Internationale Fischereiflotten haben die ostafrikanischen Gewässer in den letzten Jahren legal oder illegal leer gefischt. Doch seit Piraten dort ihr Unwesen treiben, trauen sich die großen Fischereiboote nicht mehr dorthin – aus Angst vor Überfällen. Das hat zu einer Erholung der bedrohten Fischbestände vor den Küsten Ostafrikas geführt.
"Wir haben jetzt sehr viel Fisch, mehr als die Leute nutzen können, weil die internationalen Fischer von den Piraten verjagt wurden", bestätigt Athman Seif, Direktor des Fischereiverbands im kenianischen Malindi. Dieser Überfluss an Meeresgetier beschere den lokalen Fischern ein verbessertes Einkommen. Händlern aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu zufolge sinken zudem die Preise aufgrund des höheren Angebots. Dadurch sei es wieder mehr Einheimischen möglich, Fisch zu kaufen. Sogar Arten, die bereits als verschwunden galten, wie der Barracuda oder der Rote Schnapper, seien wieder aufgetaucht, berichten Fischer.
Nicht nur die Einwohner profitieren von der abschreckenden Wirkung der Piraten, sondern auch die Sportfischerei. Laut Howard Lawrence-Brown, Leiter des Unternehmens "Kenya Deep Sea Fishing", hätten sich die Fischbestände durch das Fehlen der kommerziellen Fischerei über alle Arten hinweg vergrößert. "Im vergangenen Jahr hatten wir die beste Marlin-Saison, die es je gab", so Lawrence-Brown.
Der Wert des Fisches, der illegal und von fremden Fischern in den Gewässern vor der Küste Somalias pro Jahr gefangen wird, soll laut einer aktuellen Studie der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur etwa 90 bis 300 Millionen Dollar betragen. Das Problem Somalias ist, dass keine staatlichen Institutionen existieren, die illegale Wilderer verfolgen könnten. Das Recht der lokalen Fischer bleibt somit ungeschützt.
Das habe dazu geführt, so die Studie, dass einige der Piraten Überfälle damit rechtfertigten, gegen illegale Fischerei vorzugehen. Tatsächlich hatten sich die Piraten zu Beginn vor allem auf die großen, die Meere plündernden Fischereiboote konzentriert. Umgekehrt entschied sich manch ein Fischer dazu, auf die Piraterie umzusteigen, weil keine Fische mehr im Netz landeten.