Nicht allen Ausscheidungen jedoch sollten Sie mit Putzmaßnahmen zu Leibe rücken: Zum Beispiel ist das eklige Ohrenschmalz kein Schmutz, den Sie entfernen müssen! Im Gegenteil: Das meist klebrige Zeug ist Teil eines Selbstreinigungsprozesses, den Sie auf keinen Fall stören sollten.
Über das Ohrenschmalz
Das Ohrenschmalz ist ein gemeinsames Merkmal aller Lebewesen, die ihren Nachwuchs säugen. Es ist übrigens das einzige Sekret unseres Körpers, das stark bitter schmeckt. Chemisch gesehen ist Ohrenschmalz sauer. Sein wissenschaftlicher Name lautet Zerumen oder Cerumen. Es ist eine Mischung aus dem Sekret der Schweiß-, Fett- und Talgdrüsen im äußeren Ohr, abgestorbenen Zellen der Haut, verhornender Haut sowie gegebenenfalls im Gehörgang befindlicher Fremdkörper wie Staub- oder Schmutzpartikel. Ohrenschmalz gibt es in der feucht-klebrigen, gelbbraunen und in der trocken-krümeligen eher graubraunen Version. Es heißt, dass der feuchte Typ weiter verbreitet ist, da er vererbungstechnisch gesehen den trockenen dominiert. Das Gen ABCC11 auf Chromosom 16 soll verantwortlich dafür sein, ob Sie - wie viele Menschen in Nordostasien und die Ureinwohner Nordamerikas - trockenes Schmalz produzieren oder - wie die meisten Europäer - feuchtes.Über die Aufgaben des Ohrenschmalzes
Ohrenschmalz hält die Haut des Gehörganges feucht und geschmeidig. Und es sorgt für den Erhalt ihres Säureschutzmantels. Inhaltsstoffe wie das Enzym Lysozym, von dem man sagt, es sei fähig, die Zellwände von Bakterien zu zerstören, sollen Bakterien und Pilze bekämpfen und Insekten daran hindern, in den Gehörgang einzudringen. Dass das nicht immer funktioniert, zeigt das Beispiel des Jungen Jesse Courtney aus dem Bundesstaat Oregon, USA: Der Neunjährige hatte im Mai 2007 zwei Spinnen im Ohr, eine soll nach dem Ausspülen noch gelebt haben, sagte Dr. David Irvine dem US-Nachrichtensender CNN. Der Arzt hatte Jesse wegen eines Knisterns im linken Ohr behandelt.Über den Selbstreinigungsmechanismus der Ohren
Die Schweiß-, Talg- und Fettdrüsen im äußeren Gehörgang geben ein Sekret ab, das sich mit Staub und Schmutz und den abgestorbenen Hautzellen des Gehörgangs mischt. Der Transport nach draußen soll ähnlich funktionieren wie ein Fließband: Die Haut im Gehörgang wächst – zentrifugal und beginnend exakt von der Mitte des Trommelfells aus – langsam nach außen. Dabei nimmt sie die durch die Körperwärme meist recht schmierigen Sekrete und gegebenenfalls Fremdstoffe auf und transportiert das Ohrenschmalz über den Gehörgang in die Ohrmuschel – wo es uns mehr oder weniger entgegen quillt oder krümelt. Winzige Flimmerhärchen in ständiger Bewegung "schieben" das Ohrenschmalz in Richtung Ausgang – unterstützt von unseren Kaubewegungen.Über die Probleme, die zuviel Ohrenschmalz bereiten kann
Der eine produziert weniger, der andere mehr Ohrenschmalz. Wer viel von dem Zeug im Ohr hat, leidet häufig an sogenannten Ohrenschmalzpfropfen, in deren Folge Jucken, Hörschwächen bis hin zu Hörverlust oder dumpfe Druckschmerzen auftreten können. Abhilfe schafft in diesem Fall der Gang zum Hals-Nasen-Ohren- oder Hausarzt. Die entfernen den Pfropfen schnell und schmerzfrei – und das ist weder peinlich noch eklig, sondern ganz normal. Denn Ohrenschmalz ist kein Schmutz!Wenn Sie wissen wollen, wie Sie Ihre Ohren putzen können, ohne zerstörerisch in den Selbstreinigungsprozess einzugreifen, dann lesen Sie die YaaCool-Beiträge "Ohren brauchen (k)eine Putzanleitung" und "Ohren weg von Wattestäbchen & Co.".