Hier spricht Filippa Hamilton über den Fall (Quelle: YouTube):
Der Fall Lauren gegen Hamilton - oder: Des Laurens schönes Modelmaß
Seit ihrem 15. Lebensjahr lief Filippa Hamilton für den Designer Ralph Lauren über die Laufstege dieser Modewelt. Damit ist jetzt Schluss! Das US-amerikanische Modehaus, genauer: die Polo Ralph Lauren Company, hat seinem Supermodel Presseberichten zufolge den Laufpass gegeben. In der "Today-Show" des US-Fernsehsenders "MSNBC" erklärte die 23-Jährige, warum man ihr nach acht Jahren gekündigt hat: "Sie haben gesagt, ich passe nicht mehr in ihre Kleider."Da fragt man sich natürlich, wer denn eigentlich überhaupt noch in des Laurens neue Kleider passt? Schließlich ist das schwedisch-französische Supermodel aus medizinischer Sicht bereits untergewichtig: Bei einer Größe von 1,78 Metern (andere Quellen beziffern die Größe auf 1,77 Meter) wiegt Filippa Hamilton 54,5 Kilogramm, heißt es in der Presse. Das entspricht einem BMI von 17,2 - der gemeinhin als Untergewicht gilt.
Der Designer Lauren erklärte die Kündigung seines Models laut Pressemitteilungen damit, dass die Hamilton ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen sei. "Filippa ist eine wunderschöne und gesunde Frau. Aber die Arbeitsbeziehung endete, weil sie es nicht verstanden hat, unsere Ansprüche zu erfüllen", wird Lauren zitiert.
Das alles lässt sich von Außenstehenden nur schwer nachvollziehen. Kollidieren hier des kreativen Designers Ideale mit den Proportionen der Realität? Von welchen Modelmaßen träumt ein Ralph Lauren?
Als gut bewanderte Internetleser ahnen wir es: Schließlich hatte das Unternehmen Ralph Lauren sein Supermodel vor Kurzem ziemlich verunstaltet – mit einem Bildbearbeitungsprogramm für ein Werbefoto, das lediglich in einem japanischen Kaufhaus veröffentlicht worden sein soll, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, und das derzeit nur noch im Internet (Link unten) zu sehen ist. Es zeigt eine grotesk dünne Filippa Hamilton, deren Hüfte schmaler als ihr Kopf ist!
Die derartige Verunstaltung des mehr als ohnehin schon superschlanken Körpers der Hamilton zu Werbezwecken – das ist für YaaCool ein "Bock des Monats".
Ganz klar: Mit dem verunstalteten Foto wurde das Image des Models beschädigt. Hamiltons Anwalt Geoffrey Menin soll gesagt haben, dass das Bild dem Ansehen seiner Mandantin geschadet habe: "Wer will jemanden anstellen, der so aussieht?" Laut der "Bild"-Zeitung hat sich Ralph Lauren für das Foto mit den Worten entschuldigt "Wir haben erkannt, dass wir verantwortlich sind für das schlechte Foto und die Retuschierung."
Doch nicht nur der schönen Filippa wurde hier Unrecht getan. Nein, auch all denen, die aus welchen Gründen auch immer ohnehin nur von einer Modelfigur träumen (können), hat man übel mitgespielt: Das Foto zeigt ihnen de facto unerreichbare Maße und zerstört damit den Traum von der schönen Modelfigur.
Designte Idealmaße - wider die Natur, um jeden Preis?
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass selbst die Schönsten der Schönen für Fotos in stundenlanger Handarbeit von professionellen Make-up- und Hair-Artisten zurecht gemacht werden müssen. Und dass anschließend so mancher auf dem Foto vermeintlich immer noch sichtbare Makel Bildpunkt für Bildpunkt in mühevoller Sisiphosarbeit am Computer wegretuschiert wird, hat sich auch herumgesprochen. Gegen derlei Tricks der Traumfabrik "Mode" hat kaum einer mehr was.Doch während vielerorts inzwischen zu Recht diskutiert wird, ob Frauen Magermodelle brauchen, um von sich in schönen Kleidern zu träumen, steht für YaaCool fest: Im Fall der Hamilton trieb Ralph Lauren es zu weit. Seine grotesk verunstaltete Filippa ist kein Traum. Das Foto ist ein Albtraum - für jedermann! Selbst die abgebildete Schöne soll es mit den Worten: "Es ist kein gutes Vorbild" kommentiert haben. Und: "Junge Frauen schauen das Bild an und denken, es sei normal, so auszusehen."
Wo Filippa Hamilton Recht hat, hat sie Recht: Unzählige Mädchen und Frauen und längst auch Jungen und Männer dieser Welt mühen sich Tag für Tag, um die vermeintlich ideale Figur weniger Vorzeige-Schönen. Während die einen sich dafür von einer Diät nach der anderen ernähren, sich fast zu Tode hungern (oder kotzen) und exzessiv Sport treiben, versuchen’s die anderen mit Hilfe scharfen Chirurgenstahls. Wir wissen alle: Auf dem Weg zur Traumfigur scheitern viele.
