YaaCool: Dr. Afschin Fatemi, Sie haben Ihr Buch "Einmal J. Lo's Po, bitte. Aufzeichnungen eines Schönheitschirurgen" (Infos und Link unten) genannt und die zerlegte Barbie auf dem Foto vorne drauf sieht nach Ersatzteillager aus. Ist der provokante Titel dem Marketing seitens des Verlags (Egmont Verlagsgesellschaften mbH) geschuldet – oder spiegelt er tatsächlich ein Stück Alltag aus der Praxis eines erfolgreichen Schönheitschirurgen wider?
Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für Dermatologie und Phlebologie, Schwerpunkt: Ästhetische Operationen: Sicher ist der Titel provokant. Es ist eher selten bis gar nicht der Fall, dass jemand zu uns in die Kliniken kommt und sich ausdrücklich den Po von J. Lo (gemeint ist natürlich der sagenumwobene Hintern der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Jennifer Lopez - Anmerkung der Redaktion) wünscht. Viel öfter kommt es vor, dass ein Patient sich seit langer Zeit mit dem Thema Schönheits-OP auseinandersetzt und zum Beispiel überlegt, welche Lippenform er denn eigentlich gerne hätte. Und dann landet man im Gespräch manchmal auch bei prominenten Lippen.Gibt es sie denn tatsächlich: Zeitgenossen, die mit dem Foto eines Prominenten zu Ihnen kommen und dessen Aussehen per Schönheitschirurgie erwerben möchten?
Dr. Afschin Fatemi: Dass jemand ein Idol hat und diesem auch äußerlich ähnlich sein möchte, ist eher selten. Aber bleiben wir bei den Lippen. Wer glaubt, Michelle Pfeiffers Lippen passten am besten in sein Gesicht, der wird das auch sagen. Dann kommt es darauf an, im Gespräch herauszuarbeiten, ob dieser Wunsch realistisch ist. Also, ob Michelles Lippen auch zum Gesicht des Patienten passen.Was verstehen Sie unter Schönheit?
Dr. Afschin Fatemi: Um diese Frage zu beantworten, haben andere ganze Bücher geschrieben! Das kann ich hier nicht in wenigen Worten. Äußerliche Schönheit kann nicht unabhängig von innerer Schönheit betrachtet werden. Was nützt äußerliche Schönheit, wenn der hässliche Charakter den Gesamteindruck dominiert?Und wenn Sie ganz konkret werden müssen: Wer ist in Ihren Augen schön?
Dr. Afschin Fatemi: Also, als Junge war meine Mutter in meinen Augen die schönste Frau der Welt. Dieser Ansicht bin ich heute nicht mehr. Meine Mutter wird mir dies sicher verzeihen … (lacht) Meine Ideale haben sich geändert. Meine Frau ist sehr schön. Und meine Tochter ...Welche prominente Schönheit finden Sie erwähnenswert?
Dr. Afschin Fatemi: Christy Turlington.Und von den Herren?
Dr. Afschin Fatemi: Jude Law und - auch wenn nicht im klassischen Sinn - George Clooney.Wie wichtig ist Ihnen Ihr Aussehen? Finden Sie sich selbst schön?
Dr. Afschin Fatemi: Ich besitze ganz sicher eine gewisse Eitelkeit, wie jeder andere auch. Vielleicht sogar etwas mehr. Ich bin mit meinem Äußeren zufrieden, es hätte schlimmer sein können. (lacht)Zufrieden bin ich jedoch nicht zu 100 Prozent: Meine Nase ist sehr groß. Doch sie passt in mein Gesicht. Damit habe ich mich abgefunden. Aber: Ich bin Schönheitschirurg. Ich würde also auch das an meinem Äußeren ändern lassen, was mich störte. Ich weiß heute ja nicht, was noch kommt. Hinter dem, was ich selbst an Behandlungen anbiete, stehe ich. Das würde ich auch bei mir machen, wenn es einmal soweit ist.
Wohin schauen Sie Ihrem Gegenüber beim ersten Treffen als Erstes? Worauf achten Sie bei zwischenmenschlichen Begegnungen besonders? Betrachten Sie alle und alles mit dem Auge des Schönheitschirurgen?
