Doreen Brumme, Chefredakteurin, YaaCool: Prof. Werner Mang, man nennt Sie auch den "Schönheitspapst". Mögen Sie diesen Titel?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang, Gründer und ärztlicher Direktor der Bodenseeklinik Lindau, Klinik für plastische, ästhetische Chirurgie (Link unten): Ich bin Pionier auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie in Deutschland und führe seit nunmehr 30 Jahren Schönheitsoperationen durch. Im Laufe des Lebens habe ich viele Prominente operiert. Ich habe viele Bücher geschrieben und wurde mit vielen Titeln geschmückt. Zum Beispiel "king of nose" ("König der Nasen", Anmerkung der Redaktion), "Schönheitspapst", "Michelangelo vom Bodensee", "Deutschlands renommiertester Schönheitschirurg" und viele mehr. Damit muss ich wohl leben ... (lacht)Arbeiten Sie in Ihrem Traumberuf?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Mit 14 habe ich schon Nasen und Gesichter modelliert und wollte damals schon Gesichtschirurg werden. Ich habe schon meinen Traumberuf, wenngleich die Schönheitschirurgie auch erhebliche Schattenseiten hat ...... ?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: ... man kann nicht alle Wünsche erfüllen, es gibt auch viele psychologische Probleme, manche Patienten sind unzufrieden und verbinden ihr Schicksal mit dem Chirurgen.Wer Ihren Lebensweg verfolgt, sieht, dass Sie nicht von Beginn an Schönheitschirurg waren?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Das stimmt. Ich habe zunächst 20 Jahre Gesichtschirurgie und Unfallchirurgie an der Universitätsklinik ausgeübt, bevor ich mich auf Schönheitschirurgie spezialisiert habe. Auch heute noch operiere ich viele Unfälle und Tumore im Gesichtsbereich, denn Gesichtschirurgie ist die Krönung der Schönheitschirurgie und mein Spezialgebiet ist, wie man weiß, die ("Mang")Nase.Sie schildern in Ihrem neuen Buch minutiös Ihren Weg zum Leiter der größten Schönheitsklinik Europas, der Bodenseeklinik in Lindau, und den Weg zu einem der wenigen Menschen, der sich all seine – zumindest materiellen Wünsche – erfüllen kann. Sind Sie zufrieden, sind Sie glücklich?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Zufriedenheit ist die höchste Form des Glücks. Daran muss man arbeiten. Ich bin als 18-Jähriger vom Bodensee in die Welt gezogen, zuerst nach München, dann London und Los Angeles. Ich habe das Wissen vieler ästhetisch-plastischer Chirurgen resorbiert. Mein Weg war zielstrebig und ehrgeizig und ich habe alles erreicht, was man sich als Jugendlicher erträumt.Das klingt in meinen Ohren wahrlich nach rundum zufrieden und ...
