YaaCool: Dr. Afschin Fatemi, bevor wir gleich darüber sprechen, was die ästhetische Chirurgie heute gegen übermäßiges, krankhaftes Schwitzen unternehmen kann, möchte ich Sie bitten, uns kurz die Bedeutung des Schwitzens für den Körper klarzumachen!
Dr. Afschin Fatemi, ärztlicher Leiter der S-thetic Clinics Düsseldorf, Hamburg und München: Gerne. Schwitzen dient dazu, die Temperatur des Körpers zu regeln und erfüllt damit eine sehr wichtige Funktion. Bei einigen Menschen produziert der Körper jedoch übermäßig viel Schweiß – auch ohne äußeren Anlass. Mediziner sprechen in diesem Fall von Hyperhidrose.Können Sie das normale Schwitzen noch genauer vom übermäßigen Schwitzen abgrenzen?
Dr. Afschin Fatemi: Ja, das kann ich. Damit der Mensch nicht überhitzt, sorgen etwa 400 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Haut für Abkühlung und befördern Wasser an die Hautoberfläche. Besonders aktiv sind dabei die Schweißdrüsen unter den Achseln. In normalem Maß ist die Kühlung durch Schweiß also lebensnotwendig für die Regelung der Körpertemperatur. Wird das Schwitzen allerdings unerträglich, steckt meist eine Krankheit dahinter: Von Hyperhidrose sprechen wir Ärzte, wenn die Schweißproduktion in einer Achselhöhle innerhalb von fünf Minuten 100 Milligramm übersteigt. 20 Milligramm pro Minute in etwa gelten als Richtwert.Sie sagten eingangs, das Menschen, die an Hyperhidrose leiden, nicht nur in sowieso schweißtreibenden Situationen wie vor und während eines Bewerbungsgesprächs, beim Sport oder beim Sex besonders stark schwitzen. Sie produzieren demnach ständig zuviel Schweiß?
Dr. Afschin Fatemi: Ganz genau so ist es: Hyperhidrotiker schwitzen ständig – auch im Winter und wenn sie keinen Sport treiben. Dabei kann es jeden Bereich des Körpers betreffen.An welchen Stellen des Körpers tritt solch ein übermäßiges Schwitzen in der Regel auf?
Dr. Afschin Fatemi:Am häufigsten betroffen sind Achseln, Hände und Füße.Gibt es Zahlen darüber, wie viele Menschen hierzulande an Hyperhidrose leiden?
Dr. Afschin Fatemi: Weltweit leiden etwa zwischen 70 und 210 Millionen Menschen unter Hyperhidrose – in Deutschland circa 2,5 Millionen.Gibt es Häufigkeiten in bestimmten Altersgruppen?
Dr. Afschin Fatemi: Die Hyperhidrose beginnt meist mit hormonellen Umstellungen im Körper, also meist mit der Pubertät, seltener nach Schwangerschaften. Daher beginnt die Hyperhidrose meist im Alter von 14 bis 16 Jahren.Ist Hyperhidrose angeboren oder bekommt man die Krankheit im Laufe des Lebens wie andere Krankheiten auch?
Dr. Afschin Fatemi: Man unterscheidet zwischen zwei Formen der Krankheit:- Primäre Hyperhidrose: Die primäre oder auch essentielle Hyperhidrose ist die häufigste Form und ihre Ursachen sind unbekannt. Teils entwickelt sich die Krankheit während der Pubertät - oder Nervosität sowie Stress bilden den auslösenden Faktor.
- Sekundäre Hyperhidrose: Die sekundäre Hyperhidrose stellt eine Folgeerkrankung dar, die sich zum Beispiel aufgrund einer gegebenen Schilddrüsenüberfunktion oder aufgrund von Diabetes einstellt sowie auch von Fettleibigkeit (Adipositas) hervorgerufen wird.
Das ist mein Stichwort: Adipositas. Was sagen Sie zu dem weit verbreiteten (Vor)Urteil, dass dicke Menschen stärker schwitzen als schlanke? Ist das in der Tat so? Sind mehr Dicke als Dünne von Hyperhidrose betroffen?
Dr. Afschin Fatemi: Tatsächlich können Menschen mit überdurchschnittlichem BMI mehr schwitzen, als Normalgewichtige. Insbesondere übrigens dort, wo Hautschichten übereinander liegen. Das hat aber nichts mit der Hyperhidrose zu tun.Ist übermäßiges Schwitzen nur ein rein kosmetisches Problem oder hat es tiefergehende negative Konsequenzen für Gesundheit und/oder Leistungsfähigkeit des Betroffenen?
Dr. Afschin Fatemi: Hyperhidrose ist keineswegs nur ein Problem, das äußerlich sichtbar ist, sondern bei Betroffenen zu weiteren "inneren" Problemen führen kann. Nasse Flecken auf der Kleidung verursachen Schamgefühle und wirken auf Außenstehende häufig abstoßend. Im Alltag sowie im Berufsleben fühlen sich Hyperhidrotiker nicht wohl. Viele meiden ein Händeschütteln oder fühlen sich, weil sie die Flecken verdecken wollen, permanent in ihrer Bewegung eingeschränkt.… und neben den offensichtlichen Schweißflecken ist da ja auch noch die meist übelriechende "Duftnote". Ich habe gelesen, dass Betroffene ständig unter die Dusche gehen, Unmengen an Deos benutzen, mehrmals täglich die Wäsche wechseln und dennoch nicht gegen den Schweiß und seinen Geruch ankommen?