Dr. Afschin Fatemi: Ich schaue mir die Menschen an. Aber ich bin nicht der Meinung, dass sich jeder zwangsläufig einer Schönheits-OP unterziehen muss, bei dem ich sehe, dass sich hier oder da etwas machen ließe. Was mir jedoch immer auffällt, sind die Ergebnisse schlechter Arbeit. Schlecht gemachte Eingriffe erkennt man schnell. Teilweise sogar als Laie. Wenn man stutzt, wenn man sich fragt, was stimmt denn bei diesem Zeitgenossen nicht, dann ist dieser häufig Opfer einer schlechten OP geworden.Erschwert Ihr Beruf beziehungsweise das Wissen der anderen darum das Zusammensein mit anderen Menschen mitunter?
Dr. Afschin Fatemi Nein, nicht wirklich. Als ich für eine Produktion einmal mit einem Kamerateam unterwegs war, passierte es aber schon, dass der eine oder andere Promi nicht mit mir gefilmt werden wollte …Haben Sie Angst davor, zu altern?
Dr. Afschin Fatemi: Angst habe ich nicht. Ich kann das ja nicht ändern. Aber gefallen tut es mir nicht. Meine Geburtstage gefallen mir ganz und gar nicht mehr. Das ging ab einem bestimmten Alter los …Wie alt sind Sie?
Dr. Afschin Fatemi: 38. Wenn ich im Spiegel erste graue Haare entdecke, dann mag ich das nicht. Oder wenn ich mit den Studenten, die bei uns lernen, mal Fußball spiele – die sind ja alle so Anfang 20 – dann merke ich, dass ich älter bin, älter werde. Kein so tolles Gefühl.Wie wirken Sie dem natürlichen Alterungsprozess entgegen?
Dr. Afschin Fatemi: Man kann ja nicht wirklich etwas dagegen tun. Die klassischen Dinge: Sport, Ernährung. Aufhalten kann ich das Altern damit aber nicht. Das meiste ist ja doch genetisch bedingt. Optisch kann ich vielleicht – falls nötig – eingreifen.Dr. Fatemi, der Erfolg jeder Schönheits-OP steht und fällt mit dem Können des Chirurgen, der sie ausführt. Inwieweit drücken Sie als Operateur Ihren Kunden Ihr Schönheitsideal als Stempel auf?
Dr. Afschin Fatemi: Ich bemühe mich, ein realistisches Bild des Machbaren zu vermitteln. Nehmen wir das Beispiel Facelift. Jedes Gesicht ist einzigartig, das ist es vor der OP und das soll es nach dem Eingriff auch immer noch sein. Jedes Facelifting ist entsprechend individuell. Man kann ja nicht alle Gesichter gleich straff ziehen. Schablonen oder gar uniforme Ergebnisse gibt es nicht, wenn man diesen Beruf seriös ausübt. Wir sind ein Spezialistenteam, keine individualistisch tätigen Künstler, die immer nur dieselben Nasen schaffen. Wir operieren unsere Patienten nicht nach unserem Gusto, sondern unsere Philosophie lautet: Jeder Mensch ist individuell, auch seine Nase. Dessen Individualität zu erhalten, wiederherzustellen, zu unterstreichen – das ist unser Ziel.Andersherum betrachtet muss ich aber auch zugeben, dass mein persönlicher Geschmack mein Tun begrenzt. Wenn also eine Patientin so große Lippen wünscht, wie ich sie persönlich nicht mehr schön finde, dann kann ich den Eingriff nicht machen.
Mit Ihrem aktuellen Buch geben Sie dem Leser einen kurzweiligen Überblick über internationale Gepflogenheiten und Machenschaften in Sachen Schönheits-OP. Darüber würde ich gerne etwas ausführlicher mit Ihnen sprechen.
Dr. Afschin Fatemi: Gerne.Sie widersprechen in Ihrem Buch dem weit verbreiteten Gerücht, dass es in den USA – Nordamerika gilt Ihnen zufolge als der größte Markt für Schönheits-OPs - gang und gäbe sei, sich schon im Teenie-Alter unters Messers eines Schönheitschirurgen zu legen, beispielsweise als Belohnung für einen mehr oder weniger guten Schulabschluss. Schon gar nicht sehen Sie, dass dieser vermeintliche Trend über den großen Teich zu uns schwappt. Wenn das also nur Gerüchte sind, was glauben Sie, warum kursieren solche Gerüchte, wer kocht in der zugehörigen Gerüchteküche und wem dient eine derartige Fehlinformation?
