US-amerikanischen Forschern der University of Texas in Austin gelang es jetzt im Laborversuch, Insulin im Inneren eines gelartigen Molekülknäuels unbeschadet durch den Magen zu schleusen und das Medikament im Dünndarm freizugeben, sodass es in den Stoffwechsel einbezogen werden kann.
Die neuartige Pillenhülle schützt demnach nicht nur das Insulin , sondern soll sich dank spezieller Ankermoleküle darüber hinaus zusätzlich im Dünndarm verhaken, so dass das Medikament dort länger verweilt, berichteten die Forscher um Nicholas A. Peppas in dem Fachblatt "Biomacromolecules" (Bd. 9, (4), S. 1293-1298). Sollten sich die Forschungsergebnisse auch außerhalb des Reagenzglases bestätigen, könnten Diabetiker womöglich bald ihre Insulinspritzen gegen Insulinpillen tauschen.
Die chemischen Abläufe im Verdauungstrakt wurden im Reagenzglas simuliert. Dann füllten die Forscher ein so genanntes Hydrogel mit Insulin. Ein Hydrogel ist ein Knäuel langkettiger Moleküle, das Substanzen wie ein Schwamm aufsaugen und bewahren kann. Anders als ein Schwamm, der beispielsweise aufgesaugtes Wasser abgibt, wenn man ihn drückt, arbeitet das von den Forschern eigens entwickelte Hydrogel mit einem speziellen Mechanismus zur Abgabe der aufgesaugten Substanz: Es entlässt das Insulin, sobald das saure Millieu des Magens in basisches des Dünndarms umschlägt. Im sauren Magen liegen die Transportmoleküle dicht um das Insulin gepackt.
Mit speziellen "Ankern", die die Wissenschaftler zudem an die Molekülketten hängten, soll sich das Gel-Taxi in den Oberflächen des Dünndarmgewebes verhaken können. Ziel der Verankerung ist es, die Verweildauer im Dünndarm zu verlängern. Die Anhängsel sind spezielle Bindeproteine aus Weizenkeimlingen, heißt es weiter. Für den Laborversuch präparierten die Wissenschaftler Plättchen aus Kunststoff mit Darmschleimhaut von Schweinen und beträufelten diese dann mit dem gelverpackten Insulin. Das Ergebnis ist vielversprechend: Mehr Päckchen mit "Anker" blieben hängen, als beim Testlauf ohne Haken. Ein Hinweis darauf, dass dank der "Anker" die Abgabezeit für Insulin im Dünndarm deutlich steigert, fassen die Forscher in der Hoffnung zusammen, Diabetikern einen weiteren Weg zu ermöglichen, Insulin einzunehmen - ganz ohne Spritzbesteck: als Tablette.