Das folgende Video (Quelle: YouTube) zeigt eine umfangreiche Sammlung Fotos von Menschen, die ihren Körper "modifiziert" haben:
Ziernarben, geschliffene Zähne und Hörner: Varianten der Selbstverschönerung?
Die neuen Formen der Körpergestaltung sind vielfältig. So werden zum Beispiel beim sogenannten Cutting ähnlich wie bei Tattoos Motive in die Haut geritzt, die als Ziernarben zurückbleiben. Andere entscheiden sich dazu, sich die Zunge oder die Genitalien spalten zu lassen oder wünschen sich implantierte Metall- und Silikonteile unter der Haut, die Hörnern ähneln. Wer erst einmal anfängt, so scheint es, muss immer neue, radikalere Varianten ausprobieren.Und der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie das extreme Beispiel des amerikanischen Aktionskünstlers Erik Sprague zeigt: Er ließ sich den gesamten Körper mit einem Schuppenmuster tätowieren, die Zunge spalten und seine oberen Schneidezähne spitz zuschleifen – und macht so seinem Künstlernamen Lizardman (englisch für "Eidechsenmann") alle Ehre.
"Body Modification" als Ausdruck von Individualität
In großen Teilen der Gesellschaft stoßen Body Modifier auf Ablehnung, Entsetzen und Vorurteile. Viele assoziieren mit der Selbstverstümmelung des Körpers Kriminalität und Drogenkonsum.Anhänger des neuen Körperkults dagegen sehen die extreme Umformung als eine Art Lebenseinstellung und ein Mittel, um sich von der Masse abzugrenzen. Der Körper wird als leere Leinwand empfunden, als Medium für Kunst: Erst die Veränderungen mit dem Skalpell machen ihn schön und einzigartig.
Für Dr. Erich Kasten, Diplom-Psychologe von der Universitätsklinik Magdeburg, ist der neue Trend daher nichts anderes als eine "Extremvariante eines urzeitlichen Verhaltens": Seit jeher versuchen Menschen, ihr Äußeres zu verändern und zu verbessern. Das lässt sich sowohl in unserer modernen Welt der Schönheitsoperationen als auch bei vielen alten Völkern beobachten. So war es zum Beispiel bereits im alten Ägypten und bei Naturvölkern der Südsee üblich, Tattoos zu stechen, und selbst der Körper des Eiszeitmanns Ötzi ist mit eingeritzten Motiven geschmückt. Laut Dr. Kasten, der in seinem Buch "Body Modifications" die unterschiedlichen Motivationen der Betroffenen untersucht, spielt auch die Überschreitung von Grenzen eine Rolle: "Wie in allen Bereichen des menschlichen Lebens dehnen einige Menschen die Grenzen immer weiter aus, um sie dann zu überschreiten".
Ein Trend mit Nebenwirkungen
Doch ganz ungefährlich ist der extreme Körperkult nicht: Mediziner warnen vor den gesundheitlichen Risiken, die solche Eingriffe mit sich bringen können. Werden zum Beispiel Narben in die Haut gebrannt, können sich Wülste bilden, die unter Umständen die Durchblutung stören. Beim Spalten der Zunge kann es zu Nervenschäden kommen, beim Cutting werden manchmal Sehnen und Blutgefäße verletzt.Darüber hinaus ist in Deutschland jeder, der einen Gewerbeschein besitzt, dazu berechtigt, das umstrittene Handwerk auszuüben. Es besteht also immer das Risiko, an einen Pfuscher zu geraten, der nicht unter hygienisch einwandfreien Bedingungen arbeitet. Der Eingriff, der teilweise mehrere Stunden dauern kann, erfolgt zudem aus rechtlichen Gründen immer ohne Betäubung und ist dementsprechend schmerzhaft.
Diese Einwände schrecken überzeugte Body Modifier jedoch kaum: Nach dem Motto "Wer schön sein wil,l muss leiden" werden sowohl Schmerzen als auch medizinische Risiken in Kauf genommen, um den Körper zu einem lebenden Kunstwerk umzuformen.