Lippenstift: Erste Spuren in Afrika
Die anziehende Wirkung des Lippenstiftes haben schon die Menschen im alten Ägypten erkannt. Hier hatte der Lippenstift anscheinend schon vor über dreitausend Jahren prominente Fans: Die schöne Pharaonin Nofretete (um 1350 vor Christus) soll bereits die nachweislich im alten Ägypten gebräuchliche Form des Lippenstifts benutzt haben, um ihre Lippen in verführerisches Rot zu tauchen. Es handelte sich dabei um Farben wie Ocker und Pflanzensäfte, die mit einem Schilfrohr aufgetragen wurden. In der Gegend um Ur wurde bei Ausgrabungen ein Döschen mit Lippenfarbe gefunden, das auf die Zeit um 3500 vor Christus datiert wird.Im alten Ägypten haben übrigens auch die Herren der Schöpfung Gebrauch von der Lippenfarbe gemacht. Vor allem unter Kriegern war es üblich, sich die Lippen zu färben und auch die Augen zu betonen. Ob Lippenfarbe für Männer auch im heutigen Zeitalter wieder in Mode kommt, bleibt abzuwarten.
Bei den Griechen in der Antike (um 500 vor Christus) hätten sich so hochrangige Persönlichkeiten niemals in der Öffentlichkeit geschminkt gezeigt. Das taten nur Prostituierte, Künstlerinnen und sogenannte Hetären (gebildete, gesellschaftlich anerkannte Prostituierte).
Roter Lippenstift in England
Im üppigen Zeitalter des Barock schminkten sich die Damen bei Hofe sowie die Königin Elisabeth I. rote Lippen, die mit dem weiß gepuderten Teint kontrastierten. Die Rezeptur für die Lippenfarbe bestand aus Gips, Alabaster und Farbpartikeln. Unter Elisabeths später Nachfolgerin Königin Victoria im "viktorianischen Zeitalter" (um 1860), das auch im Übrigen sehr puritanisch war, galt Schminke als unschicklich und war bei Hofe gar verboten.Bemalte Lippen in Japan
Im alten Japan waren die Methoden der Lippenfärbung schon sehr viel näher an den Bestandteilen heutiger Lippenstifte: Dort benutzte Farben bestand aus Wachs, Honig und Pigmenten. Jede Frau der gehobenen Gesellschaft, die etwas auf sich hielt, bemalte sich die Lippen.Der Lippenstift: A Star is born
Wenn man an Queen Victoria denkt, die um 1860 das Tragen von Lippenstift und Schminke überhaupt verbot, kann man sich ungefähr vorstellen, was für einen Skandal die Präsentation des ersten Prototyps des heute bekannten Lippenstifts auf der Weltausstellung in Amsterdam 1883 auslöste. Ein Parfümproduzent hatte einen kleinen Stift, damals auch abfällig "sausage" (engl.: Wurst) genannt, aus Hirschtalg, Rizinusöl und Bienenwachs hergestellt, der in Seidenpapier gewickelt war. Dieser Stift galt nicht nur als Sünde, da die als Phallussymbol wahr genommene Form auch noch an den weiblichen Mund gehalten werden sollte, sondern er war damals auch noch fast unerschwinglich teuer.Der Siegeszug des Lippenstifts
Dass er mit der Zeit doch noch zu gesellschaftlicher Akzeptanz gelangte, verdankt der Lippenstift einmal Madame Sarah Bernhardt, einer französischen Filmdiva, und der – ebenfalls französischen - Firma Guerlain. Madame Bernhardt erkannte das Potential des "Stylo d´amour", wie sie den Lippenstift nannte und verhalf ihm so zu großer Popularität.Die Firma Guerlain kam im Jahr 1910 auf die Idee, den Lippenstift in eine Metallhülse zu packen, so dass auch die Sauerei in den Handtaschen der Vergangenheit angehörte.
Im Laufe der wilden Zwanziger Jahre hatte der Lippenstift dann endgültig die Herzen (oder Lippen) der Menschen erobert.
Endgültig für jeden erschwinglich und auch in fast jeder Handtasche zu finden, ist der Lippenstift in Deutschland, seit die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg das dort erfundene Drehpatent mitbrachten und der von Hildegard Knef beworbene Volkslippenstift für 1,50 Deutsche Mark das Stück eingeführt wurde.