Im Rahmen des Projektes EAT (Eating among Teens, auf deutsch "Essverhalten bei Jugendlichen") erhoben Wissenschaftler der University of Minnesota Daten von 2.516 Jugendlichen aus 31 Schulen. Die 1.386 Mädchen und 1.130 Jungen füllten im Jahr 1999 sowie fünf Jahre später, im Jahr 2004, Fragebögen zu ihrem Essverhalten aus. Die Forscher wollten unter anderem wissen, wie oft die Jugendlichen gemeinsam mit ihrer Familie Mahlzeiten zu sich nehmen.
Das Resultat der Studie (veröffentlicht im "Archives of Pediatrics and Adolescent Medicine", Ausgabe 2008;162(1), Seiten 17-22): Bei Mädchen traten nach fünf Jahren seltener Essstörungen auf, wenn sie mehr als vier Mahlzeiten in der Woche mit ihrer Familie einnahmen. Unter Essstörungen verstehen die Forscher sowohl ständiges Diäthalten, Fressattacken und ungesunde Maßnahmen der Gewichtskontrolle (Fasten, Rauchen von Zigaretten, reduzierte Aufnahme von Nahrung, Auslassen von Mahlzeiten und Ersatznahrungsmittel) als auch extreme Methoden (Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln und Diät-Pillen).
Unabhängig von den Essgewohnheiten der Familie war die Wahrscheinlichkeit für Mädchen, ein gestörtes Essverhalten zu entwickeln, höher als für Jungen. Innerhalb der fünf Jahre stieg die Anzahl der Essstörungen bei den Schülerinnen von 14,5 Prozent auf 23,9 Prozent an.
Bei den männlichen Teilnehmern machten die Forscher dagegen einen unerwarteten Fund: So neigten Schüler, die regelmäßig gemeinsam mit ihrer Familie aßen, zu ungesunden, aber weniger extremen Methoden der Gewichtskontrolle - sie ließen Mahlzeiten aus oder nahmen nur sehr wenig Nahrung zu sich.
Die Wissenschaftler ziehen daraus den Schluss, dass gemeinsame Mahlzeiten nur bei Mädchen eine vorbeugende Funktion gegen Essstörungen einnehmen. Dabei können laut Forschern unterschiedliche Gründe eine Rolle spielen: So ist es beispielsweise denkbar, dass Mädchen eher von der familiären Atmosphäre gemeinsamer Mahlzeiten profitieren und mehr in die gemeinsame Vorbereitung einbezogen sind. Zudem könnten bei Jungen andere Faktoren für das Essverhalten relevant sein, die von der Studie nicht erfasst werden.