Rapamycin beeinflusst das Enzym mTOR, verantwortlich für Stoffwechselvorgänge, das Wachstum der Zellen und die Zellteilung. Entdeckt wurde der rätselhafte Anti-Aging-Wirkstoff auf der Osterinsel im Pazifik: Dort fanden Forscher erstmals einen Bakterienstamm, der das Enzym Rapamycin produziert – und benannten es nach der einheimischen Bezeichnung der Insel Rapa Nui.
Die lebensverlängernde Wirkung von Rapamycin konnten Wissenschaftler bereits in Laborversuchen mit Fadenwürmern, Taufliegen und Hefen nachweisen. Bisher war aber nicht bekannt, ob die Substanz bei Säugetieren ebenfalls für ein längeres Leben sorgt.
Deshalb testeten die Wissenschaftler um David E. Harrison vom Jackson Laboratory in US-Bundesstaat Maine Rapamycin an Mäusen (veröffentlicht im Wissenschaftsmagazin Nature doi:10.1038/nature08221). Dafür wurde der Wirkstoff - eingeschlossen in besonderen Kapseln, die die Substanz nach und nach im Darm abgeben - an die Mäuse verfüttert. Die ersten Versuchstiere waren etwa 600 Tage alt, das entspricht einem Menschenalter von ungefähr 60 Jahren. Die Auswertung ergab, dass Rapamycin die Lebenszeit der Mäuse tatsächlich um etwa 8 bis 14 Prozent verlängerte.
Die Forscher führten denselben Versuch auch mit jüngeren Mäusen durch, die etwa 270 Tage alt waren. Auch hier wirkte sich Rapamycin auf die Lebensdauer aus, allerdings weniger eindeutig als bei den älteren Versuchstieren. Die Wissenschaftler wollen deshalb weitere Studien durchführen.
Warum Rapamycin das Leben verlängert, ist noch nicht genau erforscht. Wissenschaftler glauben, dass der Wirkstoff ähnlich wirken könnte wie eine Diät, die immer nur geringe Nährstoffmengen zur Verfügung stellt – eine solche Diät erzielte in Tierversuchen nämlich den gleichen Effekt wie Rapamycin.
Die vielversprechenden Versuchsergebnisse könnten sich unter Umständen auch auf den Menschen übertragen lassen – und geben Anlass zur Hoffnung auf einen Anti-Aging Wirkstoff. Andere Forscher dagegen warnen davor, denn Rapamycin unterdrückt die natürlichen Immunreaktionen des Körpers. Gesunde Menschen sollten den Wirkstoff deshalb nicht einnehmen, um das Altern hinauszuzögern, so die Wissenschaftler. In der Medizin wird Rapamycin bisher nach Organtransplantationen eingesetzt, um zu verhindern, dass fremdes Zellmaterial abgestoßen wird.