Krampfadern sind nicht nur unschöne Blickfänger: Aus medizinischer Sicht stellen die verdickten Venen ein gesundheitliches Risiko dar. Die CHIVA-Methode kann Krampfadern verschwinden lassen.
YaaCool befragte dazu Dr. Erika Mendoza, Leiterin der Venenpraxis Wunstorf bei Hannover und Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für CHIVA e. V.
YaaCool: Frau Dr. Mendoza, wie entstehen Krampfadern?
Dr. Erika Mendoza: Krampfadern bilden sich, wenn die Venenklappen undicht werden. Dadurch wird der optimale Blutstrom in Richtung Herz erschwert und in den Adern entsteht ein erhöhter Druck, der dafür verantwortlich ist, dass diese sich ausweiten. Nach außen hin wird diese veränderte Gefäßstruktur dann in Form von Krampfadern sichtbar.
Wie unterscheiden sich Besenreiser von Krampfadern?
Dr. E. Mendoza: Die als
BesenreiserPeeling ist eine Methode der kosmetischen Pflege, bei der obere Hautschichten entfernt werden.
mehr bezeichneten Veränderungen sind noch keine Erkrankung und häufig nur ein kosmetisches Problem. Sie könnten aber ein erster Hinweis auf eine Varikose, also ein Krampfaderleiden, sein. Deshalb sollte unbedingt das Leitvenensystem per Ultraschall untersucht werden, wenn man die Entstehung von Besenreisern feststellt. Wenn wir keine tiefer liegende Venenerkrankung feststellen, können wir die feinen Äderchen veröden. Dabei wird eine Flüssigkeit in die Vene gespritzt, die die Venenwand verletzt und die Vene in der Folge komplett verschließt.
Wie kann die CHIVA-Methode bei Krampfadern helfen?
Dr. E. Mendoza: CHIVA ist eine minimalinvasive Methode. Dabei wird die Vene, die für den Blutstau verantwortlich ist, an verschiedenen mit Ultraschall festgelegten Stellen abgebunden und durchtrennt, sodass keine unerwünschten Rückflüsse mehr entstehen können, die für die Krampfadern verantwortlich sind. Das Blut wird also wieder gezwungen, zum Herzen zu fließen – man kann das mit der Verkehrsberuhigung in einer Innenstadt vergleichen. Der Name CHIVA ist die Abkürzung für "Cure Conservatrice et Hémodynamique de l'Insuffisance Veineuse en Ambulatoire". Das ist französisch und heißt übersetzt so viel wie "ambulante, blutflusskorrigierende Behandlung von Krampfadern".
Wie lange dauert der Eingriff ?
Dr. E. Mendoza: Der Eingriff dauert je nach Ausprägung zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Da er bei normalgewichtigen und nicht voroperierten Patienten ambulant und lediglich unter lokaler Betäubung durchgeführt werden kann, ist für die Patienten keine längere Verweildauer nötig. Bei sehr ausgeprägten Krampfadern empfehle ich sogar das Vorgehen in zwei Schritten: Denn manchmal kann sich durch die Unterbrechung an dem wichtigsten Austrittspunkt des Blutes schon sehr viel zurückbilden, sodass später nur noch ganz wenig weitere Äste unterbrochen oder verödet werden müssen.
Viele Ärzte raten zu der Stripping-Methode, das heißt, die Krampfadern ziehen zu lassen. Was denken Sie darüber?
Dr. E. Mendoza: Das Stripping war über ein Jahrhundert lang die einzige Möglichkeit, die Krampfadern zu behandeln. Korrekt ausgeführt ist es natürlich ein Verfahren, das die Erkrankung sehr gut behandelt – allerdings werden die gedehnten Stammvenen dabei entfernt und stehen dem Bein nicht mehr zum Abfluss zur Verfügung. Ebenso sind die Schmerzen unmittelbar nach der Behandlung auch stärker, weil die innere Wunde größer ist. Die CHIVA-Methode und die Stripping-Methode wurden in einer Langzeitstudie über zehn Jahre verglichen. Mit dem Ergebnis, dass bei den Patienten, die mit der CHIVA-Methode behandelt wurden, vergleichsweise weniger neue Krampfadern auftraten. Das liegt möglicherweise daran, dass sich durch diese Methode das Blut aus dem oberflächlichen Venensystem keine neuen Wege suchen muss, sondern ungehindert über die belassenen Verbindungsvenen abfließen kann.