Dr. Afschin Fatemi: Ich glaube, dass man unterscheiden muss zwischen seriösen und unseriösen Kollegen. Ich kenne in den USA nur ernstzunehmende Kollegen, die dieses Gerücht keineswegs bestätigen könnten. Die führen solche OPs – Brustvergrößerung zum High-School-Abschluss - nicht durch. Weniger seriöse Kollegen jedoch suchen die Öffentlichkeit. Und die Medien stürzen sich leider viel zu sehr auf deren Geschichten.Wenn ich auf die letzten 14, 15 Jahre zurückschaue, kann ich die Fälle, in denen Teenager vor mir saßen, an einer Hand abzählen. Drei, vier Mal kam jemand zu mir, der im Teenie-Alter war. An den Wunsch nach einer Fettabsaugung kann ich mich erinnern.
Wie schätzen Sie die Rolle moderner Medien bei der Berichterstattung über Schönheit und Schönheits-OPs ein?
Dr. Afschin Fatemi: Wie gesagt, es gibt unseriöse Kollegen, die die Themen entsprechend befeuern, um in die Presse zu kommen. Und die Medien? Die wollen sich verkaufen und solche Geschichten - Vorher-Nachher - verkaufen sich nun mal gut.Sie selbst nutzen die Medien auch das ein oder andere Mal zur Selbstdarstellung Ihres Fachs/Ihres Könnens. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Dr. Afschin Fatemi: Stimmt. Ich gehe auch an die Öffentlichkeit. Aber ich mache diesen Schritt nicht, um effektheischend meine Arbeit zur Schau zu stellen. Ich versuche, Kontrapunkte zu setzen: Indem ich die Ergebnisse von Schönheitschirurgie zeige – nicht ohne auf die zugehörigen Risiken und Nebenwirkungen zu verweisen. Ich informiere detailliert darüber, was daneben gehen kann bei einem Eingriff. Ich berichte über neue Arbeitsmethoden, insbesondere die der non-invasiven Art, zum Beispiel, um die Brust zu formen oder die Haut zu straffen.Werfen wir als Nächstes einen Blick nach Brasilien, dem zweitgrößten Marktplatz für chirurgische Eingriffe im Dienste der Schönheit: Hier gehört es Ihren Berichten nach inzwischen nahezu selbstverständlich wie das Kostüm zum Karneval, sich in dessen Vorfeld operieren zu lassen. Hat das wirklich mit den sehr offen zur Schau getragenen Körpern/Häuten zu tun?
Dr. Afschin Fatemi: Ja, das glaube ich. Je mehr Haut man anderen zeigt, je mehr man sich selbst mit seinem Körper auseinandersetzt, desto eher beschäftigt man sich wohl auch mit der Möglichkeit, körperliche Mängel zu verändern. In Brasilien ist das Thema Schönheits-OP eines, das Menschen in allen sozialen Schichten bewegt. Die Hemmschwelle, empfundene Mängel mithilfe eines Schönheitschirurgen zu beseitigen, ist deutlich niedriger als hierzulande. Schauen Sie in warme und sonnige Gefilde weiter nördlich! Im US-amerikanischen Florida oder Kalifornien ist das Thema Schönheits-OP auch sehr groß.Allerdings empfinde ich einige Auswüchse dieser Beschäftigung mit dem Körper, der Zurschaustellung eines möglichst perfekten Bodys als sehr übertrieben.
Von asiatischen Frauen berichten Sie eine für mich auch seltsam anmutende Manier: Die lassen sich häufig Kopfhaare in den Schamhaarbereich verpflanzen, um einem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen. Steht dieser Eingriff dort wirklich alltäglich auf dem OP-Plan?
Dr. Afschin Fatemi: Klingt für Europäer komisch, nicht wahr? Aber die klassisch erzogene Asiatin lässt diese OP häufig durchführen. Üppiges Schamhaar ist ein Schönheitsideal, es steht dort für Gesundheit und Fruchtbarkeit, es ist in asiatischen Augen sexy.Und was sagen Sie als Schönheitschirurg dazu: Hier stecken viele für eine schöne, glatte und nackte Haut in der Bikinizone viel Geld in Behandlungen mit Laser, IPL und Zuckerpaste (Brazilian Waxing ) und die Asiatinnen lassen dort nicht nur alle Härchen stehen, nein, sie blechen auch noch für einen zusätzlichen Bewuchs im Schambereich?