Dr. Afschin Fatemi: Schweiß an sich riecht eher nicht unangenehm. Der unangenehme Geruch entsteht dann, wenn der Schweiß "steht" und dessen Inhaltsstoffe von Bakterien zersetzt werden. Die echte Bromhidrosis, bei der der Schweiß an sich unangenehm riecht, ist deutlich seltener als die Hyperhidrose.In diesem Zusammenhang will ich dann auch gleich noch ein zweites (Vor)Urteil von Ihnen als Experten bewerten lassen: Stimmt es, dass dickere Menschen stärker riechen als dünnere?
Dr. Afschin Fatemi:. NeinDr. Fatemi, die Schweißdrüsen unter den Achseln oder an den Händen kann man in einem recht aufwendigen Eingriff operativ entfernen oder absaugen (YaaCool berichtete, siehe Link unten). Sie schmelzen Schweißdrüsen in den Achselhöhlen seit kurzem per Laser weg?
Dr. Afschin Fatemi: Richtig. Ich wende eine neue Methode an, eine von mir entwickelte minimalinvasive Behandlung, die überaktive Schweißdrüsen einfach wegblitzt. Der sogenannte Anti-Schwitz-Laser kommt bei Hyperhidrose unter den Achseln zum Einsatz.Beschreiben Sie die Methode bitte etwas genauer!
Dr. Afschin Fatemi: Unter örtlicher Betäubung führen wir eine feine Laserfaser über einen nur eineinhalb Millimeter kleinen Schnitt in die Achsel. Liegt die Faser in der richtigen Position, aktivieren wir den Laser und erhitzen dadurch das umliegende Gewebe. Während der etwa fünfminütigen Behandlung "schmelzen" die Schweißdrüsen und der Körper baut die verflüssigten und zerstörten Zellen selbstständig ab. Dank der schonenden Vorgehensweise lässt sich die Behandlung ambulant durchführen. Patienten kehren direkt danach wieder in ihren Alltag zurück.Das klingt einfach … Wie genau funktioniert der Laser?
Dr. Afschin Fatemi: Der Laser geht mit den Schweißdrüsen um wie Sonne mit Butter, er bringt die Drüsen zum Schmelzen. Der Laser arbeitet dabei mit zwei verschiedenen Wellenlängen. Einmal mit 924 Nanometern und einmal mit 975 Nanometern.Wie dauerhaft ist das Ergebnis Ihrer Anti-Schwitz-Laser-Behandlung?
Dr. Afschin Fatemi: Einmal entfernte Drüsen wachsen nicht nach, sodass sich ein dauerhafter Effekt zeigt.Fehlen die per Laserblitz geschmolzenen Drüsen dem Körper im gesamten Schweißbildungsprozess?
Dr. Afschin Fatemi: Nein, da der gesamte Körper über Schweißdrüsen verfügt, ergeben sich für den Organismus keine Probleme, wenn die Schweißdrüsen unter den Achseln fehlen.Zerstört das Laserlicht alle Schweißdrüsen restlos in den Achselhöhlen?
Dr. Afschin Fatemi: In der Regel bleiben einige Drüsen von der Behandlung verschont, sie sorgen jedoch lediglich für geringes Schwitzen – beispielweise in der Sauna oder beim Sport.Sie erwähnten es bereits kurz: Sie sind der "Erfinder" der Anti-Schwitz-Laser-Methode. Was ist das Innovative daran? Was haben Sie gegenüber herkömmlichen Methoden verbessert?
Dr. Afschin Fatemi: Bisher hat man überaktive Schweißdrüsen mit Kanülen abgesaugt. Dabei wird die Drüse aus dem Gewebe gerissen. Der Laser hingegen löst sie einfach auf. Dieses Vorgehen ist sehr viel weniger invasiv. Und auch die Heilungsphase verläuft schneller: Statt zwei Wochen muss bei dieser Methode das Kompressionshemd nur noch eine Woche getragen werden. Statt zwei Schnitten von 3 Millimetern benötigt der Arzt hier nur einen Schnitt, der nur 1,5 Millimeter lang ist. Insgesamt ist das Verfahren auch weniger risikoreich.Baut der Körper die Reste der Zellschmelze tatsächlich komplett selbständig ab?
Dr. Afschin Fatemi:. JaIhre Methode – Ihre OP: Sind Sie hierzulande der einzige Arzt, der das Verfahren derzeit anwendet?
Dr. Afschin Fatemi: Momentan bin ich das noch. In Deutschland werde ich aber künftig weitere Ärzte ausbilden, die das Verfahren dann anwenden. Anderen Ärzten außerhalb Deutschlands, zum Beispiel in den USA, Spanien, Norwegen und Polen habe ich kürzlich bereits gezeigt, wie sie mit meiner Methode operieren können.