Was kann man tun, damit Krampfadern und Besenreiser erst gar nicht entstehen?
Dr. E.Mendoza: Regelmäßiger Sport hilft auf jeden Fall dabei, die Entstehung von Krampfadern zu vermeiden. Dabei sind Sportarten mit gleichmäßigen Bewegungen zu bevorzugen. Bereits regelmäßige Spaziergänge helfen schon dabei, die Muskelpumpe anzuregen und den Blutfluss in den Beinen optimal zu halten. Man kann sich das so vorstellen: Bei Anspannung der Muskulatur werden die Venen zusammengedrückt und pumpen das Blut nach oben zum Herzen. Bei der darauf folgenden Entspannung schließen dann die Klappen und vermeiden ein Zurückfließen zu den Füßen, nun kann das Blut aus dem oberflächlichen Venensystem in das tiefe abfließen, um bei der nächsten Muskelbetätigung wieder Richtung Herz befördert zu werden. Bewegung stärkt also nicht nur die Muskulatur, sondern auch den Blutkreislauf. Zudem hilft Sport auch dabei, das Gewicht zu reduzieren - auch das ist ein wichtiger Faktor: Jedes Kilo zu viel auf den Rippen bedeutet mehr Belastung für die Venen.
Welche Sportarten empfehlen Sie zur Kräftigung der Venen?
Dr. Mendoza: Ich rate vor allem zu Wassersport. Schwimmen oder Wassergymnastik bieten nämlich noch einen zusätzlichen Effekt: Der äußerliche Druck des Wassers entlastet die Venen und regt die Blutzirkulation an. Auch Flüssigkeiten werden dadurch besser aus dem Gewebe abtransportiert. Aber auch Walking, Radfahren oder Jogging ist gut für die Venen. Zur Vorsicht rate ich bei Sportarten, die Beinverletzungen verursachen oder bei denen die Bauchmuskelpresse stark beansprucht wird (zum Beispiel: Gewichtestemmen). Vor allem Menschen, die bereits unter Venenproblemen leiden, sollten von diesen Sportarten Abstand nehmen.
Gibt es spezielle Venen-Übungen, die man auch mal schnell zwischendurch absolvieren kann?
Dr. Mendoza: Ja, da gibt es ein paar sehr effiziente Übungen, die man sehr leicht und fast an jedem Ort machen kann. Viele meiner Patienten klagen darüber, dass sie keine Zeit für regelmäßigen Sport hätten. Für diese Übungen zählt diese Ausrede jedoch nicht. Wer viel stehen muss, der sollte sich zwischendurch einfach auf die Zehenspitzen stellen und nach circa fünf Sekunden den Fuß wieder gerade halten. Das kann man mehrfach wiederholen. Aber auch kreisende Bewegungen mit den Füßen im Sitzen oder auf dem Rücken liegend "Radfahren", das heißt, die Beine in der Luft wie beim Radeln zu bewegen, helfen dabei, die Muskelpumpe anzuregen.
Was raten Sie Menschen, die Veränderungen an ihren Venen entdecken?
Dr. Mendoza: Venenerkrankungen betreffen viele Menschen. Sie schreiten glücklicherweise sehr langsam voran, sodass man immer Zeit hat, sich eine Meinung zu bilden. Kompressionsstrümpfe sind eine wunderbare Hilfe, um Beschwerden zu lindern. Das Gespräch mit dem Facharzt zu den Behandlungsmöglichkeiten und auch zur Behandlungsnotwendigkeit sollte in regelmäßigen Abständen gesucht werden. Nicht jede sichtbare Vene muss behandelt werden und es ist so gut wie nie ganz dringend, Venen zu operieren – nur, wenn sich schon ein "offenes Bein" ausgebildet hat, das nicht mehr abheilt. Aus der Vielfalt der Verfahren kann dann für jeden Patienten die Behandlung mit dem geringsten Risiko und der größten Wirkung herausgefunden werden – oft ist das die CHIVA-Methode.
Sehr geehrte Frau Dr. Mendoza, wir danken Ihnen für das Interview!