In den vergangenen Jahren ist der direkte Wasserverbrauch von Privatpersonen gesunken. Beim Duschen oder Kochen verbrauchen die Deutschen täglich nur noch etwa 124 Liter. Doch die Studie des WWF hat neben dem direkten Wasserverbrauch auch das "virtuelle Wasser" berücksichtigt: Damit gemeint ist Wasser, welches bei der Produktion von Gütern verschmutzt oder verbraucht wird. Zählt man dieses Wasser mit, so importiert Deutschland etwa die Hälfte des Wasserbedarfs über ausländische Produkte.
Rund 80 Milliarden Kubikmeter Wasser führt Deutschland damit jährlich ein – und das, obwohl die Bundesrepublik zu den wasserreichen Regionen zählt. Darunter leiden meist die Länder, in denen Wasser ohnehin ein knappes Gut ist. Der jährliche Wasserverbrauch der gesamten Bundesrepublik beträgt 160 Milliarden Kubikmeter – das entspricht in etwa dreimal dem Wasser des Bodensees.
Am meisten Wasser verbraucht laut Studie die Landwirtschaft mit knapp drei Vierteln des gesamten Verbrauchs. Allein für die Viehzucht werden 50 Milliarden Kubikmeter Wasser benötigt. Die Industrie beansprucht etwas weniger als ein Viertel.
Ein Großteil dieses Wasserverbrauchs entsteht durch Importe von zum Beispiel Baumwolle oder Kaffee. Diese Produkte stammen oft aus Ländern, in denen Wassermangel herrscht und die zudem unter Umweltbelastungen zu leiden haben wie Indien, Brasilien, Indonesien, aber auch Italien, Spanien und die Türkei. Das Wasser, das die Deutschen verbrauchen, fehle in diesen Ländern, so Dorothea August, Wasserexpertin beim WWF. Das gefährde ganze Ökosysteme.
Der WWF fordert daher die Politik auf, bei importierten Produkten auf den Wasserverbrauch zu achten und einen Rahmen für einen verantwortungsvollen Umgang zu schaffen. Laut der Studie stammt der größte Teil des eingeführten "virtuellen Wassers" aus Brasilien (5,7 Milliarden Kubikmeter), von der Elfenbeinküste (4,2 Milliarden Kubikmeter) und aus Frankreich (3,5 Milliarden Kubikmeter).
Aus Brasilien importiert die Bundesrepublik zum Beispiel Kaffee sowie Soja für die Futtermittelindustrie. Brasilien sei zwar eines der regenreichsten Länder der Welt, doch es gebe dort wegen der unkontrollierten Wasserverschmutzung trotzdem eine Wasserkrise. Auch importierte Waren aus Indien, Indonesien, der Türkei, Italien und Spanien werden vom WWF kritisiert, denn ungefähr die Hälfte der Zitrusfrüchte oder Erdbeeren würden im Ausland mit Wasser aus illegalen Brunnen bewässert.
Der WWF fordert die deutsche Regierung auf, im Rahmen der Entwicklungsarbeit für Anreize zu sorgen, die eine verantwortungsvolle und legale Bewässerung fördern. Die Produktion müsse effektiver werden. Die Unternehmen wiederum sollten bei der Produktion von Rohstoffen Regionen vorziehen, die Wasser effizienter nutzen.
Und auch Verbraucher können noch etwas tun, um den Wasserverbrauch der Deutschen zu senken: Der WWF forderte dazu auf, weniger Fleisch zu essen und regionale Produkte der Saison zu wählen. Produkte, die besonders viel Wasser verbrauchen, seien Rindfleisch, Reis, Baumwolle und Zucker. Dem WWF zufolge sei außerdem ein Etikett in Arbeit, welches auf Produkten darauf hinweisen solle, wie viel Wasser für die Herstellung verbraucht wurde.