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: ... glücklich? Mein größtes Glück war, den richtigen Partner zu finden, meine Frau Sybille. Sie ist diejenige, die mich immer wieder auf den Boden zurückbringt, mir Werte vermittelt und unsere Familie intakt hält. Und das ist heute nach 30 Jahren Schönheitschirurgie mein Glück, und nicht mein Wohlstand (mein Hubschrauber, mein Ferrari, meine Häuser). Ich sage Ihnen: Ein Zufriedener ist vielleicht auch ein Millionär, aber ein Millionär ist noch lange kein Zufriedener.Ihr wirtschaftlicher Erfolg ruft Neider auf den Plan - zumindest gewann ich diesen Eindruck, als ich las, was meine Zunft so alles zu Dr. Mang geschrieben hat. Wie erklären Sie sich die teils offenkundigen Anfeindungen meiner Kollegen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Erfolgreiche Menschen habe Feinde, erfolglose Menschen haben Freunde. Das ist der Preis für den Erfolg ... Trotzdem möchte ich kein erfolgloser Mensch sein. Ein weiterer wichtiger Spruch ist: Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man von selbst. Mein Lebensmotto ist: Konflikt schafft Leistung.Können Sie das näher erklären?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Es ist so in unserer Gesellschaft und war vor tausend Jahren schon so, dass eines der Grundübel der Menschheit Neid und Missgunst ist. Ich persönlich bin stolz auf jeden Erdenbürger, der erfolgreich ist. Leider denken in unserer Gesellschaft nur ein bis zwei Prozent so. Keiner gönnt dem anderen etwas. Ich habe Dutzende von Ärzten ausgebildet und selbst diese Ärzte sind neidisch auf mich. Das ist grotesk und auch etwas traurig. Ich zeige meinen Erfolg und bin stolz darauf. Ich bin Vorbild für viele junge Menschen. Ich habe mir alles selber verdient und freue mich an schönen Autos und Häusern, was einigen Medien nicht gefällt. Aber damit muss ich leben. Prominente und erfolgreiche Menschen haben es viel schwerer.Würden Sie – zurückgeschaut - den von Ihnen als "steinig" beschriebenen Weg noch einmal beschreiten?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ja. Zu 100 Prozent.Welche Züge schätzen Sie an sich besonders?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Meine Charaktereigenschaften sind Fleiß, Ehrgeiz, Ehrlichkeit - und ich bin undiplomatisch.Undiplomatisch - inwiefern?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ich polarisiere – entweder man mag mich oder man mag mich nicht, aber ich habe immer meinen Weg verfolgt. Um nach oben zu kommen, egal, ob als Mediziner, Journalist, Jurist oder Manager, muss man eine starke Psyche und Physis haben, ansonsten schafft man es nicht. Ich vergleiche immer wieder: 1.000 Menschen treten an, um in der Pyramide die Nummer Eins zu werden. Das schafft eben nur einer - und ich scheine das geschafft zu haben. Insbesondere auch im Ausland. Ich werde weltweit zu Vorträgen und Events eingeladen.Sie teilen Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen - das spricht aus meiner Sicht nicht für Eigennutz, den man Ihnen gelegentlich vorwirft.
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Mein Fachbuch "Manual of Aesthetic Surgery" (erschienen im Springer Verlag Heidelberg - Anmerkung der Redaktion) ist das erfolgreichste Lehrbuch auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie. Es wurde in viele Sprachen übersetzt (Englisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch). Das hat mich berühmt gemacht und nicht mein Buch "Verlogene Schönheit", in dem ich etwas gesellschaftskritisch meinen Finger in die Wunden lege.Perfekt übergeleitet, danke. Sie haben Ihr Buch "Verlogene Schönheit: Vom falschen Glanz und eitlen Wahn" genannt. Zunächst wüsste ich gerne, was Sie unter Schönheit verstehen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Wahrscheinlich erkennt man Schönheit nur in der Natur: ein verschneiter Berggipfel, das Meer, eine schöne Pflanze.Die Schönheit bei Menschen ist schwer zu definieren. Ein guter Schönheitschirurg hält sich an die Antike, an harmonische Formen. Schönheit bedeutet Ausstrahlung und Harmonie und eine Balance zwischen Körper, Geist und Seele. Schönheit ist nicht nur durch Äußerlichkeit definiert, das vergessen viele Schönheitschirurgen und meinen, wenn sie Barbiepuppen-Gesichter "schnitzen", das sei schön. Das finde ich nicht schön. Ein schönes Gesicht muss leben und darf nicht "verbotoxiert" sein. Das beschreibe ich in meinem Buch. Wahre Schönheit ist auch nicht käuflich. Diese muss man sich erarbeiten. Die Mager-Models finde ich gar nicht schön, insbesondere, wenn der IQ unter 100 ist, ist das für mich nur lächerlich. Also: Ein guter Schönheitschirurg muss sehr kritisch sein, er muss Psychologe sein und Harmonie schaffen.
