Die Organisation jugendschutz.net hat vor Kurzem ihre Einschätzung zu Pro-Ana-Websites veröffentlicht, die das Krankheitsbild der Magersucht als erstrebenswerten Lebensstil verherrlichen. Für die Untersuchung analysierte jugendschutz.net über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren 270 Websites dieser Art. Das Ergebnis: 80 Prozent der Sites verstoßen gegen die in Deutschland geltenden Jugendschutzregelungen.
Katja Rauchfuß von jugendschutz.net sagt über die Pro-Ana-Websites: "Sie bestätigen Jugendliche in ihrer oft lebensbedrohlichen Magersucht und können diese sogar noch verstärken." Die Pro-Ana-Bewegung sei insbesondere gefährlich, weil sie die Krankheit verherrliche und auf entsprechenden Websites oft sogar praktische Tipps zu finden sind, wie man seine Erkrankung verheimlichen oder den Hunger überstehen kann.
Ein weiteres Problem sieht Rauchfuß in den sogenannten "Thinspirations". Dies ist ein Kunstwort, dass aus den englischen Begriffen "thin" (deutsch: dünn) und "inspiration" zusammengesetzt wurde. Es handelt sich dabei um Bilder oder Videos von dünnen Frauen, die für Magersüchtige als Vorbild fungieren sollen. Insbesondere auf den seit geraumer Zeit populären Videoplattformen youtube.com und myvideo.de seien immer wieder Videos dieser Art zu finden, so Rauchfuß.
jugenschutz.net geht nun aktiv gegen Pro-Ana-Websites vor. Bereits 70 Prozent der beanstandeten Seiten wurden auf Einwirken der Organisation gelöscht. Die Verantwortung sieht sie insbesondere bei den Providern, also den Firmen, die die entsprechenden Websites auf ihren Computern beherbergen und somit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Provider sollten nach Ansicht von jugendschutz.net Pro-Ana-Websites nicht mehr dulden und die Veröffentlichung entsprechender Inhalte bereits in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) verbieten.
jugendschutz.net wurde 1997 von den Jugendministern der deutschen Bundesländer ins Leben gerufen. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet zu einem sichereren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen. Allein im Jahr 2005 haben die Jugendschützer Maßnahmen gegen knapp 2000 Websites ergriffen, die pornografische, gewaltverherrlichende oder rechtsextreme Inhalte aufwiesen.