Immer mehr Deutsche legen sich freiwillig unters Messer, um ihr Äußeres zu ändern. Häufig kommen Implantate zum Einsatz, um Brust & Co. aufzupolstern. Deutschlands einziger Hersteller von Silikon-Implantaten ist die Dieburger Polytech Health & Aesthetics GmbH.
Das Unternehmen ist zudem Europas einziger Produzent sogenannter MPS-Implantate. YaaCool kürt das hessische Unternehmen zum "Hersteller des Monats", weil die fast 600 Modelle umfassende Produktpalette ausschließlich in Deutschland gefertigt wird – und zwar in Handarbeit!
Wer sich einer Schönheits-OP unterzieht, sollte bei der Wahl des chirurgischen Händchens, das das Skalpell führt, auf Qualität achten. Doch nicht nur das: Auch das Implantat selbst sollte sicher sein. Schließlich hört man zum Beispiel beim Thema Brustvergrößerung immer wieder von verdrehten und verrutschten (Billig)Implantaten oder von Fällen sogenannter
KapselfibroseDie Kapselkontraktur (sogenannte Kapselfibrose) ist die Verhärtung des Narbengewebes oder der Kapsel um ein Brustimplantat herum.
mehr. Komplikationen, die eine erneute OP meist unumgänglich machen.
Die Dieburger Polytech Health & Aesthetics GmbH produziert ausschließlich in Deutschland und setzt somit Maßstäbe, was die Qualität der Implantate betrifft. Denn hierzulande und europaweit gelten diese als Medizinprodukt und unterliegen entsprechenden Sicherheitskriterien und Qualitätsstandards. YaaCool sprach mit Frau Dr. Christine Jäger, Marketingleitung Polytech Health & Aesthetics GmbH, über den Wert deutscher Handarbeit.
YaaCool: Frau Dr. Christine Jäger, wer ist die Polytech Health & Aesthetics GmbH und wo positionieren Sie Ihr Unternehmen im internationalen Markt?
Dr. Christine Jäger, Marketingleitung: Das Unternehmen existiert seit 1986 und ist der einzige deutsche Hersteller für Silikon-Implantate. In Europa gehören wir zu den größeren Herstellern. Seit 2008 ist das Unternehmen auch außerhalb Europas (geplant sind Aktivitäten in Südamerika und Australien) aktiv und erweitert derzeit sein Vertriebsnetz. Wir sind ein expandierendes, mittelständisches Unternehmen. Durch den Ausbau der Produktion am Standort Dieburg konnte die Mitarbeiterzahl auf 60 Mitarbeiter verdoppelt werden, weitere Einstellungen sowie ein weiterer Ausbau der Produktionsstätte sind geplant.
Wie viele Implantate stellen Sie pro Jahr her? Wächst die Nachfrage?
Dr. Christine Jäger: Weltweit steigt die Zahl der plastisch-chirurgischen Eingriffe und damit auch die Nachfrage nach Implantaten.
Welche Art Implantate produzieren Sie und für welche Körperregionen sind diese geeignet?
Dr. Christine Jäger: Polytech produziert Silikon-Implantate als Weichgewebeersatz in der rekonstruktiven Chirurgie oder zur Vergrößerung von Weichgewebe. Dies beinhaltet die Körperregionen Gesicht (Kinn, Wangen, Nase), Brustimplantate für Frauen, Brustmuskelimplantate für Männer, Poimplantate, Wadenimplantate und Hodenimplantate.
Hodenimplantate? Wer braucht denn so etwas?
Dr. Christine Jäger: Hodenimplantate werden in der Regel ausschließlich aus medizinischen Gründen eingesetzt, zum Beispiel nach einer Hodenkrebserkrankung oder falls von Geburt an ein Hoden fehlt.
Wer sind Ihre Abnehmer?
Dr. Christine Jäger: Die Produkte werden derzeit an Kliniken und Ärzte vorwiegend in Europa abgegeben.
Ihre Produktpalette umfasst momentan 576 verschiedene Silikon-Implantate. Wie ergibt sich eine solch große Vielfalt an Implantaten und worin unterscheiden sich diese?