Und jetzt mal ganz konkret: Wer ist in Ihren Augen schön?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ein Beispiel? Grace Kelly. Sie hatte absolute Harmonie in ihrem Gesicht, die richtigen Augenabstände, wohl geformte Lippen, hohe Wangenknochen, eine hohe Stirn, gute Proportionen zwischen Kopf, Oberkörper und unteren Extremitäten. Sie war witzig und charmant.Und unter den Herrlichkeiten dieser Welt, wer macht da das Rennen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Bei den Männern finde ich George Clooney schön. Er hat einen gut proportionierten Körper, ist witzig, hat einen guten Intellekt und einen IQ von über 110. Er ist zurückhaltend und cool.Schönheitsideale unterliegen offensichtlich dem Wandel der Zeit. Ein Blick zurück macht deutlich, jede Epoche hatte ihre Schönheiten. Heute fällt es mir schwer, ein allgemeines Ideal auszumachen. Im Gegenteil: Ich beobachte das Phänomen täglich neuer, vermeintlicher Ideale, die sich häufig kurze Zeit später als kurzlebige Luftnummer entpuppen. Wie erklären Sie diesen Werteverlust?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Die Schuld haben die Print- und TV-Medien. Bis 1945, bis dahin es kein Fernsehen gab und auch keine Modemagazine, war die Schönheit aus der Antike definiert: klassische Formen, etwas üppig, keine zu großen Brüste, ebenmäßiges Gesicht. Typ: Mona Lisa und David von Michelangelo.Erst durch die Medien wurde das Schönheitsideal gewandelt. Denken wir an Brigitte Bardot in den 60er-Jahren – volle Lippen, kleine Nase, hohe Wangenknochen, große Brüste. Dann wurde das Ideal abgelöst durch Twiggy – alle haben abgenommen. Dann kam wieder die Ära der etwas üppigeren Modelle wie Claudia Schiffer. Jetzt haben wir wieder die Magermodelle. Als guter Schönheitschirurg sollte man sich nicht jedem Zeitgeist unterwerfen, sondern nach Idealen operieren und zeitlose Schönheit kreieren.
Warum heißt Ihr Buch "Verlogene Schönheit"?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Weil ich nicht verstehe, dass prominente Schauspieler und Sänger, gerade in Europa, nicht zugeben, dass sie geliftet sind oder die Nase operiert wurde. Das ist doch nichts Unanständiges, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Ich erforsche, warum das so ein Tabuthema ist. Ist es schädlich, zuzugeben, dass man in die Natur eingreift? Oder was ist der Grund? Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig.Würden Sie selbst denn einen Eingriff zugeben?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ich meine, mit der Schönheitschirurgie sollte man offen umgehen. Wenn ich mir einmal die Schlupflider oder Tränensäcke operieren lasse, dann werde ich das auch öffentlich zugeben.Prof. Mang, ist nicht gerade häufig die "falsche Schönheit" die, von der Sie leben?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Als Pionier und Visionär auf dem Gebiet der Ästhetischen Chirurgie habe ich immer für die natürliche Schönheit plädiert und nicht für die falsche. Die falsche Schönheit bedeutet ja: aufgespritzte Lippen, Barbiepuppen-Nasen, Mega-Brüste. Das habe ich nie operiert und werde es auch in Zukunft nicht tun. Deswegen habe ich in dem Buch auch vieles angeprangert. Ich setze dagegen: Zurück zur Natur, weniger ist mehr und Hände weg vom Schönheitswahn!Jede Schönheits-OP kann nur so erfolgreich sein, wie die operierende Hand ausgebildet und erfahren. Die Mang-Nase – wenn es sie denn als solche gibt - soll Zeitungsberichten zufolge bereits von mehr als 15.000 Zeitgenossen im In- und Ausland getragen werden. Inwieweit prägt ein Schönheitschirurg seinen Patienten sein persönliches Schönheitsideal auf?