Dr. Afschin Fatemi: Als ich das erste Mal einem solchen Eingriff beiwohnte, war ich schon sehr überrascht. Doch es ist wahr: andere Länder, andere Sitten, andere Schönheitsideale, andere Schönheits-OPs.Funktioniert das denn wirklich, Kopfhaar im Schambereich?
Dr. Afschin Fatemi: Ja. Das asiatische Haar ist besonders kräftig. Das ähnelt dem starken Schamhaar. Außerdem sind Haare in der Lage, sich anzupassen.Sie meinen, das Kopfhaar weiß, dass es jetzt im Schambereich weiter wächst und passt sich den bereits vorhandenen Haaren dort an?
Dr. Afschin Fatemi: Ganz genau. Man weiß heute, dass neu verpflanzte Haarwurzeln mit dem alten Bewuchs Grundinformationen austauschen und sich an diesen angleichen können.Viele Asiaten lassen sich aktuellen Medienberichten zufolge auch größer operieren oder passen ihre Gesichtszüge an europäische Maßstäbe an.
Dr. Afschin Fatemi: Ja, das ist insbesondere bei den jungen, westlich orientierten Schichten ein wahrer Trend. Man erhofft sich davon bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, dem Heiratsmarkt ….Dr. Fatemi, lassen Sie uns weiterreisen! Als ich eine befreundete Journalistin, die häufig in Beirut ist und viele Kontakte in arabische Länder hat, fragte, ob sie das, was Sie in Ihrem Buch über den Iran und den Libanon schreiben, bestätigen könnte, tat sie dies ohne zu zögern. Ein Verband, der von einer Nasen-OP zeugt, wird also wirklich zum Statussymbol – und als solcher häufig länger zur Schau gestellt als medizinisch nötig. Meine Freundin berichtete von kürzlich geführten Gesprächen mit jungen libanesischen Männern, die sich über die europäisierten Einheitsnasen ihrer Landsmänninnen beklagten und auch selbst in Zugzwang gerieten. Wie erklären Sie sich solche Entwicklungen?
Dr. Afschin Fatemi: Es ist so, wie ich es geschrieben habe: In keinem anderen Land der Welt werden so viele Nasen operiert wie im Iran. Sie müssen wissen, dass dort achtzig Prozent der Nasen-OPs an Frauen vorgenommen werden. Der Grund liegt auf der Hand: Die Nase ist bei einer verschleierten Iranerin nun mal das Offensichtlichste, was sie in ihrem unbedeckten Gesicht zur Schau stellt. Und als traditionell sehr ästhetisch geltendes Volk will natürlich auch jeder dort besonders gut aussehen. Während eine OP für die einen ein Statussymbol ist ("Seht her, ich kann mir eine OP leisten!"), ist es für die anderen aber sicher auch ein Zeichen von Emanzipation und Rebellion ("Ich bin Muslimin, ich trage ein Kopftuch, aber ich bestimme selbst über mein Aussehen!").Ein besonderes Kapitel widmen Sie den russischen Schönheitsidealen oder vielmehr den vermeintlich schönen Idealen reicher Russen. Ihrem Bericht zufolge würden sich die wohlbetuchten Kunden aus Russland am liebsten mehreren OPs auf einen Schlag unterziehen. Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen – bezahlen tun die doch "jeden Preis", wie Sie schreiben?
Dr. Afschin Fatemi: Ich bin Arzt. Ich muss zwar wirtschaftlich gesehen ergebnisorientiert arbeiten – jedoch keinesfalls um jeden Preis, schon gar nicht um den der Gesundheit des Patienten. Sie dürfen nicht vergessen: Jede Schönheits-OP ist eine Operation wie jede andere mit denselben möglichen Risiken und Nebenwirkungen.Dazu passt meine nächste Frage: Dem Thema "Fettabsaugung und Nebenwirkungen" begegnet der Leser Ihres Buches immer wieder: Sie plädieren ausdrücklich gegen eine Liposuktion unter Vollnarkose. Warum?
