Demnach seien die Vergiftungserscheinungen, die das Quecksilber verursacht, häufig unklar, so dass die Beschwerden lange übersehen werden können, schreiben die Professorin Christiane Bayerl von der Wilhelm-Fresenius-Klinik in Wiesbaden und der Dermatologe Björn Held in der Fachzeitschrift "Aktuelle Dermatologie" (2008; 34 (7): S. 274-278). Das Schwermetall lagere sich im Körper ab, was zu einer fortschreitenden Degeneration des Gehirns, der Leber, der Nieren sowie der Eingeweide führen könne. Die Parkinson-Krankheit finde sich bei mehrjährigen Belastungen mit Quecksilber, schreibt der Schweizer Heilpraktiker Daniel Albisser.
Zwei aktuelle Vergiftungsfälle entdeckt
Während einer schulmedizinischen Untersuchung in Mannheim waren zwei aktuelle Vergiftungsfälle entdeckt worden: Demzufolge hatten Kinder zweier Familien erhöhte Konzentrationen an Quecksilber im Urin. Auf die Entdeckung hin wurden sämtliche Familienangehörigen getestet. Das Ergebnis: Bei den Müttern und älteren Töchtern wurden bedenkliche Mengen des Schwermetalls im Urin und im Blut nachgewiesen.Wie gelangte das Quecksilber in den Körper der Betroffenen?
Sowohl die Mütter als auch deren Töchter hatten täglich eine Bleichcreme aufgetragen, heißt es weiter. Die stammte von Händlern auf einem ländlichen Markt im Kosovo, dem Heimatland der betroffenen Familien. Die Händler sollen die giftige Creme selbst zusammengerührt haben. Analysen der vermeintlichen Schönheitscreme ergaben, so berichten Bayerl und Held weiter, dass die Creme zu zwölf Prozent aus elementarem Quecksilber bestand.Die Creme gefährdet damit die Gesundheit, weil das Schwermetall über die Haut in den Körper dringt, wo es hauptsächlich in Leber, Nieren, Knochen und Gehirn gebunkert wird. Wegen seiner langen Halbwertzeit ist es nur schwer auszuscheiden. Daraus resultiert eine schleichende Vergiftung – im Fachjargon Mikromerkuralismus genannt. Da die Symptome der Vergiftung recht unspezifisch seien, werden sie nicht oder nur schwer mit dem Benutzen einer Hautcreme in Verbindung gebracht.
Warum litten nicht nur die Anwenderinnen sondern auch deren Angehörige an Vergiftungserscheinungen?
So soll eine Tochter einer der betroffenen Familien an chronischen Kopfschmerzen gelitten haben. Ihre Mutter hatte demnach zunächst an Gewicht verloren und Bluthochdruck entwickelt. Ein Bruder klagte über Konzentrationsprobleme, unwillkürliche Muskelbewegungen am Hals und wiederholte Bauchschmerzen.Die Vergiftung der Söhne, die die Bleichcreme gar nicht angewendet haben sollen, erklären die beiden Experten Bayerl und Held so: Das Schwermetall Quecksilber verdampfe bei Zimmertemperatur und werde so über die Luft eingeatmet oder die Nahrung aufgenommen. Die Aufnahme des Quecksilbers über die Nahrung sei insofern plausibel, weil die Mütter die Bleichcremes im Kühlschrank aufbewahrt haben sollen, heißt es weiter. Eine andere Erklärung sei außerdem, dass das giftige Schwermetall in die Nahrung gelangte, während die Speisen in Handarbeit zubereitet worden seien.
Welche gesundheitlichen Risiken birgt eine Vergiftung mit Quecksilber?
- Von Schwermetallen weiß man, dass sie bei Oxidationsreaktionen als Katalysator (Beschleuniger) aktiv werden können und so die Bildung sogenannter Freier Radikale fördern.
- Albisser berichtet außerdem, dass die Metallbelastungen Mineralstoffe und Spurenelemente wie Zink und Magnesium von Enzymstellen verdrängen und so den Stoffwechsel behindern oder gar blockieren.
- Chronisch erhöhte Konzentrationen an Schwermetallen können Eiweißstrukturen und damit auch die Antikörper unseres Immunsystems verändern. Die Folgen davon sind: Erhöhte Infektanfälligkeit, Autoimmunerkrankungen und Allergien.
- Fettstrukturen, die in jeder Zelle des menschlichen Körpers anzutreffen sind, können nach Albisser ebenfalls durch eine Schwermetallvergiftung verändert werden, was den Kreislauf von Nährstoffen, der in die Zelle und aus ihr hinaus führt, beeinträchtigt oder gar stört.
Wie behandelt man eine Quecksilbervergiftung?
Zu den Anzeichen einer Quecksilbervergiftung zählen nach Albisser:- unspezifische Depressionen
- Erregbarkeit
- Zittern
- Schwindel
- und Durchfall
Um das Quecksilber aus dem Körper der Betroffenen zu entfernen, wurden die erkrankten Familienmitglieder mit einem sogenannten Komplexbilder behandelt. Nach einwöchiger Therapie seien die Quecksilber-Konzentrationen im Blut der Betroffenen deutlich gesunken und einige der Symptome hätten sich gebessert, berichtet Professorin Bayerl.
Experten warnen: Quecksilber steckt häufiger in Schönheitscremes
Nach Ansicht von Bayerl und Held seien derartige quecksilberhaltige Schönheitscremes nicht selten und schon gar nicht eine Besonderheit des Kosmetikmarktes des Kosovos. Vergiftungen aufgrund der Anwendung von Bleich- oder Schönheitscremes werden auch immer mal wieder aus asiatischen Ländern gemeldet, bestätigen die Experten. Auch in Mexico und den Südstaaten der USA sollen demnach solche Kosmetika aufgetaucht sein.YaaCool meint: Vorsicht ist stets geboten, wenn Sie Bleichcremes oder Kosmetika mit ähnlichen Wirkversprechen im Internet oder auf den weniger geregelten Märkten diese Welt erwerben. Akzeptieren Sie lieber einen höheren Preis für ein von anerkannten Behörden geprüftes und zugelassenes Produkt, als eine selbstgemachte Creme, deren Zusammensetzung und gegebenenfalls unerwünschte Nebenwirkungen Sie nicht kennen!