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Weil ich zusätzlich den Facharzt für HNO-Heilkunde habe, bin ich auf Nasen spezialisiert und habe von den weltweit lebenden Gesichtschirurgen wahrscheinlich die meisten Nasen operiert. Die sogenannte "Mang-Nase" bedeutet aber keine Einheitsnase, sondern eine individuell geformte Nase, die zeitlos in das Gesicht passt, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Ein guter Schönheitschirurg muss auch Künstler sein, er muss dreidimensional denken können und darf die Harmonie nicht zerstören. Er darf keine übertriebenen Operationen durchführen. Schönheitschirurgie soll man nicht sehen. Das ist der Schlüssel meines Erfolges.15.000 Nasen-OPs brachten Ihnen nicht nur den Titel "king of nose" ein, sondern auch jede Menge Kritik. Von Einheitsnasen liest man, davon, dass Sie jetzt dank eines speziell entwickelten Knorpels den chinesischen Nasen-OP-Markt erobern werden. Doch die genannte Zahl spricht für sich: 15.000 Menschen haben sich Ihren Fähigkeiten anvertraut und wollten von Ihnen operiert werden. Ist die Nachfrage nach einer Mang-Nase ungebrochen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ich habe circa 1.000 Patienten auf der Warteliste. Ich bin auch operativ viel im Ausland tätig, wo ich mit meinem Team und meinem mobilen OP operiere.Und was hat es nun mit dem Mangschen China-Modell auf sich?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Chinesen oder Asiaten haben oft kein Nasenbein und dadurch oft Atembeschwerden. Sie haben auch häufig ein plattgedrücktes Gesicht. Ich möchte hier die Menschen nicht umoperieren, sondern diese Nasen funktionell korrigieren. Bislang wurden für die Korrektur Schweineknorpel oder Leichenknorpel verwendet. Ich habe den "Mang’schen Nasenspan" entwickelt, einen Silastik-Span, der optimal verträglich ist und mit dem ich innerhalb von einer halben Stunde eine Nase aufrichten kann.Sie klingen gerade wirklich sehr begeistert ...
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Die plastische Gesichtschirurgie ist einfach faszinierend, weil man in einer relativ kurzen Zeiteinheit Dinge schaffen kann, die man am Schreibtisch nie erleben kann.Greifen Sie mit Ihrem Handwerk in den natürlichen oder auch gern göttlich genannten Plan ein?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Nein. Ich bin kein Halbgott in Weiß, ich bin ein Workaholic und ein gut ausgebildeter Arzt, der viele tausend Operationen gemacht hat.Was ich schon immer wissen wollte: Wie steht es mit der Zufriedenheit der Patienten - können Sie alle Erwartungen erfüllen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Nein. Ich konnte nicht alle Patienten glücklich machen, ein bis drei Prozent meiner Patienten sind nicht zufrieden. Nicht, weil etwas passiert ist, sondern weil sie sich zu viel vorgestellt haben und ihr Traumergebnis nicht erreicht wurde. Das sind die Schattenseiten des Berufes, die Nörgler und Querulanten, die mit sich und der Welt nicht zufrieden sind. Da denke ich manchmal schon, ob ich die nächsten zehn Jahre noch operieren soll.Wissen Sie, seriös ausgeführte, plastisch-ästhetische Chirurgie ist auch Seelenheil mit dem Skalpell. Ich helfe jeden Tag jungen Menschen, die unter einem Mangel leiden, wie Hasenscharten, Höckerlangnasen, fliehendes Kinn, Riesen- oder ungleichen Brüsten, Reithosen (so nennt man eine insbesondere für Frauen typische Fettansammlung an den Oberschenkeln - Anmerkung der Redaktion). Die ästhetische Chirurgie hat schon wichtige Indikationen ... man muss nicht immer gleich an Botox, Facelift und aufgespritzte Lippen denken.