Dr. Christine Jäger: Jeder Mensch ist verschieden. Anhand von Körpergröße, Figur, Brustform und natürlich auch anhand der Wünsche des Patienten stellt der Arzt fest, welches Implantat optimal passt. Um all diese Aspekte bestmöglich zu berücksichtigen ist eine Vielfalt, wie sie das Modular-System darstellt, wichtig.
Brustimplantate beispielsweise unterscheiden sich neben der Größe und Form in ihrem Füllmaterial (Silikongel oder Kochsalzlösung), ihrer Hülle (Elastizität und Reißfestigkeit) und in der Oberfläche der Hülle (glatt, aufgeraut oder mit einer Mikro-Polyurethan-Schaum-Beschichtung).
Wer bestimmt, dass eine neue Implantatform/-größe produziert wird?
Dr. Christine Jäger: Produktentwicklung und Marktbeobachtung gehen Hand in Hand. Basierend auf den neuesten Kenntnissen wird ein Produktkonzept entwickelt und geprüft. Bis zur endgültigen Entscheidung durch die Geschäftsleitung durchläuft ein solches Entwicklungsprojekt mehrere Abteilungen.
Sie sind Europas einziger Produzent sogenannter MPS-Implantate. Was ist das?
Dr. Christine Jäger: MPS steht für
Mikro-
Polyurethan-
Schaum, der auf die Silikonhülle des Brustimplantates aufgebracht ist. Nach der Implantation bildet sich Bindegewebe um das Implantat, umschließt den Schaum und sorgt dafür, dass das Implantat nicht verrutschen kann. Die Tatsache, dass das Bindegewebe nicht als eine große Kapsel um das Implantat herum wächst, sondern sich um die Strukturen des Schaums windet, führt dazu, dass das Problem der Kapselfibrose seltener auftritt. Dies wird auch durch die Ergebnisse einer Langzeitstudie bestätigt, die von Dr. Neal Handel über einen Zeitraum von über 20 Jahren durchgeführt wurde.
Sie stellen Ihre Implantate in Handarbeit her?
Dr. Christine Jäger: Ja. Die komplette Herstellung eines Implantates erfolgt in Handarbeit. Von der Fertigung der Implantathülle inklusive seiner Oberfläche über die Befüllung bis letztlich zu Verpackung und Sterilisation durchläuft das Produkt circa zehn Stationen, die wiederum in Unterabläufe aufgesplittet sind.
Wie läuft die Qualitätssicherung/-kontrolle ab? Sind die Produkte zertifiziert?
Dr. Christine Jäger: Implantate sind Medizinprodukte, die eine CE-Zulassung in der höchsten Sicherheitsklasse III benötigen. Diese Zulassung erhalten die Produkte, die die Anforderungen der Normen erfüllen. Die Umsetzung wird durch ein Qualitätsmanagementsystem im Unternehmen geprüft, die Zulassung erfolgt durch eine externe, unabhängig benannte Stelle.
Welche Tests muss ein Implantat bestehen?
Dr. Christine Jäger: Im Rahmen von Sicherheitstests werden Stichproben der Implantate zum Beispiel auf ihre langfristige Belastbarkeit und Zuverlässigkeit hin überprüft. Dazu gehört, dass die Implantate in einer Art "Zerreißprobe" auf über 900 Prozent gedehnt werden oder bei einem simulierten Auffahrunfall einem Aufprall bei rund 45 Kilometer pro Stunde schadfrei überstehen müssen
Ist es wichtig, auf deutsche Produkte zurückzugreifen?
Dr. Christine Jäger: Die Einhaltung hoher Qualitätsstandards ist in vielen Bereichen und in besonderem Maße für Medizinprodukte wichtig. "Quality made in Germany" ist weltweit für einen hohen Qualitätsstandard bekannt. Warum sollte eine Patientin dies nicht nutzen?
Die letzte Frage: Worauf sollte ein Patient unbedingt achten, wenn er eine Implantierung wünscht?
Dr. Christine Jäger: Auf eine umfassende Beratung durch einen Facharzt für plastische Chirurgie oder einen Facharzt in einem Brustzentrum.
Vielen Dank, Frau Dr. Jäger, für das aufschlussreiche Gespräch!