YaaCool: Frau Dr. Voigt, was macht ein Selbstbräuner mit unserer Haut?
Dr. Dagmar Voigt, Dermatologin in Hamburg: Die meisten Selbstbräuner verwenden den Wirkstoff Dihydroxyaceton (DHA). Traditionell in einer Konzentration von circa fünf Prozent. Übrigens, bereits seit 1950 wird DHA als Selbstbräuner vermarktet. Die Verfärbung der Haut kommt durch die sogenannte Maillard-Reaktion zustande. Diese verleiht auch gebratenem Fleisch die braune Farbe und den aromatischen Geschmack oder lässt das Brot beim Backen knusprig werden.DHA reagiert mit Eiweißen in der oberen Hautschicht und färbt sie bräunlichgelb. Je nach Konzentration des Wirkstoffs reagiert dieser unterschiedlich schnell, was gegebenenfalls eine fleckige Bräune zur Folge haben kann. Das hängt im Übrigen aber auch von der Art und Weise ab, wie das Mittel aufgetragen wird. Ist der Wirkstoff schwach konzentriert, kann es sein, dass man den Selbstbräuner mehrere Male auftragen muss. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, was der Hersteller empfiehlt!
Wie lange hält die Bräune aus der Tube?
Dr. Dagmar Voigt: Die DHA-Bräunung hält mehrere Tage an, dann beginnt die langsame Abstoßung der gefärbten Hornhautschicht. Man merkt das an der unregelmäßiger und blasser werdenden Hautfarbe.Warum entwickelt Selbstbräuner auf der Haut diesen eigentümlichen Geruch?
Dr. Dagmar Voigt: DHA ist bekannt für seinen muffigen Eigengeruch. Sicherlich der Grund, warum viele Selbstbräuner auch intensiv parfümiert sind.Wie lange ist Selbstbräuner verwendbar?
Dr. Dagmar Voigt: Selbstbräuner haben nur eine begrenzte Haltbarkeit. Die meisten Anbieter empfehlen, das einmal geöffnete Produkt innerhalb von sechs Monaten zu verbrauchen. Aber Vorsicht: In praller Sonne können die Mittel schnell verderben. Dann zerfällt DHA und es entstehen geringe Mengen an Formaldehyd(!).Gibt es Alternativen zum Wirkstoff DHA?
Dr. Dagmar Voigt: Ja. Einige Selbstbräuner enthalten zusätzlich zu DHA noch Erythrulose. Der natürliche Zucker kommt in vielen Pflanzen und Flechten vor. Erythrulose ist eine stabilere Verbindung, die gleichzeitig eine herabgesetzte Reaktivität gegenüber den Proteinen der Haut beinhaltet. Das klingt vielleicht erst einmal nachteilig, ist während der Anwendung jedoch sehr vorteilhaft: Durch die sanfte und nachhaltige Reaktion der Erythrulose wird die Haut nämlich merklich geschont.Woran merkt man das denn?
Dr. Dagmar Voigt: Daran, das die Haut weniger schuppt, als wenn ein Selbstbräuner auf DHA-Basis aufgetragen wird.Heißt das nicht aber auch, dass der Bräunungseffekt - verglichen mit Selbstbräunern, die mit DHA arbeiten - später einsetzt?
Dr. Dagmar Voigt: Das stimmt. Die Haut bräunt sich mithilfe der Erythrulose im Vergleich zum DHA zeitlich um einige Tage verschoben. Sie hält dafür aber auch deutlich länger. Die Haut ist bei Anwendung von Erythrulose zudem natürlicher und gleichmäßiger gefärbt. Im Gegensatz hierzu besteht bei der Anwendung von DHA die Gefahr der fleckigen Färbung, da sich Unterschiede der Mengen bei Auftragung auf die Haut viel stärker auswirken, als sie bei der allmählich einsetzenden Wirkung von Erythrulose zu verzeichnen sind.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass DHA seit Jahrzehnten Selbstbräuner der Wahl war, jedoch eine Vielzahl von damit verbundenen Problemen erst im Rahmen spezieller Finesse der Formulierung vermindert werden konnten. Nunmehr jedoch steht mit Erythrulose eine echte Alternative zur Verfügung, die erstmals neue Wege hin zu einer natürlichen braunen Haut eröffnet.
Schadet Selbstbräuner der Haut?
Dr. Dagmar Voigt: Nein. Krankhafte Reaktionen auf Selbstbräuner kommen nur selten vor. Auch Allergien treten so gut wie gar nicht auf. Wenn es in Einzelfällen doch zu Hautreaktionen kommt, dann liegt das meist an Konservierungsstoffen, Lichtschutzsubstanzen, Emulgatoren, Farbstoffen und Parfüms. Wer empfindlich auf solche Zutaten reagiert, sollte vor dem Kauf eines Selbstbräuners wie auch bei anderen Kosmetika auf die Liste der Inhaltsstoffe achten.Sie haben es bereits kurz angeführt: Für die Gleichmäßigkeit der Bräune ist nicht nur der Wirkstoff verantwortlich …
Dr. Dagmar Voigt: … stimmt. Nicht nur ein gutes Produkt entscheidet über gleichmäßige Bräune. Auf die richtige Technik beim Auftragen kommt es an. Zwar lassen sich alle Selbstbräuner problemlos entnehmen und verteilen, egal ob Creme, Lotion, Milch oder Spray. Auch ziehen sie schnell genug - aber nicht zu schnell - ein. Doch für streifenfreie Bräunung aus dem Spender ist auch ein wenig Übung nötig. Um wie gewünscht zu wirken, muss das Mittel sehr gleichmäßig aufgetragen werden. Ich empfehle, vorher ein Peeling durchzuführen. Der Erfolg wird nach etwa einer Stunde sichtbar.Folgende Tipps zur richtigen Anwendung kann ich geben:
- Machen Sie ein Peeling vor Auftragen des Selbstbräuners!
- Vergessen Sie beim Auftragen nicht den Hals, die Ohren, die Innenseiten der Arme und den Rücken!
- Beachten Sie, dass Fersen und stärker verhornte Körperstellen sich dunkler färben können!
- Rasieren Sie sich dem Auftrag besser die Beine!
- Tragen Sie den Selbstbräuner mit Handschuhen auf oder waschen Sie sich sofort nach Auftragen die Hände!
- Lassen Sie den Selbstbräuner unbedingt vollständig einziehen, bevor Sie sich anziehen!
- Achten Sie auf die Inhaltsstoffe, insbesondere die Duftstoffe!