Das habe ich alles in meinem Buch "Verlogene Schönheit" beschrieben. Es ist sehr erfolgreich, ich bekomme täglich Dutzende Dankesbriefe von Patienten, die sehen, dass ich das Fachgebiet nach 30 Jahren sehr kritisch betrachte.
Einer Ihrer Kollegen, Dr. Afschin Fatemi, hat ebenfalls gerade ein Buch zum Thema Schönheits-OP geschrieben, indem er - wie Sie in Ihrem Buch - sich und sein Tun erklärt. Zufall – oder gibt es gerade einen Informationsbedarf – welchen konkreten Anlass gab es für Sie, Ihr Buch jetzt zu schreiben?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Der Kollege Dr. Fatemi ist mir persönlich nicht bekannt, auch nicht sein Buch. Es wollen mich viele Kollegen kopieren. Ich habe über zehn Bücher geschrieben und das Buch "Verlogene Schönheit" wird sicher nicht das letzte sein.Woran schreiben Sie denn gerade?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Zur Zeit schreibe ich an einem großen neuen Lehrbuch, was ein Standardwerk werden soll.Wie Sie schreibt auch der eben erwähnte Dr. Fatemi ziemlich offen über seine Erfahrungen mit den Kollegen hierzulande. Mir scheint, in der Branche weht ein eisiger Wind. Ich las bei Ihnen beiden von vorgeworfener Inkompetenz, Verleumdung, ja gar Rufmord – ist es gefährlich, heute ein guter und erfolgreicher Schönheitschirurg zu sein?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ich habe keine Probleme mit Kollegen. Ich bin Präsident der "Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin" und Gründer der "Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Medizin". Dadurch bin ich auch Hauptgutachter bei vielen Schadensfällen. Mit gut ausgebildeten plastischen Chirurgen und seriösen Ärzten habe ich nie Probleme gehabt. Aber in dem Gebiet tummeln sich auch viele Scharlatane, die nicht die richtige Ausbildung haben oder ihr Handwerk nicht korrekt erlernt haben.Andere Länder, andere Schönheits-Ideale, andere Schönheits-OPs: Sie geben den Lesern Ihres Buches eine Art Länder-Überblick über die Praktiken der Schönheitschirurgie der heutigen Welt. Können Sie einen solchen sehr kurz zusammengefassten Bericht auch für Deutschland geben? Was kennzeichnet speziell den deutschen Markt?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Der deutsche Markt ist der größte in Europa, mit über einer Million Schönheitsoperationen im Jahr 2009. Davon sind übrigens 20 Prozent an Männern. Mit anfänglich übertriebenen Operationen zeichnet sich auch auf dem deutschen Markt eine Tendenz ab, die ich schon immer vertreten habe – weniger ist mehr – Schönheitschirurgie soll man nicht sehen. Schönheitschirurgie sollte eine Wohlfühlchirurgie sein.Sie haben es bereits kurz angeschnitten: Warum scheint es gerade in Deutschland tabu zu sein, insbesondere für Stars und Personen, die gerne einer wären, zuzugeben, dass das Äußere auch mit Hilfe eines Schönheitschirurgen gestaltet wurde?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Das ist nach wie vor in Deutschland ein Tabu-Thema. In den USA geht man damit viel lockerer um. Man sagt, man hat eine Nase von Mang und ein Facelift von Dr. X. Es muss auch teuer sein und man muss es sehen. In Deutschland ist das noch anders. Man ist zwar lockerer geworden, aber möchte immer noch nicht zugeben, wenn man sich einer Schönheitsoperation unterzogen hat.Als ich vor 25 Jahren auf dem Filmball in München war, wurde ich noch nicht gegrüßt, weil jeder Angst davor hatte ...nach dem Motto: wenn man dem Prof. Mang die Hand gibt, dann ist man schon von ihm operiert ... Heute ist das anders, ich habe viele Freunde in der Prominenz und bin auch bei vielen wichtigen Events eingeladen. Ich genieße das auch.
