsmittel sowie die ergänzend bilanzierte Diät, die den Haarausfall zum Beispiel mit Extrakten aus Tomaten, Grüntee oder Hirse aufhalten wollen, fehlen Wirksamkeitsbelege.