Nun ist es keinesfalls zu verurteilen, dass Frau und Mann von einer Modelfigur träumen. Doch hat der Alt-Modezar Karl Lagerfeld (71) Recht, wenn er sich laut Berichten des Nachrichtenmagazins "Focus" in die seines Erachtens "absurde" Magermodell-Debatte mit den Worten einmischt, dass "die Welt der schönen Kleider aber schließlich mit Träumen und Illusionen zu tun habe" und "runde Frauen da niemand sehen wolle"?
Nebenbei: Von "rund" kann angesichts einer superschlanken Filippa Hamilton nicht die Rede sein. Da fragt man sich: Wer weiß schon, was Karl Lagerfeld unter "rund" versteht? Mancher mag meinen, dies spiele keine Rolle. Für andere tut es das wohl ...
Homosexuelle Idealmaße für alle?
Genau darum scheint es zu gehen: Was ist in den Augen von Lagerfeld & Co. schön? Für Anja Gockel, preisgekrönte, international erfolgreiche deutsche Designerin, lautet die Antwort auf die Frage der "Osnabrücker Zeitung" (OZ), warum magere Models als Ideal gelten: "Ich sehe drei Gründe für das Problem: Der wichtigste ist, dass die meisten und wichtigsten Modedesigner homosexuell sind. Ein Modedesigner kann wie jeder andere Mensch auch nur von sich selbst ausgehen. Das mache ich auch so. Welche großen Modedesigner kennen wir? Da gibt es Dolce & Gabbana, Marc Jacobs, Jean Paul Gaultier, Jil Sander, John Galliano, Giorgio Armani, Karl Lagerfeld – sie sind alle homosexuell. Und das Idealbild eines homosexuellen Mannes ist eine knabenhafte Figur. Das Idealbild einer lesbischen Frau ist meistens eine androgyne Figur. Diese Figur projizieren sie auf die Frauen, die ihre Models sind. Deshalb dürfen die Models nicht zu viel Busen und nur wenig Hüfte haben. Alles Volumige ist für sie unerotisch, nicht akzeptabel."Das klingt für manchen vielleicht einleuchtend - trifft jedoch nicht auf Ralph Lauren zu. Der ist, soweit es sich für Außenstehende beurteilen lässt, heterosexuell.
Gibt es weitere Gründe für den Magerwahn? Die Gockel, Mutter von vier Kindern, davon drei Mädchen, nennt der Online-Ausgabe der OZ zufolge zwei: "Dünn zu sein bedeutet in unserer Gesellschaft, jung zu sein. Und der dritte Grund, den Karl Lagerfeld übrigens auch einräumt, ist: Es muss immer etwas Unerreichbares geben. Ich finde: Unerreichbares nein – Ideale ja."
Bravo!, Anja Gockel, Träume müssen sich verwirklichen lassen! Solche Träume brauchen gesunde Idealmaße, gesunde Models. Darum macht YaaCool das ungesunde Schönheitsmaß, dem die Modedesigner - homosexuell oder nicht - ihre Models oft unterwerfen und dem diese sich um des Jobs willen oft unterwerfen, zum "Bock des Monats".
Mode ohne Magermodels - Brigitte & Co. setzen nicht mehr auf falsche Designermaße
Zu guter Letzt sei die Redaktion der Frauenzeitschrift "Brigitte" erwähnt. Sie kündigte kürzlich an, dass ab Erscheinen der Ausgabe 2 vom 2. Januar 2010 an Mode "Ohne Models" gezeigt wird. Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Brigitte-Chefredakteur Andreas Lebert dazu: "Die gesamte Branche ist magersüchtig." Demnach würden Models heute 23 Prozent weniger wiegen als normale Frauen. "Seit Jahren", so Lebert weiter, "müssen wir die Mädchen mit Photoshop (Name einer Bildbearbeitungssoftware - Anmerkung der Redaktion) dicker machen, die Schenkel, das Dekolleté. Was hat das noch mit unserer echten Leserin zu tun?"Nun mag man die Initiative "Ohne Models" (Link unten) kritisch beäugen wie die mediale Konkurrenz, weil sie natürlich dem Verkauf der Zeitschrift und ihrer Ableger dienen soll und der Verzicht auf Models keine Erfindung der "Brigitte" ist, und wie Anja Gockel, die um die Schwierigkeiten weiß, die Laien beim professionellen Fotografieren machen können. Oder man wertet sie wie YaaCool als einen positiven Schritt auf dem Weg zur wahrhaften Traumfigur. Einer, von der Frauen und Männer träumen können und die - wenn auch nicht immer ohne Mühe - zumindest auf gesunde Weise erreichbar ist.