Ich verstehe aber nach wie vor nicht, dass die Schönheitschirurgie immer noch so ein mystisches Fach ist.
Glauben Sie, dass es das deutsche Phänomen eines Tages nicht mehr gibt?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Wenn die Prominenz lockerer und offener damit umgehen würde, wäre es schon heute längst nicht so interessant für die Medien. Aber ja, ich glaube, das wird sich in den nächsten Jahren ändern. So wie man heute neue Zähne (Implantate) bekommt, wird man dann auch zum Facelift stehen.Prof. Mang, Sie plädieren für eine natürliche Schönheit, die zu erreichen beziehungsweise wiederherzustellen man sich auch helfen lassen darf. Sie haben es bereits kurz erwähnt - ich wüßte es gerne noch genauer: Was ist natürliche Schönheit?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Natürliche Schönheit ist Harmonie. Im Gesicht kann ein Doppelkinn stören, ein fliehendes Kinn, extreme Falten, Schlupflider, Tränensäcke. Wenn es keine Harmonie mehr zum Körper und Geist gibt, kann das geändert beziehungsweise verschönert werden.Natürliche Schönheit kann auch sein, dass die Nase etwas kräftiger ist oder die Brust etwas kleiner. Jeder Mensch ist eine individuelle Schönheit, nur extreme Mängel, die auch zu psychischen Problemen führen können oder von der Gesellschaft als Makel gesehen werden, kann man operieren. Heute ist es auch mit den Psychologen abgeklärt, dass die Freudsche Theorie überholt ist – Mängel soll man nicht mehr aussitzen, wenn sie einen stören, sondern sie sollen therapiert oder operiert werden.
Als Operateur setzen Sie die Grenzsteine für den Verlauf natürlicher Schönheit – Sie entscheiden, wie weit die Hilfe gehen kann. Können Sie einige Beispiele für solche Grenzen nennen? Oder anders gefragt: Welche Wünsche von Kunden erfüllen Sie nicht?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: In meinem Buch "Verlogene Schönheit" beschreibe ich ganz klar, was unsinnige Operationen sind: Penisverdickungen, Penisverlängerungen – sie können auch zu funktionellen Störungen führen. Einpflanzungen von Six-Packs (typisches Muster, wie sich die Bauchmuskeln bei Männern abzeichnen - Anmerkung der Redaktion) bei Männern, Po-Implantate bei Mädchen. Diese Implantate lehne ich ab, weil sie verrutschen und klinische Probleme entstehen können. Und auch mit Silikon aufgespritzte Lippen oder ein mit Botox aufgespritztes Gesicht (Fratze) zähle ich dazu.Aus den USA erfährt man, dass Mittelfußknochen herausgenommen werden, um höhere High-Heels tragen zu können, oder die siebte Rippe entfernt wird, um eine engere Taille zu erzielen. Das gehört nicht in ein seriöses Fach der Schönheitschirurgie und ist abzulehnen.
