Die Betäubungsspritze gehört zu den vielgehassten Standards des Zahnarztbesuchs. Wenn eine Zahnbehandlung nötig ist, geht diese in den meisten Fällen mit einer Betäubung per Spritze einher. Die Spritze kann nicht nur schmerzhaft sein, unangenehm ist auch das über die Behandlung hinausgehende Taubheitsgefühl in Lippen, Wangen und Zunge. Ein US-amerikanisches Forscherteam um den Wissenschaftler Professor Clifford Woolf hat herausgefunden, dass ein Präparat auf Chilipfeffer-Basis als Alternative zur herkömmlichen Betäubungsspritze genutzt werden kann. Woolf stellte die Ergebnisse seiner Forschung jetzt auf einem Fachkongress des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin vor. Das Grundprinzip des neuen Betäubungsmittels ist einfach: Während andere Präparate sämtliche Nervenzellen in einem bestimmten Bereich betäuben, legt die von Woolf vorgestellte Substanz nur die sogenannten Schmerzrezeptoren lahm. Das Tastempfinden bleibt dabei uneingeschränkt bestehen und somit tritt beim Patienten keine Taubheit mehr auf.
Das neue Präparat besteht aus einer "QX314" genannten Variante des Schmerzmittels Lidocain (das oft von Zahnärzten zur Betäubung gespritzt wird) und dem Stoff Capsaicin . Das QX314 sorgt für die Betäubung, das Capsaicin hat lediglich die Aufgabe, das Betäubungsmittel in die Nervenzellen zu transportieren.
Clifford Woolf beschäftigt sich schon länger mit den Besonderheiten der Chilischote. 2004 plädierte er dafür, Capsaicin in Schmerzmitteln zu verwenden, um Medikamentenmissbrauch vorzubeugen: Durch den Einsatz des Stoffes könne verhindert werden, dass die Schmerzmittel geschnupft oder injiziert werden – starke Schmerzen wären die Folge davon.