Wenn sich das komplette Leben eines Menschen um Muskeln, Training und die richtige Ernährung dreht, leidet er möglicherweise unter Muskeldysmorphie - im Volksmund auch als Adonis-Komplex bezeichnet.
Dass der Körper als Statussymbol fungiert, ist für Frauen schon lange Realität. Mit Diäten, Kosmetik und plastischer Chirurgie versuchen sie, gegen Übergewicht und Alterserscheinungen anzukämpfen. Doch auch Männer unterliegen immer mehr dem Schönheitsdiktat der Gesellschaft. Körperliche Merkmale wie breite Schultern, Waschbrettbauch und ein Oberarmumfang von 40 Zentimeter aufwärts suggerieren nicht nur Fitness, sondern auch Durchsetzungsfähigkeit und Disziplin. Dass manche Männer beim Bodybuilding zu weit gehen, zeigt das Krankheitsbild der Muskeldysmorphie, oft auch als Adonis-Komplex bezeichnet. Wie bei Magersucht und Bulimie geht es bei der Muskeldysmorphie um ein verzerrtes Selbstbild: Während sich magersüchtige Frauen zu dick finden, empfinden sich Männer mit Muskeldysmorphie als dünn und schmächtig – auch wenn ihre Körpermaße möglicherweise eher an Sylvester Stallone als an Woody Allen erinnern.
Adonis-Komplex: Geschichte eines Wortes
Der Begriff des Adonis-Komplexes wurde bereits vor mehr als 25 Jahren geprägt: 1981 verfassten die Psychiatrieprofessoren Harrison G. Pope und Katherine A. Philips zusammen mit dem Psychologen Roberto Olivardia ein Buch mit diesem Titel. Anhand von Fallbeispielen untersuchten die Autoren das Phänomen der Muskelsucht und gaben dabei mehreren Faktoren die Schuld für das Aufkommen dieser Störung: Das in den Medien vermittelte Männerbild hatte sich geändert, der Bodybuilding-Boom griff um sich (inklusive leichter Verfügbarkeit von Anabolika), und auch der Feminismus trägt nach Ansicht von Pope und seinen Kollegen eine Mitschuld. Schließlich seien Männer durch die Gleichberechtigung der Frau in ihrer tradierten Geschlechterrolle erschüttert und müssten sich vom angeblich "schwachen Geschlecht" abgrenzen.
Adonis-Komplex: Symptome der Störung
Die Muskelsucht bringt eine Vielzahl von Problemen mit sich. Betroffene haben nicht nur unter Minderwertigkeitskomplexen zu leiden, sondern oft auch unter Depressionen und Ängsten. Die absolute Fixiertheit auf den eigenen Körper und das Training führen oft zu Problemen in Beziehungen, im Freundeskreis und im Job. Für den Körper birgt die Muskeldysmorphie ebenfalls Risiken: Muskelsüchtige entwickeln häufig Essstörungen und nutzen anabole Steroide, die teilweise starke Nebenwirkungen mit sich bringen. Übrigens können auch Frauen an Muskeldysmorphie leiden - dies ist jedoch aufgrund der in unserer Gesellschaft vorherrschenden Schönheitsideale eher selten.
Adonis-Komplex: Bin ich betroffen?
Wie stellt man fest, ob man einfach nur ein selbstkritischer und ehrgeiziger Sportler oder ob man bereits von der Muskelsucht betroffen ist? Ein Anzeichen für letzteres ist es, wenn man dem Aufbau von Muskeln die oberste Priorität im Leben beimisst. Auch die Einnahme von Steroiden, Entzugserscheinungen während Trainingspausen und Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf den eigenen Körper sind Hinweise auf eine möglicherweise vorhandene Muskeldysmorphie. Wer sich für gefährdet hält oder meint, bereits unter Muskelsucht zu leiden, sollte eine Psychotherapie beginnen. Sie stellt das wirksamste Mittel gegen diese Störung dar.
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