Dr. Afschin Fatemi: Kombiniert man mehrere Eingriffe, kombiniert man auch deren Risiken. Das rechnet sich jedoch nicht wie eine einfache Additionsaufgabe: Wenn ich beispielsweise einen Eingriff mit dem Risikofaktor 1 mit einem weiteren Eingriff mit 1er-Risiko gleichzeitig durchführe, erhöht sich das Gesamtrisiko für den Patienten nicht einfach um 1 auf 2, sondern 1 plus 1 ergibt hier beispielsweise 4. Und mal ehrlich, seit 1985 - also seit mittlerweile 25 Jahren - weiß man, dass sich eine Fettabsaugung auch bei örtlicher Betäubung machen lässt. Und Statistiken bestätigen, dass die Risiken, eine Lungenembolie zu erleiden, für den Patienten höher sind, wenn er für die OP in Vollnarkose versetzt wird.Zurück zu den russischen Gebaren: Ist das Bild, das Sie aufzeichnen – reicher Mann bringt seine Frau/Freundin und will sie operativ verschönern lassen – wirklich so typisch russisch?
Dr. Afschin Fatemi: Ja und nein. Ja, denn sowohl aus meinen Kliniken als auch aus eigener Anschauung vor Ort kenne ich diese Konstellation. Solange ich den Eindruck habe, dass auch die Frau diese OP(s) möchte, ist es ja auch egal. Das ist es jedoch nicht, wenn ich im Vorab-Gespräch merke, dass der "Geldgeber" auch derjenige ist, der die Frau zu dieser Schönheits-OP treibt. Und natürlich gibt es diese Pärchen auch in deutscher Version …Was tun Sie in solch einem Fall , also wenn der Mann die Veränderung der Frau mehr zu wünschen scheint als die Frau?
Dr. Afschin Fatemi: Nun, dann suche ich nach medizinischen Gründen, einen Eingriff abzulehnen. Gründen, die für beide – die Frau und den Mann - akzeptabel sind. Es nützte ja nichts, lediglich zu sagen, ich machte die OP nicht. Dann ginge das Pärchen direkt in die nächste Klinik und zöge solange von Kollege zu Kollege bis sich einer fände, der operiert. Seriöse Operateure sind das dann meistens nicht. Und das Ergebnis unseriöser Arbeit ist bekannt.Dr. Fatemi, ich habe nicht nur Ihr Buch gelesen, sondern auch das Buch "Verlogene Schönheit" Ihres Kollegen Prof. Werner Mang (YaaCool berichtete) von der Bodenseeklinik. Und auch ihn habe ich das kürzlich gefragt: Sie beide berichten als Insider über das Gebaren in der eigenen Branche – da ist die Rede von Verleumdung, ja gar Rufmord. Neid und Missgunst gegenüber – in der Folge medizinischen Erfolgs auch wirtschaftlich erfolgreichen - Kollegen scheinen an der Tagesordnung zu stehen. Sie selbst sprechen vom "Haifischbecken", von einem "harten Konkurrenzkampf" unter den Schönheitschirurgen. Was sind die Gründe für derart kriminelle Machenschaften?
Dr. Afschin Fatemi: Zum einen ganz sicher wirtschaftliche Gründe. Doch ich sehe auch eine besondere Eitelkeit unter den Kollegen, die einige dazu führt, mit unseriösen Mitteln gegen andere vorzugehen. Eine gewisse Eitelkeit besitze ich ja auch. Die ist ganz normal. Doch in meiner Branche ist diese Eitelkeit häufig sehr stark ausgeprägt. Zu stark mitunter.So stark, dass sich Kollegen von Ihnen quasi gottgleich unter den Menschen bewegen und nahezu frei von Selbstzweifeln nach eigenem Gusto operieren?
Dr. Afschin Fatemi: Das ist sicher manchmal der Fall.Spielt dabei die in Deutschland oft noch herrschende "Demut" des Patienten vor den "Göttern in Weiß" auch eine Rolle?
Dr. Afschin Fatemi: Ja, bestimmt. Aber auch der vermeintliche Wissensvorsprung des Arztes. Der Patient vertraut mir und geht davon aus, dass ich ihm das Modernste und Risikoärmste an Behandlungen zukommen lasse, das derzeit auf dem Markt ist. Gleichzeitig will er bestmögliche Ergebnisse. Dafür muss sich ein Arzt ständig weiterbilden. Er muss offen sein für Neues. Einige meiner Kollegen verschließen sich Neuem, operieren nach veralteten Methoden – das erhöhte Risiko der Fettabsaugung unter Vollnarkose haben wir schon besprochen – das macht den Markt so undurchschaubar.Auch die Vokabel Faulheit ist an dieser Stelle sicher passend. Denn wer vertraute OP-Gewohnheiten nicht ablegt, obwohl sie überholt und risikoreicher sind, der ist schlicht und einfach faul.
