Leerversprechendes "Wellness-Wasser"?
Ständig kommen neue, verheißungsvolle Flaschen in die Regale der Supermärkte. Flaschen, die gefüllt sind mit viel Wasser und einem winzigen Hauch an Geschmack. So manches Near-Water-Getränk (auf Deutsch etwa: "Nahe-am-Wasser"-Getränk) ist verführerisch schimmernd gefärbt – Rosé, Zartgelb oder –grün sind die häufigsten Farben. Auf den Etiketten der Flaschen liest der Verbraucher Begriffe wie Sport, activ, fresh, vital, Wellness, Fitness, Harmonie, Balance, Entspannung, relax oder Energy. Alles Schlagworte, die für die positive Wirkung des Inhalts werben – auf Körper, Seele und Geist. Die Käufer erhoffen sich von den häufig exotischen Frucht- und Kräuter-Zusätzen wie Ginseng, Guarana, Sanddorn, Aloe Vera, Ingwer, Zitrone, Lemongras, Schisandra oder Grüntee einen vitalisierenden Nutzen. Auch eine Anti-Aging-Wirkung wird oft erwartet.Keine Frage, solche Wasser mit Geschmack sind ein Trend. Dennoch kürt YaaCool die Getränkesparte zum "Bock des Monats": Denn viele der Wasser liefern den versprochenen Wellness- oder Fitnessnutzen keineswegs. Dafür sind die Mengen der beigemischten Wirkstoffe viel zu gering. Zudem werde die Wirkung, für die es generell keine Beweise gibt, so der IKK-Bundesverband, seitens der Werbung häufig übertrieben. Es ist außerdem bedenklich, dass Stoffe mit Arznei-Charakter wie Johanniskraut ebenso freizügig zugesetzt werden wie solche, deren Wirkung noch ungeklärt ist, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Deutsche Verbraucherschützer urteilen: Wellness-Wasser – aufgepepptes Trinkwasser ohne messbare Wirkung
Mehrere deutsche Verbraucherzentralen haben im Jahr 2003 238 sogenannte funktionelle Getränke geprüft und kamen zu dem Schluss, dass Verbraucher davon "keinen echten Nutzen" haben.Die Verbraucherzentrale Hessen beurteilte im letzten Jahr Near-Water-Getränke so: "Teurer Spaß ohne positive Wirkung – außer für den Anbieter!" (Pressemitteilung 85/2007 vom 14.8.2007).
Und die Verbraucherzentrale Berlin kommt zu dem Ergebnis, dass "die meisten Near-Water-Getränke … aus normalem, teilweise mit Kohlensäure versetztem Trinkwasser – ohne elementar wichtige Mineralstoffe – hergestellt werden" (Pressemitteilung vom 14.8.2007).
Wellness-Wasser: Viele Zusätze, kein Zusatznutzen
Eins vorweg: Für den fruchtigen Geschmack der mit Zusatzstoffen aufgepeppten Wasser sorgen häufig Aromen – von wegen Natur pur!Hinzu kommen Fruchtzucker (Traubenzucker), Maltodextrin oder Süßstoffe, so die Berliner Verbraucherschützer. Das Beimischen von Fruktose (Fruchtsüße) geschieht laut der Berliner Verbraucherzentrale vor allem aus dem Grund, dass sich die Produkte damit als "Diätgetränk für Diabetiker" deklarieren lassen und pfandfrei angeboten werden können. An dieser Stelle nur der Hinweis: Fruktose ist als Süßmacher umstritten – es gibt Stimmen, die sagen, sie fördere Übergewicht stärker als Zucker.
Kalorientechnisch betrachtet sind die Wellness-Wasser keine empfehlenswerten Durstlöscher, mitunter eher Kalorienbomben – und damit gar nicht mehr so nahe am Null-Kalorien-Getränk Wasser. Im Schnitt zwischen 26 und 50 Kilokalorien (kcal) pro Wasserglas (200 Milliliter) zählen die Verbraucherschützer. Das macht bis zu 250 kcal pro Liter. Als "kalorienarm" dürfen allerdings nur Getränke bezeichnet werden, die pro Liter mit bis zu 200 kcal zu Buche schlagen, heißt es. Einige Near-Water-Getränke kommen gar mit bis zu 290 kcal pro Liter daher.
Den meisten Getränken werden zudem Vitamine zugesetzt, in der Regel die Vitamine B6, B12, Biotin (soll gut für Haare, Haut und Nägel sein), Niacin, Pantothensäure oder Ascorbinsäure (Vitamin C), seltener Folsäure, heißt es. Auch Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Kalium finden sich häufig auf der Zutatenliste. Angesichts derlei gesunder Inhaltsstoffe erwartet der Verbraucher einen Gesundheitseffekt – zu Recht?
Mitnichten: Vitamine als Zusatzstoff sind laut der Berliner Verbraucherschützer ernährungsphysiologisch unnötig. Wer sich ausgewogen ernährt, isst ausreichend Vitamine mit der Nahrung. Sinn macht demnach lediglich der Zusatz von Folsäure, denn mit dem Vitamin B9 sollen wir Deutschen nicht so gut versorgt sein. Der Mix der zugesetzten Vitamine, vornehmlich aus der B-Gruppe, denen man nachsagt, sie haben eine schönheitsfördernde Wirkung und seien gut für die Nerven, ist eher willkürlich und die Dosierung häufig zu hoch oder zu niedrig gewählt, bemängelt der IKK-Bundesverband.
Wichtig: Ein solcher Mix an Zusatzstoffen benötigt darüber hinaus auch Konservierungs- und Antioxidationsmittel, so der IKK Bundesverband. Er rät deshalb Verbrauchern angesichts der Welle neuer "Wellness-Getränke" beim Kauf darauf zu achten, dass das Near-Water-Produkt
- auf Basis von Mineralwasser hergestellt ist
- und nicht ausschließlich Aromastoffe sondern auch richtige Saftanteile enthält.
Wasser mit Sauerstoff
Unter den Wellness- und Fitnesswassern sind auch solche, die mit Sauerstoff angereichert sind. Er soll Körper und Sinne beleben. Diese Wirkung ist mehr als umstritten. Wasser ist eine chemische Verbindung von Sauerstoff (O2) und Kohlensäure (H2CO3). Beide Gase sind in Wasser gelöst. Herkömmliches Mineralwasser aus dem Kühlschrank enthält etwa 12 Milligramm Sauerstoff pro Liter. Bei Zimmertemperatur sind es nur noch etwa 8 bis 9 Milligramm. Eine höhere Menge an Sauerstoff gibt Wasser recht schnell ab, sagen Experten. Demnach ist die künstliche Anreicherung bei Getränken unsinnig. Zum Vergleich: Der Sauerstoffgehalt pro Liter des angereicherten Wassers entspricht gerade mal 0,00015 Anteile der von uns pro Tag eingeatmeten Sauerstoffmenge!Schlusswort zum Preis & YaaCool-Ökotipp
Near-Water-Getränke kosten zwischen 40 Cent und 2 Euro pro Liter. Damit sind sie erheblich teurer als Mineralwasser.Wer sich das Trinkerlebnis dennoch leisten will, sollte aus ökologischer Sicht wenigstens Mehrwegverpackungen bevorzugen.