Bisher war nur ein Risikogen für eine Glatzenbildung bekannt, das ausschließlich von der Mutter geerbt werden konnte. Zumindest einen der nun bekannten Risikofaktoren birgt das Erbgut jedes siebten Mannes, heißt es weiter. Wer sogar beide besitze, wird mit siebenfach gesteigerter Wahrscheinlichkeit sehr früh eine Glatze haben, errechneten Wissenschaftler um Zwillingsforscher Tim Spector vom Londoner King's College.
Der deutsche Forscher Axel Hillmer von der Universität Bonn kam mit seinen Kollegen zu nahezu identischen Ergebnissen wie die Forscher in London: Zum einen konnten die Bonner den von ihnen vor drei Jahren entdeckten Zusammenhang zwischen einer Variante des sogenannten Androgenrezeptorgens auf dem X-Chromosom und einer frühen Glatzenbildung erneut bestätigen. Zum anderen identifizierten die Deutschen ebenso wie die Briten einen weiteren Abschnitt mit verschiedenen Varianten auf Chromosom 20, von denen eine mit Alopezie zusammenzuhängen scheint. Die Aufgabe dieses Genabschnitts sei demnach noch völlig ungeklärt, fest stehe nur, dass er nicht mit dem genannten Androgenrezeptorgen interagiere. Ziel weiterer Forschungen sei es nun, herauszufinden, wie der verdächtige Genabschnitt arbeite und ob es weitere Risikofaktoren gibt, die die Entstehung einer Glatze begünstigen.
Für ihre Studien werteten Hillmer und Kollegen das Genmaterial von 269 Männern aus, die bereits vor ihrem 40. Geburtstag starken Haarausfall hatten. Verglichen wurden diese Daten mit denen von 347 freiwilligen Testpersonen, die nicht an Haarausfall litten. Spectors Team untersuchte 578 Betroffene und 547 nicht betroffene Personen. Ihren Verdacht konnten die Forscher beider Teams an weiteren internationalen Testgruppen bestätigen. Beide Forschungsteams stellten ihre Arbeiten in der Onlinevorabveröffentlichung des Magazins "Nature Genetics" (DOI: 10.1038) vor.