Aber es gibt doch Fachverbände …?
Dr. Afschin Fatemi: Den einen oder anderen nenne ich auch schon mal Werbeverband. Da geht es vordergründig nicht wirklich um Wissensaustausch, da vereinen sich häufig Kollegen zu einem sogenannten Fachverband, um gemeinsam ein möglichst hohes Werbebudget zusammenzubekommen. Es gibt weder einheitliche Berufsbezeichnungen noch einheitliche Kriterien, um bestimmte Titel wie "Plastischer Chirurg" zu erwerben. Den kann man auch tragen, wenn man aus der Unfallchirurgie kommt und noch keine einzige ästhetische OP gemacht hat.Macht Arbeiten unter solchen Umständen überhaupt noch Spaß? Lieben Sie Ihren Job?
Dr. Afschin Fatemi: Doch, das macht es. Und ich mache das, was ich tue, gerne. Ich habe viele positive Erfahrungen gesammelt. Die Wichtigtuer in meiner Branche können mir das nicht vermiesen.Meine letzte Frage: Gestatten Sie uns Laien einen Ausblick in die Zukunft der Schönheitschirurgie! Was kommt nach Botox & Co. – zeichnen sich am Horizont neue Trends, neue Ideale ab?
Dr. Afschin Fatemi: Die non-invasiven Techniken sind auf dem Vormarsch. Weil das Wissen, dass man ohne OP auch viel erreichen kann, sich bei Operateuren und Patienten weiter durchsetzen wird. Die Patienten werden eher zu uns kommen, nicht erst, wenn die Zeichen von Alterung deutlich zu sehen sind, sondern bevor dies der Fall ist. Mit 40. Dem Altern vorbeugende Schönheitsmedizin statt die Jugend wiederherstellende - das ist die Zukunft.Vielen Dank, Dr. Afschin Fatemi, dass Sie sich für YaaCool Zeit genommen und uns so offen und ehrlich unsere vielen Fragen beantwortet haben!
Zur Person: Dr. med. Afschin Fatemi
Dr. med. Afschin Fatemi ist Facharzt für Dermatologie und Phlebologie (medizinisches Fachgebiet, welches sich mit der Erkennung und Behandlung von Gefäßerkrankungen, insbesondere von Venenerkrankungen beschäftigt). Sein Arbeitsschwerpunkt sind ästhetische Operationen. Er ist laut eigener Aussage Spezialist für Face-, Stirn-, Brauen- und Halslifts, Lidkorrekturen, Liposuctionen und Schweißdrüsencürrettage.Dr. Fatemi zählt zu den bekanntesten deutschen Spezialisten für Schönheitsoperationen und leitet Privatkliniken in Düsseldorf, Unna, München und Hamburg (siehe Link unten). Er referierte wiederholt auf nationalen und internationalen Fachkongressen, zum Beispiel auf denen der ASAPS, VDPC/VDÄPC, der GÄCD, AACS. Er ist zudem ein gefragter Live-Operateur auf solchen renommierten Veranstaltungen. Darüberhinaus hat Dr. Fatemi verschiedene Operationsinstrumente und -verfahren, beispielsweise zu Liposuctionen, Facelift, Lidplastik sowie der Schweißdrüsenabsaugung, entwickelt. Seit Jahren initiiert er den jährlich stattfindenden internationalen Fortbildungskongress "S-thetic Circle".
Der Arzt ist hierzulande öffentlich bekannt wegen seiner Expertisen im TV (RTL, Pro7, Sat.1, ARD, ZDF) sowie in den Printmedien.
Sein erstes Buch "Die gefragtesten Schönheitsoperationen. Faltenbehandlung, Fettabsaugen, Nasen- und Lidkorrektur, Brustvergrößerung und andere. Techniken, Risiken, Arztwahl." erschien im Jahr 2004.
Infos zum Buch:Afschin Fatemi: Einmal J. Lo's Po, bitte: Aufzeichnungen eines Schönheitschirurgen. Verlag Vgs (15. September 2009). Preis: 12,95 Euro.