Sie kennen das sicherlich – egal, ob man sich die Haare kämmt oder bürstet, meist gehen einem dabei ein paar Exemplare aus. In der Dermatologie nimmt man in der Regel an, dass der Mensch im Durchschnitt etwa 100 Haare am Tag verliert. Dies ist ein völlig normaler und unbedenklicher Prozess – schließlich wachsen die Haare ja im Normalfall auch wieder nach. Bisher gab es jedoch keine gemeinhin anerkannte Methode, um die auf diese Art und Weise ausgefallenen Haare zu zählen. Die texanische Wissenschaftlerin Carina A. Wasko vom Baylor College of Medicine in Houston und ihre Kollegen schaffen nun Abhilfe. Der "60 second hair count" – zu deutsch: "60-sekündige Haarzählung" – soll verlässliche und intersubjektiv nachvollziehbare Ergebnisse ermöglichen. Hilfreich wäre dies insbesondere bei der Behandlung von gesteigertem Haarausfall, denn so könnte man die Auswirkungen von Therapien und Medikamenten besser überprüfen.
Die Forscher gingen bei ihren Versuchen folgendermaßen vor: 60 Männer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren ohne Anzeichen von Alopezie sollten sich an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit dem gleichen Shampoo die Haare waschen, eine Minute lang kämmen und anschließend die dabei ausgefallenen Haare zählen. Das Ergebnis: Die Männer verloren dabei im Durchschnitt ungefähr zehn Haare. Das Experiment wurde ein halbes Jahr später wiederholt, mit nahezu identischem Ergebnis. Daraus schließen die Forscher, dass das einminütige Kämmen vertrauenswürdige Zahlen liefern kann.
Das Haarezählen, nachdem man sich 60 Sekunden gekämmt hat, ist keine Erfindung von Carina A. Wasko und ihren Forscherkollegen: Bereits 1961 experimentierte der Dermatologe Albert Kligman mit dieser Methode. Nach Angaben von Wasko seien Kligmans Ergebnisse jedoch umstritten gewesen, weil es nur eine kleinere Gruppe von Probanden gab.
Als Nächstes stehen weitere Untersuchungen an, in deren Rahmen ermittelt werden soll, inwiefern die Methode für Frauen und Menschen mit Alopezie geeignet ist.