Wattestäbchen sind ideale Putzmittel - zum Reinigen fitzeliger Kleinteile technischer Geräte oder zum Entfernen von Mascara, die beim Tuschen der Wimpern daneben gemalt wurde. Sie sollten die Dinger aber bitte niemals zum Reinigen der Ohren einsetzen. Warum nicht? Das steht hier.
Jeder hat sie dann und wann schon benutzt oder tut dies immer noch regelmäßig: Wattestäbchen sind als praktisches Reinigungsinstrument für die Ohren bekannt. Es gibt sie übrigens schon seit 1926, erfunden wurden sie von Leo Gerstenzang. Wattestäbchen werden auch Q-tips genannt: Das "Q" soll für "Qualität" stehen, das "tips" ist eine Anlehnung an den englischen Begriff "tip", der "Spitze" oder "Ende" bedeutet.
Wattestäbchen be- oder verhindern die Selbstreinigung der Ohren
Wer Wattestäbchen zum Putzen der Ohren benutzt, schiebt die etwa sieben Zentimeter langen Stäbchen weit in den äußeren Gehörgang, um dort befindliches Ohrenschmalz zu entfernen. Das Ohrenschmalz bleibt an den mit Watte aus Kunststoff oder Baumwolle umwickelten Enden des Stäbchens kleben und wird beim Herausziehen ans Tageslicht befördert. Das Ohr ist sauber! Und die Ohren muss man sich doch reinigen, oder?
Nein! Unsere Ohren sind dank eines Mechanismus in der Lage, sich selbst zu reinigen. Das klebrige Ohrenschmalz spielt dabei eine wichtige Rolle als Schutzmittel für das empfindliche Ohr. Mehr dazu steht im Beitrag "Schöne, saubere Ohren – ganz von selbst". Wer Wattestäbchen einführt, stört den natürlichen Selbstreinigungsprozess oder unterbricht ihn gar mit Gewalt: Das Ohrenschmalz, das kontinuierlich produziert wird, um die Haut im Ohr geschmeidig und feucht zu halten und Bakterien, Pilze und Insekten am Eindringen in beziehungsweise Einnisten in den Gehörgang zu hindern, bewegt sich ständig von innen nach außen. Ein Wattestäbchen, mit dem Sie im Ohr herumstochern, wirkt dieser Auswärtsbewegung entgegen und schiebt das Ohrenschmalz weit ins Ohr zurück, unter ungünstigen Umständen bis direkt vor das Trommelfell. Dort kann das Schmalz zu einem Pfropfen verklumpen, trocknen und hart werden. Die Folgen sind:
- plötzliche Hörschwäche bis hin zu einem Hörverlust,
- Geräusche im Ohr,
- ein dumpfes Gefühl von "Watte im Ohr"
- oder gar ein dumpfer Druckschmerz, wenn das Schmalz aufs Trommelfell drückt.
Einen Ohrenschmalzpfropfen entfernt der Hals-Nasen-Ohren- oder Hausarzt schnell und problemlos, indem er ihn absaugt oder mit einem Häkchen herauszieht (Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Ohren brauchen (k)eine Putzanleitung".).
Auch das Wattestäbchen selbst, das entweder aus Kunststoff oder Papier, seltener aus Holz ist, kann den Gehörgang verletzen. Winzige Hautwunden entstehen, die sich entzünden und zu Ekzemen führen können. Oder man verletzt mit dem Stäbchen das Trommelfell.
Wattestäbchen – sinnvoll eingesetzt
Natürlich haben Wattestäbchen ihre Existenzberechtigung! Sie sind – abgesehen vom Einsatz in den Ohren – ideale Putzmittel: Man kann damit beispielsweise die Zwischenräume der Tastaturen von Computern und andere klitzekleine Ecken in technischen Geräten säubern. In Kosmetikinstituten kommt man ohne sie kaum aus: Sie dienen als Putzmittel für daneben gemalte Wimperntusche, als Applikator für Lidschatten und Lippenstift und zum Bearbeiten aufgetragener Schminke. Man kann damit die Röhrchen von Outdoor-Trinkflaschen ebenso reinigen wie die Fugen von Badezimmerfliesen.
Ohrlöffelchen – Urwerkzeuge, die nicht ins Ohr sondern ins Museum gehören
Wenn man Wattestäbchen aus den Ohren verdammt, muss man Gleiches mit den sogenannten Ohrlöffelchen tun. Auch wenn schon unsere Vorfahren in der Bronzezeit ihre Ohren damit gereinigt haben sollen und sie somit zu den Urwerkzeugen der Kosmetik zählen.