Es ist eine hochinteressante Fragestellung, mit der sich mittlerweile viele Forscher beschäftigen: Wie wirkt sich die Infrastruktur des Wohnortes auf das Ernährungsverhalten eines Menschen aus? Lebt jemand ungesünder, wenn es viele Imbissbuden und Fastfood-Restaurants in der Nähe seiner Wohnung gibt? Eine klare Antwort auf diese Frage steht noch aus – und zwei aktuelle Studien zu diesem Thema liefern uneinheitliche Ergebnisse.
Die erste der beiden Untersuchungen wurde von Forschern der University of Alberta durchgeführt. John Spence und seine Kollegen arbeiteten mit dem sogenannten "Retail Food Environment Index" (RFEI). Dieser gibt an, wie viele Fastfood-Restaurants, Supermärkte und sonstige Nahrungsmittel-Einzelhändler im Umkreis der Wohnung eines Menschen liegen. Laut Spence gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem RFEI und dem Übergewicht einzelner Personen: Wer viele Imbissbuden in der Nachbarschaft hat, ist demzufolge tendenziell dicker. Der kritische Radius beträgt dabei ungefähr 800 Meter. Wenn sich die Fastfood-Restaurants im Umkreis von 1600 Metern befinden, habe das keine so großen Auswirkungen. Supermärkte in der Nähe gelten als förderlich für die Gesundheit: Zwar gibt es dort ebenfalls minderwertige Nahrungsmittel, jedoch überwiegt nach Ansicht vieler Forscher der positive Effekt des dort angebotenen frischen Gemüses und Obstes. Spence und seine Kollegen befürworten neue Gesetze. Zum Beispiel ließe sich die Dichte von Restaurants mit ungesundem Essen beschränken.
Zu anderen Ergebnissen kommen Ernährungswissenschaftler der Indiana University-Purdue University Indianapolis, auch wenn diese sich speziell mit den Auswirkungen der Infrastruktur auf das Ernährungsverhalten von Kindern beschäftigten. Dazu verglichen sie das Gewicht der minderjährigen Probanden zu einem Zeitpunkt, bevor Fastfood-Restaurants und Supermärkte in der Nähe eröffnet wurden, und danach. Das Ergebnis: Die neuen Angebote hätten keinen signifikanten Effekt auf das Gewicht der Kinder gehabt. Wichtiger seien vielmehr Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen, etwa Fußballfelder oder Basketballplätze. Wenn ein Kind in deren Nähe aufwächst, würde dies bei ihm nach Ansicht der Forscher aus Indianapolis für einen geringeren Body-Mass-Index sorgen.