Haarlos in Ägypten und Rom
Ein haarloser Körper war schon im alten Ägypten ein wichtiger Aspekt des Schönheitsideals. Besonders Frauen entfernten sich die Körperhaare samt Schamhaaren. Zur Entfernung der Haare erschuf man Mittelaus Harzen, Pflanzenextrakten, Eselsfett, Fledermausblut und Pech. Auch geschliffene Steine und Muscheln dienten der Haarentfernung. Nicht nur die Ästhetik spielte eine Rolle, auch die Hygiene war ein entscheidender Grund für die Enthaarung. Parasiten konnten sich ohne Körperbehaarung schwerer festsetzen und die Verbreitung von Krankheiten wurde eingedämmt.Auch die Römer waren Meister der Haarentfernung. Die berühmten, im großen Stil angelegten Badeanlagen der Römer waren Zentren der Körperpflege und Enthaarung. Die Männer zupften sich hier fleissig die Barthaare aus, während die römischen Frauen damit beschäftigt waren, mit einer Pinzette Augenbrauen, Bein- und Achselhaare sowie teilweise die Schambehaarung auszureißen. Diese römische Badekultur exportierte die Intimhaarentfernung in die Welt.
Enthaarung im Arabischen Raum und Islam
Im arabischen Raum hat die Enthaarung vor allem hygienische Gründe und ist zudem eine religiöse Reinlichkeitsregel. Muslime (Männer und Frauen) müssen sich nach den Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren. Frauen tun dieses aber in der Regel häufiger. Aus den religösen Vorschriften und der Nützlichkeit der Entahaarung hat sich ein haarloses Schönheitsideal entwickelt, das in den islamischen Ländern bis heute verbreitet ist. Zur Haarentfernung benutzt(e) man im Orient Halawa, eine warme Paste aus karamellisiertem Zucker und Zitronensaft, die bis heute in dieser Region ein gängiges Mittel der Haarentfernung ist und inzwischen immer häufiger auch in hiesigen Studios zum Einsatz kommt, oder man riss sich die Haare mittels Fäden durch schnelle Bewegungen heraus. Diese Praxis können Sie heute beobachten, wenn Sie am Schaufenster eines arabischen oder türkischen Friseurs vorbeikommen und einen Blick hineinwerfen. Die Araber übernahmen teilweise auch die römische Badekultur und errichteten Bäder, die sogenannten Hamams. Neben dem Baden und Schwitzen wurde darin enthaart und gepflegt. Die Männer nutzten die entspannte Atmosphäre, um sich zu rasieren und die Frauen epilierten sich oder färbten sich die Haare - getrennt voneinander, versteht sich. Mit der Ausbreitung des Islam wurden die Intimrasur und das Badewesen in weiten Teilen Nordafrikas, des Mittleren Ostens und in Südeuropa zum Alltagsritual.Mittelalter, Pest und Hexen
Zusammen mit der Ausbildung eines mittelalterlichen Stadtwesens, dem Aufstieg des Bürgertums und der Rückkehr der Kreuzritter im 12. und 13. Jahrhundert kam auch die Badekultur zurück nach Europa. Das ganze Mittelalter hindurch war es üblich, sich im Bad die Haare schneiden zu lassen und sich zu enthaaren. Männer und Frauen zusammen, mit Wein und Musik. Sehr zum Ärger der Kirche. Die gepflegte Dame von damals entfernte ihr Schamhaar, um sich "hüllenlos" den männlichen Blicken darbieten zu können. Die einfachen Bürgermädchen folgten ihrem Beispiel und schließlich traute sich keiner mehr mit einem "Pelz" ins Bad. Die Ausbreitung der Pest und der Dreißigjährige Krieg führten allerdings schließlich zu massenhaften Schließungen der Bäder, da diese als Orte der Ansteckung galten. Somit gab es keinen ausgleichenden Gegensatz mehr zu dem tabuisierenden christlichen Verständnis des nackten menschlichen Körpers. Die Intimfrisur wurde wieder intimer und die Haare wuchsen wieder.Ab dem 15./16. Jahrhundert erlangte die Schamhaarentfernung noch eine andere Bedeutung. Um Hexen zu überführen, suchte man ein Zeichen am Körper, das der Teufel hinterlassen haben sollte, zum Beispiel einen Leberfleck oder eine Narbe. Die Deliquentinnen wurden dazu am ganzen Körper epiliert.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Europa abermals die Epilation der Schamhaare üblich, beispielsweise am französischen Hof unter Ludwig XV. Die haarlose Mode setzte sich zu dieser Zeit allerdings vorwiegend in den gehobenen Gesellschaftsschichten durch.
Intimfrisur heute
Knapper werdende Badebekleidung in allen Gesellschaftsschichten und die steigende Präsenz von Nacktheit in den Medien trugen ihren Teil dazu bei, dass sich das ästhetische Empfinden für den Intimbereich weiter verstärkte und Haare als störend empfunden wurden. Im Jahr 2001 zeigte sich schliesslich erstmalig ein Playmate des Playboy mit vollständig haarlosem Intimbereich. Inzwischen ist teilweise oder komplette Enthaarung des Intimbereichs Schönheitsideal und Massenphänomen. Heute frisieren sich 70 Prozent der 14 bis 29-Jährigen Frauen intim. Manche gehen im Hollywood Style oder mit Brazilian Waxing ganz nackt durch die Gegend, andere lassen einen Streifen stehen. Das verspieltere Gemüt frisiert sich Blümchen, Sterne oder andere niedliche Sachen ins Schamhaar.Die Intimfrisur steht für ein Lebensgefühl - und war und ist Politikum. In den 70-er Jahren war es schwer, eine Frau zu finden, die untenrum wenig bis gar keine Haare hatte. Im Gegenteil: Lange Haare waren in. Überall. Und heute wird nicht erst seit dem Roman "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche, deren Heldin es untenrum eher natürlich mag, offen und öffentlich über die Frisur unter der Gürtellinie diskutiert. Für die feministische Szene ist die Intimfrisur eine Unterwerfung der Frau unter die Ästhetikwünsche des Mannes. Das würde implizieren, dass die meisten Frauen insgeheim wieder in pelzigere Zeiten zurückkehren wollen. Und, dass Männer ihre ästhetischen Wünsche an die Frau nun auch an sich stellen. Denn auch viele Männer frisieren sich heute nicht nur auf dem Kopf.
Wer mit der aktuellen Mode nicht zufrieden ist, kann allerdings beruhigt sein: Die Intimfrisur ist wie die Haare auf dem Kopf modischen Veränderungen unterworfen. Und letztlich gilt für untenrum sicherlich das Gleiche wie für obenrum: Jedem das Seine! Hauptsache sauber!