Sie sprechen sich dafür aus, gegen äußerlich sichtbare Zeichen des Alters auch operativ vorzugehen, um das schneller alternde Äußere der innen (noch) gefühlten Jugendlichkeit anzupassen. Ist das der Markt der Zukunft? Kommt nach der Ära der künstlich aufgeblasenen Schlauchbootlippen und Silikonbusen jetzt die Anti-Aging-Chirurgie, die Sie auch "Alterschirurgie" nennen?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Das ist vollkommen richtig. Jetzt kommt die Ära der Anti-Aging-Chirurgie. Da gibt es zweistellige Zuwachsraten. Wir sehen an der Bodenseeklinik, dass die Alterschirurgie im Bereich der Schönheit genau so gewünscht wird wie dritte Zähne, künstliche Hüftgelenke oder Augenimplantate.Wie hoch ist der Anteil der Anti-Aging-Chirurgie in der Bodenseeklinik derzeit?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: 30 Prozent unserer Chirurgie ist bereits Anti-Aging-Chirurgie.Wie erklären Sie diesen Trend?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Die Anti-Aging-Chirurgie erlebt einen Boom. Jeder der mit 60 noch beruflich aktiv ist, will weder Schlupflider noch Tränensäcke, ein Doppelkinn noch Hüftspeck haben. Wer sich nicht wohl fühlt, kann das heute gut korrigieren lassen. Man darf nicht vergessen, wir werden immer älter und vitaler, die Hülle altert und deswegen wird diese Schönheitschirurgie in Zukunft einen Boom erleben. Um so mehr ist es wichtig, dass viele gute Schönheitschirurgen ausgebildet werden.Wann beginnt Mann oder Frau denn sinnvollerweise mit der Restauration der körperlichen Hülle?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Das ist sicher individuell unterschiedlich. Aber: Man ist heute bis 70 aktiv, teilweise auch beruflich. Und da fängt man mit der Anti-Aging-Chiurgie bereits mit 50 an, um auch äußerlich fit zu bleiben. Die Menschen verstehen langsam, dass Gesundheit und Fitness das Wichtigste ist. Dann kommt die Schönheit.Meine letzte Frage: Wie lautet Ihr ärztlicher Rat, um in Würde und schön zu altern?
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Ein Rat für alle: 60plus heißt, Sport treiben, mediterrane Kost, möglichst lange im Beruf bleiben, Hobbys pflegen, gute Partnerschaft und Sex, positiv denken, das Gewicht halten (der Schönheitskiller Nummer Eins ist Übergewicht = BMI über 25). Wenn man sich nicht wohl fühlt, dann zu Prof. Mang und seinem Team kommen. Da werden die unästhetischen Alterserscheinungen behutsam entfernt. (lacht)Vielen Dank, Prof. Mang, dass Sie sich soviel Zeit für unser Gespräch genommen haben!
Zur Person: Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang
Werner Lothar Mang wurde am 4. September 1949 in Ulm geboren. Mit 18 Abitur machte er sein Abitur, studierte anschließend an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und absolvierte mit 23 Jahren sein Staatsexamen. Als er seine Ausbildung zum Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde abschloss, war er 31. Bereits ein Jahr später spezialisierte Werner Mang sich auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie und konnte von nun an die Zusatzbezeichnung "Plastische Operationen" in seinem Titel verwenden. Ab 1982 war Mang Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München in der Abteilung für plastische Gesichtschirurgie, die von Werner Schwab geleitet wurde. 1984 habilitierte Mang sich und vier Jahre später, 1988, wurde er Professor. Werner L. Mang ist Honorarprofessor der Staatlichen Universität Sankt Petersburg.Heute ist Werner L. Mang ärztlicher Direktor der Bodenseeklinik in Lindau. Er gründete im Jahr 1987 die "Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Medizin", der er zwölf Jahre als Präsident diente. Mang schrieb mehrere Fachbücher, brachte seine eigene Linie an Naturkosmetikprodukten heraus und wurde dank verschiedener Auftritte in TV-Dokumentationen und Talk-Shows in der Öffentlichkeit bekannt.
Seit 2007 ist Prof. Mang Vorstandsvorsitzender und medizinischer Leiter der Mang Medical One Klinikgruppe, die acht Kliniken und elf Aesthetic Center in ganz Deutschland betreibt.
Infos zum Buch: Werner Mang: "Verlogene Schönheit: Vom falschen Glanz und eitlen Wahn", Gebundene Ausgabe: 256 Seiten, C. Bertelsmann Verlag (24. August 2009), ISBN-10: 3570100189, ISBN-13: 978-3570100189, Preis: 19,95 Euro.