Der Zahnmediziner Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Universität Witten/Herdecke weiß Rat: Er hat eine Studie zum Thema gemacht und beantwortet im YaaCool-Interview Fragen zur Wahl der passenden Zahnbürste.
Wer sich eine neue Zahnbürste kaufen will, sieht sich in manchen Läden einer unüberschaubaren Auswahl von Modellen gegenübergestellt. Die Hersteller der Putzgeräte machen es dem Kunden nicht gerade einfacher, präsentieren sie ihm doch in schöner Regelmäßigkeit neue Modifikationen an ihren Bürsten, die in der Werbung dann als bahnbrechende Innovationen angepriesen werden. Auch bezüglich der Härte der Borsten herrscht bei vielen Verbrauchern Verwirrung. Die Entscheidung für eine weiche, mittelharte oder harte Bürste fußt häufig auf persönlichen Vorlieben und seltener auf Wissen um die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle. Prof. Dr. Stefan Zimmer von der Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Witten/Herdecke hat erforscht, ob weiche oder harte Bürsten besser sind. Im YaaCool-Interview erzählt er von den Ergebnissen der Studie und davon, was man bei der Auswahl der Zahnbürste sonst noch beachten sollte.
YaaCool: Herr Prof. Dr. Zimmer, Sie haben in einer klinischen Studie untersucht, welche Vor- und Nachteile weiche und harte Zahnbürsten mit sich bringen. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Studie?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Eine harte Zahnbürste entfernt bei gleicher Putzzeit und -technik deutlich mehr Plaque - also Zahnbeläge - als eine weiche Zahnbürste. Allerdings verursacht sie auf Dauer auch wesentlich häufiger Zahnfleischverletzungen. Daher muss eine Empfehlung für den Einsatz von Zahnbürsten unterschiedlicher Härten das Vorhandensein von Zahnfleischverletzungen berücksichtigen. Wenn keine derartigen Läsionen auftreten, ist aufgrund der besseren Plaqueentfernung einer harten Zahnbürste gegenüber einer weichen der Vorzug zu geben. Treten hingegen Zahnfleischläsionen auf, so ist eine weiche Zahnbürste zu empfehlen. Als Einstieg und in unklaren Fällen ist eine Zahnbürste mittlerer Härte zu empfehlen.
Wie sind Sie denn bei Ihrer Untersuchung genau vorgegangen?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Wir haben 120 gesunde Testpersonen im Alter von 18 bis 65 Jahren nach bestimmten Kriterien ausgewählt und jeweils 40 eine harte, mittelharte oder weiche Zahnbürste nach dem Zufallsprinzip zugeteilt. Damit musste zweimal täglich zwei Minuten lang geputzt werden. Die Testpersonen durften während der gesamten Studiendauer von 8 Wochen außer dieser Zahnbürste und der für alle gleichen Zahnpasta keine weiteren Mundhygienehilfsmittel verwenden. Zu Beginn sowie nach vier und acht Wochen haben wir die Testpersonen im Hinblick auf Zahnbeläge und Zahnfleischverletzungen untersucht. Der Untersucher wusste nicht, welche Zahnbürste die jeweilige Testperson verwendet hatte.
Gelten die Ergebnisse der Untersuchung auch für die Aufsätze von elektrischen Zahnbürsten?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Nein, elektrische Zahnbürsten haben ganz andere Bewegungsmuster und sind mit manuellen Bürsten nicht vergleichbar.
Die Zahnbürsten-Hersteller bringen des Öfteren neue, nach eigener Aussage innovative Produkte auf den Markt. Deren Nutzen ist für den Verbraucher aber meist schwer einzuschätzen. Top-Modelle kosten teilweise über 5 Euro. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Bieten die neuen Zahnbürsten wirklich große Vorteile gegenüber den Billigmodellen für 50 Cent?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Nicht alles, was neu ist, ist auch gut. Häufig wird nur über Änderungen im Design versucht, neue Käufer anzusprechen. Deshalb sollte jedes neue Produkt auch klinisch untersucht werden. Für viele neuartige Zahnbürsten konnte dabei auch tatsächlich eine bessere Reinigungsleistung gezeigt werden. Gut sind Zahnbürsten, deren Borstenfeld sich der Zahnoberfläche gut anpasst und die eine Mischung aus längeren und kürzeren Borstenbüscheln aufweisen. Dadurch kann die Bürste besser in schwer zugängliche Bereiche wie zum Beispiel Zahnzwischenräume eindringen.
Was gilt es sonst bei der Auswahl der richtigen Zahnbürste zu beachten?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Wichtig sind wie gesagt die richtige Härte und die richtige Form. Die Bürste sollte gefallen, weil sie nur dann auch gerne benutzt wird. Außerdem: Auf keinen Fall Naturborsten wählen, die sind scharfkantig und Bakterienbrutstätten. Nur Nylonborsten, die am Ende abgerundet sind, kann ich empfehlen.
Oft liest man, dass man seine Zahnbürste alle zwei bis drei Monate wechseln sollte. Sind diese Zahlen gute Richtlinien sowohl für weiche als auch für harte Zahnbürsten?
Prof. Dr. Stefan Zimmer: Ja, eine Zahnbürste sollte aber bereits vor der Zeit gewechselt werden, wenn ihre Borsten sichtbar verbogen sind. Das geschieht bei weichen deutlich schneller als bei harten.
Vielen Dank für das interessante Interview!
Zur Person: Prof. Dr. Stefan Zimmer
Der Zahnmediziner Dr. Stefan Zimmer arbeitet am Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke. Zudem ist er Dekan dieser Fakultät.
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